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Nellenburger Bote, Jg. 1877 (17)

Bibliografische Daten

fullscreen: Nellenburger Bote, Jg. 1877 (17)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Nellenburger Bote
Publikationsort:
Stockach
Veröffentlichungsjahr:
1861 - 1906
Verlag:
Fabian Sebastian Gulde'sche Buchdruckerei

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=522493-7
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Nellenburger Bote, Jg. 1877
Untertitel:
Verkündigungsbl. für d. Großh. Amts- und Amtsgerichtsbezirke Stockach und Meßkirch
Band, Heft, Nummer:
17
Publikationsort:
Stockach
Veröffentlichungsjahr:
1877
Verlag:
Eduard Stadtmann
Größe der Vorlage:
folio

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=522493-7_1877

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Nellenburger Bote
  • Nellenburger Bote, Jg. 1877 (17)

Volltext

Deutsches Reich. 
Karlsruhe, 29. Dezember. Nach bhöͤchster 
Verordnung vom Heutigen tritt das sog. Wasser⸗ 
gesetz mit dem 1. Januar 1877 in Kraft; gleich— 
zeitig ist eie Verordnung, vom Handelsmini⸗ 
sterium erlassen, im Verein mit den übrigen 
Ministerien erschienen, welche in 80 88 Bestim—⸗ 
mungen uͤber den Vollzug trifft; Spezialoerord⸗ 
nungen regeln die Bezeichnung der Stauhöhe, 
die Vorkehrungen zur Abwendung von Wasser⸗ 
zefahr und zur Hilfeleistung (Wasserwehrord⸗ 
aung), die Wasserpolizei im engern Sinne, end⸗ 
lich die Feststellung und Erhebung der Fluß— 
und Dammbaubeiträge. In diesem Jahr findet 
letztnals ihre Erhebung nach dem Edikt von 
1816 statt. Die vorschußweise Uebernahme der 
Fluß⸗ und Dammbaubeittäge auf die Hauptkasse 
erfolgt dann, wenn die Beiträge einer Gemeinde 
zum Fluß⸗ oder Dammbau 42,, 8 von je 100 
M. des Grund⸗ und Huaͤusersteuerkatasters der 
Gemeinde und 7 à. von je 100 M. der eben 
da aufgenommenen Gewerbesteuerkapitalien über— 
steigen einschließlich des Steuerkapitals der Ge⸗ 
meinden. 
Karlsruhe, 29. Dezember. Uasere Pferde— 
bahn ist nun vom Mühlburger Thor bis nach 
Gottesaue vollendet, und erübrigt jetzt nur noch 
der Bau der Strecke durch die Karl-Friedrich 
straße nach dem Bahnhof. 
— Die letzte Volkszählung hat für das 
Land außer den im Dienst befindlichen Mi— 
litärpersonen (14,962) eine Bevölkerung von 
1,446,600 Personen ergeben; davon in Städten 
811,160, auf dem Land 1,0860402. Ehen be— 
standen 228,688, daruter gemischte 14,260; 
unter obiger Bevoͤlkerung befinden sich 1,390,4438 
Badener, 57,303 sonstige Reichsangehörige, 
13,811 Reichsausländer. Blinde gab es 766, 
(1 auf 1098 Einwohner,) Taubstumme 1784 
(1 auf 811) 
Wiesbaden, 29. Dezember. Das k. 
Kreisgericht dahier verurtheilte heute den Muͤhlen⸗ 
besitzer D. aus Weißkirchen, welcher beschuldigt 
war, gefälschtes Mehl (durch Beifügung von 
Schwerspat) zum Verkaufe gebracht zu haben, 
zu 3 Monaten Gefängniß, 1000 AM. Geldstrafe, 
Verlust der buͤrgerlichen Ehrenrechte auf ein 
Jahr und Tragung der Kosten Fuhrmann O. 
von dort, welcher Beihülfe hiezu geleistet hatte, 
erhielt ¶ Monat Gefängniß, sowie Tragung der 
stosten. (B. Anz.) 
Von der Bergstraße, 28. Dezember 
Am 24. v. M. forschte die in Großsachsen statio 
airte Gendarmerie in dem kathot. Schulhause 
nach einem Todten, der dahin verbracht worden. 
Es stellte sich aber heraus, daß ein solcher in 
