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Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 2020-05

Bibliografische Daten

fullscreen: Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 2020-05

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Kultur
Untertitel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Publikationsort:
Dornbirn
Verlag:
Verein KULTUR - Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048
Strukturtyp:
Band
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 2020-05
Veröffentlichungsjahr:
2020

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048_2020_05

Artikel

Strukturtyp:
Artikel
Autor:
Grabher, Ariane
Titel:
"Mit Siebenmeilenstiefeln in die Moderne"
Beteiligte Personen:
Grabher, Ariane

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Kultur
  • Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 2020-05
  • Titelseite
  • Inhaltsverzeichnis
  • Corona-Krise - Abgang, (Sonnen-)Aufgang, Absage ...
  • "Wir sind nicht der Nabel der Welt, aber ein Fenster in die Welt!"
  • "Demokratie lebt aber von der Luft, vom Offenen, auch vom Risiko des Lebens."
  • Bildungspolitik in Coronazeiten - ein Chaos!
  • Innovativ-kreatives Musik- und Kulturerleben mit Abstand
  • Kunst, die das Jetzt abbildet
  • Individualverkehr versus öffentlicher Verkehr
  • Programmverschiebungen und Ausstellungsverlängerungen
  • Fette, aufgeblasene Kommentare zur Konsumgesellschaft
  • "Mit Siebenmeilenstiefeln in die Moderne"
  • Vom Wasser ins Internet
  • K3 Kulturvermittlung mit Lehrlingen
  • "Das stehen wir nur eine begrenzte Zeit durch"
  • Grenzen durch Bewegung überwinden
  • Zwischen den Stühlen
  • Von anagrammierten Graffitis, leeren Keramiksprechblasen und kooperativen Modellen
  • Großes Theater von Kindern und Jugendlichen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
  • "Windwerk" schafft einen neuen künstlerischen Entfaltungsraum
  • Augenblick verweile ...! Schafft Spielraum!
  • CD-Tipps
  • Ein unvergleichlicher Schatz
  • Vorletzte Seiten

Volltext

höhe zwischen Paula und Otto, die 1901 geheiratet hatten. 
Tief verbunden, trotz zeitweiser Entfremdung, war das Paar 
durch die geg ensei tige Wertschätzung in künstlerischen und 
menschlichen Belangen. Im intensiven Austausch kamen 
aber auch die Unterschiede zwischen den b eiden Künstler- 
persön l ichkeiten zutage, die sich stets ihr eigenes Profil be- 
wahrten. Otto malte in der ländlichen Abgeschiedenheit von 
Worpswede, in dieser Landschaft mit den beeindruckenden 
Farben, dem besonde ren Licht und dem hohen Himmel über 
dem Moor, den der mit den Modersohns bef reu ndete Rainer 
Maria Rilke als „Himmel von unbeschreiblicher Veränder- 
lichkeit und Größe“ beschrieb. Paula malte neben Landschaf- 
ten und Stillleben bevorzugt Menschen, darunter auch zahl- 
rei che Selbstbildnisse, Hauptwerke, aber auch Bildnisse, in 
denen sie Freiraum zum Experimentieren fand und ihren 
Status in Kunst und Gesellschaft (Ehe) hinterfragte. Unge- 
sc hönt, kon zent riert auf die dargestellte Person, den umge- 
benden Raum häufig ausgeblendet, frei im Umgang mit Far- 
ben und vereinfachten F ormen war ihr Werk kühn. Geprägt 
von den Ideen der Freikörperkultur porträtierte sich die jun- 
ge Künstlerin auch als Akt, was in jener Zeit erstaunte und 
gegen alle Konventionen verstieß. „Ich mag furchtbar gerne 
zwischen meinen A rbe iten schlafen und morgen s zwischen 
ihnen erwachen. Ich male lebensgroße Akte und Stillleben 
mit Gottvertrauen und Selbstvertrauen“, schrieb Paula Mo- 
dersoh n- Becker 1906 in einem Brief. 
Auf nach Paris 
Worpswede, von dem Paula als „Wunderland“ geschwärmt 
hatte, wurde ihr mit seiner idyllischen Landschafts- und 
Genremalerei bald zu eng. Sie träumte von Paris und in der 
Silvester n acht 1900 ma chte sie sich zum ersten Mal auf den 
Weg in die Kunstmetropole. Drei weitere, mehrmonatige 
Aufenthalte in der pulsierenden Großstadt folgten. Paula 
studierte, zeichnete im L ouvre, besuchte Ausstellungen, ließ 
sich sowoh l von ägyptischen Mumienporträts als auch von 
der Pariser Avantgarde inspirieren und schuf Meisterwerke. 
Zu den Highlights der L indauer Ausstellung zä hlen als wich- 
tige Leihgabe n aus dem Wuppertaler Von der Heydt M useum 
ihr „Mädchenbildnis mit gespreizter Hand vor der Brust“ 
(1905), der Halbakt einer „Mutter mit Kind an der Brust“ 
(1906) oder aber das „Stillleben mit Goldfischglas“ (1906/07). 
Unter den Exponaten zu Otto Modersohn s techen ein stim- 
mungsvoller „Abend im Moor“ von 1898, ein Porträt seiner 
Frau an der Staffelei von 1901 oder die „Lampionfahrt auf 
der Wümme“ von 1911 hervor. Spannende Gegenüberstel- 
lungen, die die unterschiedlichen künstlerischen Auffassun- 
gen hervorragend illustrieren, ergeben sich dort, wo Paula 
und Otto vor dems elben Motiv gearbeitet haben. Dazu zäh- 
len badende Kinder, ein M ädchen mit Hut an einem Birken- 
stamm oder „Elsbeth im Garten mit der Glaskugel“. Eine 
kle ine Weltpremiere hält die Lindauer Ausst ellu ng auch noch 
bereit: Von Paula Modersohn-Beckers 1902 entstandenem 
„Kopf eines Mädchens mit Medaillon“ ist erstmals auch die 
bis dato noch nie gezeigte Rückseite zu sehen. Die beiden 
dargestellten Frauen an einem Springbrunnen beweisen, wie 
modern die Malerin hier mit Maltechnik experimentiert hat 
und wie weit sie stilistisch gegangen ist.  �
	        

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