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Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 2020-05

Bibliografische Daten

fullscreen: Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 2020-05

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Kultur
Untertitel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Publikationsort:
Dornbirn
Verlag:
Verein KULTUR - Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048
Strukturtyp:
Band
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 2020-05
Veröffentlichungsjahr:
2020

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048_2020_05

Artikel

Strukturtyp:
Artikel
Autor:
Füßl, Peter
Titel:
Corona-Krise - Abgang, (Sonnen-)Aufgang, Absage ...
Beteiligte Personen:
Füßl, Peter

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Kultur
  • Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 2020-05
  • Titelseite
  • Inhaltsverzeichnis
  • Corona-Krise - Abgang, (Sonnen-)Aufgang, Absage ...
  • "Wir sind nicht der Nabel der Welt, aber ein Fenster in die Welt!"
  • "Demokratie lebt aber von der Luft, vom Offenen, auch vom Risiko des Lebens."
  • Bildungspolitik in Coronazeiten - ein Chaos!
  • Innovativ-kreatives Musik- und Kulturerleben mit Abstand
  • Kunst, die das Jetzt abbildet
  • Individualverkehr versus öffentlicher Verkehr
  • Programmverschiebungen und Ausstellungsverlängerungen
  • Fette, aufgeblasene Kommentare zur Konsumgesellschaft
  • "Mit Siebenmeilenstiefeln in die Moderne"
  • Vom Wasser ins Internet
  • K3 Kulturvermittlung mit Lehrlingen
  • "Das stehen wir nur eine begrenzte Zeit durch"
  • Grenzen durch Bewegung überwinden
  • Zwischen den Stühlen
  • Von anagrammierten Graffitis, leeren Keramiksprechblasen und kooperativen Modellen
  • Großes Theater von Kindern und Jugendlichen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
  • "Windwerk" schafft einen neuen künstlerischen Entfaltungsraum
  • Augenblick verweile ...! Schafft Spielraum!
  • CD-Tipps
  • Ein unvergleichlicher Schatz
  • Vorletzte Seiten

