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Thurgauer Jahrbuch 1995-070

Bibliografische Daten

fullscreen: Thurgauer Jahrbuch 1995-070

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Thurgauer Jahrbuch
Publikationsort:
Frauenfeld
Verlag:
Huber

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz408411988
Strukturtyp:
Ausgabe
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Thurgauer Jahrbuch 1995-070
Veröffentlichungsjahr:
1995-070-01

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz408411988_1995_070

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Thurgauer Jahrbuch
  • Thurgauer Jahrbuch 1995-070

Volltext

denn, es handle sich um ein Fleckchen Thurgauer Erde im 
Bannkreis des von ihm dutzendfach gestalteten Neugrüts 
oder eine andere «liebe Gegend», wie jene auf dem Erin 
nerungsbild aus der Sekundarschulzeit zwischen Heldswil 
und Degenau. 
Ein surrealistisch geschauter Strauch wächst förmlich aus 
dem mit verwandelten Formen pflanzlicher Gebilde be 
setzten linken unteren Bereich - nach der jungschen Schule 
der Sitz des kollektiven Unbewußten, der «irrationalen 
Fülle des Lebens» und eigentlichen Quelle des Kreativen. 
Rechts macht sich der Archetyp (eine in allen Menschen 
angelegte Urgestalt) des mütterlich Bergenden und Be 
wahrenden geltend: Gaia, die Mutter Erde, wie sie - und 
der Künstler mit ihr - dem weiblichen Nachtgestirn in 
einem weitausholenden Aufschwung die Referenz erweist. 
Ist damit in der Zeit des immer noch auftrumpfenden, aber 
merklich verunsicherten Patriarchats die Heraufkunft des 
Matriarchalen versinnbildet? Unser gegenwärtiges Kul 
turbewußtsein ruft es mehr und mehr in Erinnerung. 
Das Häslein, nicht etwa der behäbigere Typus Hase dürer 
scher Art, allemal aber ein Mondtier, ist dank seiner 
Fruchtbarkeit «zugleich mit dem Mond in die beständige 
Erneuerung des Lebens einbezogen» (G.-H.Mohr). In ge 
genläufiger Bewegung senkt sich baldachinartig der Zweig 
eines mit seinen roten Beeren behangenen Schneeball 
strauchs herab auf das in der «Höhle der Seele» (Anton B) 
ruhende Geheimnis des Lebens. Die malerische, jede be 
hagliche Idylle abweisende Poesie, die sich im kosmischen 
Bereich magisch verdichtet, verrät altmeisterliches Kön 
nen, zumal der Autodidakt Anton B damals berufeshalber 
nur abends und nachts (seiner bevorzugten Zeit) auf 
einem einfachen Eßtisch arbeitete... 
Das Ausweichen in die fiktive «Wirklichkeit» einer 
Traumwelt bildet nicht nur für den Künstler, sondern 
auch für die von den Massenmedien narkotisierten Zeit 
genossen nicht selten die einzige Zuflucht in «winterlicher 
Zeit». 
18
	        

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