Volltext

5 Kultur Juni 2020 — © Daniel Lienhard 
Dieses Heft wird am Tag der Angelobung der neuen Kultur- 
staatssekretärin Andrea Mayer druckfertig gemacht. Sie wer- 
den es eine Woche s päter in Händen halten, und alles, wirklich 
alles wird sich bis dann in Wohlgefallen aufgelöst haben. Alle 
Künstler*innen wer den mit Unterstützungen in vernünftiger 
und menschenw ürdiger Höhe aus ihrem prekären Dasein er- 
löst sein. Alle Kulturveranstalter*innen wer den mit prakti- 
kablen und verstandesmäßig nachvollziehbaren Richtlinien 
ver sorg t sein –samt realistischem Ausblic k auf baldige Fi- 
nanzspritzen für publikumsschwund-bedingte Ausfälle. Der 
langversprochene und heißersehnte Fördertopf für gemein- 
nützige Vereine wird endlich aufgestellt sein, sogar die KUL- 
TUR-Zeitschrift wird sich dann in einer Reihe mit unzähligen 
Bittstellern mit einem verbeulten Blechnapf in der Hand um 
einen Schö pfer heiße Suppe anstellen kö nnen – bildhaft ge- 
sprochen, natürlich. Das wird alles ohne Absolv ier en eines 
bürokratischen Doppelsaltos mit Dreifachschraube, schlicht 
mittels eines handhabbaren Formulars zu beantragen sein, 
rasch und unbürokratisch bearbeitet und bewilligt und um- 
gehend ausbezahlt wer den. Man wird wohl noch träumen 
dür fen ... 
Jedenfalls scheint die Kultur-Szene ungemei n motiviert zu 
sein, die programmatische Arbeit mit besonderer Verve wieder 
in Angriff zu nehmen und die in unendlich langen Warte- 
schleifen fast schon eingeschlafenen Ideen w ieder sprudeln zu 
lassen. Möglich gemacht hat das alles Andrea Mayer, deren 
Amtsübernahme einem wunderschönen Sonnenaufgang gl eich 
die K ulturszen e erwärmt hat. Oder in den Worten ausgedrückt, 
die Bundespräsident van der Bellen für seine langjährige Mit- 
a rbeiter in anlässlich deren Angelobung fand: „Sie bringen die 
besten Voraussetzungen für dieses Amt, für diese neue Auf- 
gabe mit, und Sie werden sicher dazu beitragen können, die 
Kunst- und Kulturszene wieder zurückzuführen in die Hoch- 
b lüte, die sie nun einmal hat. Die Kultur jedenfalls kann sich 
fre uen auf eine kompetente Krisenmanagerin, die diesem Be- 
reich, sag‘ ich mal, mit heißem Herzen zugetan ist.“ Sein Wort 
in Gottes Ohr, oder zumindest in jenem des Bundeskanzlers! 
Alle, die die ehemalige langjährige Sektionschefin für Kunst 
und Kultur kennen, sind begeistert – auch wir gestehen ihr 
gerne alle Vorschusslorbeeren zu, derer wir habhaft werden 
kön nen. Glückauf, Frau Staatssekretärin, wie wir Bergleute, 
die wir in den unerforschlichen Minen des Kulturbetriebs 
schürfen, gerne s agen. Möge der Licht- und Tonausfall anläss- 
lich ihrer Vorstellung durch Werner 
Kogle r auch schon der letzte im neuen 
Amt gewesen sein. 
Glück wird And rea Mayer jedenfalls 
brauchen, es sei denn, was für sie spre- 
chen würde, sie hätte den zuständigen 
Herren vor ihrem „Ja“ zum neuen Job 
bereits alle notwendigen Zusagen ab- 
gerungen. Sonst ist es ein Schleuder- 
sitz-Job, wovon die glücklose Ulrike 
Lunacek ein wohl garstiges Lied singen 
könnte . Ihr Abgang entbehrt nicht ei- 
ner gewissen Logik, vor allem beinhal- 
tet er aber auch ein tragisches Momen t, das sie gerne zum Ab- 
schied kommunizieren hätte dürfen. Unglückseligerweise 
zählen wir aber nicht zu ihren Redenschreibern, sonst hätten 
folgende Worte den Weg ins Mikrofon gefunden: „Hört ein mal 
alle her, ich bin die Staatssekretärin. Mein Chef ist der Bundes- 
minister für Kultur, dem sie ungefähr so am A ..., am Aller- 
wertesten vorbei geht wie meinem Überchef, dem Bundes- 
kanzler. Letzterer lässt Euch lei den, weil er Euch sowieso für 
linke Gfraster hält. Ich kann und konnte ohne die b eiden Her- 
ren genau null durchbringen und glaubt nicht, ich hätte auch 
nur ein Wörtlein verlauten lassen, das nicht vorher und nach- 
her der Mind-Control unterzogen worden wäre. Wenn ihr 
mich prügelt, prügelt ihr den Esel, statt den Reiter.“ Stattdessen 
drohte Frau Lunacek bei ihrem öffentlichen Abschied via TV 
l ieber Lukas Resetarits und Stermann/Grissemann mit einem 
Besuch derer Kabarettabende – hmmm! 
Schmerzhaft aber absolut richtig und nachvollziehbar ist die 
Entscheidung der Bregenzer Festspiele, das gesamte Programm 
auf den Sommer 2021 zu verlegen. Es wäre dem Ruf dieses 
einmaligen, internationalen Festivals nicht ger echt geworden, 
angesichts der fragwürdigen Bestimmungen, uneindeutigen 
Sachlage und unsicherer Planbarkeit irgendein notdürftiges 
Schrumpffestival vor ausgewähltem Publikum durchzuführen . 
Somit wer den diesen Sommer rund 250.000 Besucher*innen 
aus aller Welt nicht in den Genuss der künstlerisch hochste- 
hende n, aber auch ein großes Publikum ansprechenden Auf- 
führungen am See kommen. Unter diesem künstlerischen 
Aderlass haben in erster Linie natürlich auch die betroffenen 
Künstler*innen selber und alle in irgendeiner Weise mit den 
verschiedenen Produktionen verbundenen Produktivkräfte zu 
tun – hier geht es letztlich um Arbeitsplätze und Existenzen. 
Dabei haben wir das Wort „Umwegrentabilität“ noch nicht ein- 
mal in den Mund genommen: Das gebrauchen wir immer, um 
kulturdesinteressierten Menschen im Politik- und Wirt- 
schaftsbereich die Wichti gkeit und Bedeutung von Kunst und 
Kultur auf ihrem Level doch noch irgendwie hineinzugeigen. 
Eine ganze Region wird darunter leiden – kulturell, wirt- 
schaftlich, finanziell, jobmäßig, atmosphärisch. Und dasselbe 
gilt – vielleicht etwas regional begrenzter – ebenso für die 
Schubertiade, die gerade ihren August-Zyklus in Schwarzen- 
berg auch noch absagen musste. Angesichts solcher Ausfälle 
dürfte manches von dem, was die letzten, dem Corona-Wahn- 
sinn widerstehenden V eranstalter*innen unter großen Mühen 
und trotz finanzieller Unwägbarkeiten für den Sommer noch 
aus dem Hut zaubern wer den, wie ein Trostpflaster wirken. � 
Corona- Krise 
– Abgang, (Son- 
nen-)Aufgang, 
Absage ... 
Anmerkungen eines Heftmachers zur großen Krise, 3 
Peter 
Füßl Hoffentlich letztmalig ...
	        

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