dem alten kathol. Schulhause in Leutershausen 
zu finden sei, der in Folge eines bei der dor⸗ 
ligen Bürgermeisterwahl erhaltenen Stiches, den 
er aber seither dem Arzte verheimlicht haben 
soll, gestorben sei. Untersuchung ist eingeleitet. 
Auslaud. 
Wien, 29 Dezember. Gerüchtweise ver⸗ 
lautet von einem neuerlichen Attentat auf ein 
oͤsterreichisches Schiff unterhalb Belgrad. Auf 
den Dampfer „Hildegard“ soll geschossen wor— 
und allein wahrhaft verschönt? 
Das junge Maädchen bildete einen seltsamen 
Contrast zu ihrer Umgebung. Ein faltenreiches, 
weißes Atlasgewand floß in schweren Falten auf 
die kleinen, elegant beschuhten Fuͤße nieder, prächtige 
zgelbliche Spitzen, an deren Aechtheit keine Kenner 
zweifeln konnte, waren im Staude, den Neid des 
ganzen schönen Geschlechts herauszufordern, und 
die strahlenden Diamanten, die den Hals und die 
Arme des Mädchens schmückten, schienen nur für 
eine Koͤnigin bestimmt. Ein Kranz von Orangen⸗ 
blüthen und ein lang herabwallender Schleier ver⸗ 
vollstaͤndigten den Anzug. 
Bisweilen glitt ein schmerzliches Lächeln uͤber 
Margarethens bleiches Antlitz und ein Frösteln 
durchrieselte ihre zarte Gestalt. Unaufhaltsam rückte 
der Zeiger der altmodischen Stutzuhr vorwaͤrts, 
aber noch immer verkuͤndete nicht das Rollen eines 
Wagens, daß der erwartete und gefürchtete Augen ⸗ 
blick nahe. Nur noch 10 Minuten und die fest 
gesetzte Stunde war da. Eile hatte der hochge⸗ 
borene Graf von Herwig gewiß nicht, die Tochler 
des Advokaten als seine Gattin heimzuführen. Da 
— Margarethe horchte hoch auf, waͤhrend ihr Ant⸗ 
den sein. Die Richtung, woher der Schuß ge 
yummen, ift noch nicht ermittelt. 
Wien, 29. Dezember. Hiestge Blaͤtter 
melden aus Belgrad: Der vorgestern ange⸗ 
ommene russische General Nikitin tritt an die 
Ztelle Tschernajeff's, welcher nicht mehr zurück 
ehrt. General Nikitin hielt eine Revue über 
aͤmmtliche serbische Abtheilungen ab und sagte 
»em serbischen versammelten Oifizterkorps: er 
ei auf Befehl des Kaisers gekommen, um das 
Tommando zu übernehmen, und betonte zugleich, 
daß alle in dem russischen Corps dienenden 
Ausländer in den Verband der russischen Armee 
reten. Die Corpskommandaaten erhielten Be— 
'ehl, unverweilt an ihre Bestimmungsorte, sämmt 
iche anwesenden Freiwilligen, an die Drina ab— 
—VXW 
— Auch in Oesterreich scheinen jetzt mili⸗— 
ärische Vorbereitungen für etwaige kriegerische 
kreignisse in Fluß zu kommen. Es werden 
3 Armeekorps zu je 30,000 Mann marschbereit 
zemacht, wovon das erste seinen Standplatz in 
Siebenbürgen hat, das zweite an der Save, 
das dritte in Dalmatien Zum Generalstabs 
hef ist Generalmajor Guren bestimmt. 
— Zwei Trupps Kosaken des Kaiser Niko— 
aus von Rußland escortirten s. 3. einen Zug 
holnischer Revolutionsmänner Ihrer Entrü— 
tung über das Verbrechen der Rebellen gehörig 
Ausdruck zu geben, riefen sie auf dem ganzen 
Wege: „Es lebe die Constitution!“ Der Zu— 
all führte den Zaren an dem seltsamen Zuge 
»orbei. Als derselbe diese merkwürdigen ver 
yönten Laute ausstoßen hörte, ritt er auf den 
Trupp zu und fragte den Anführer barsch, was 
»enn die Kerle mit ihrem Geschrei sagen wollten 
„Wer die Constitution ist, Vaͤterchen“, antwortete 
er Hetman dem Kaiser, den er für einen höheren 
Difizler hielt, gemüthlich, „wissen wir nicht 
s wird wohl die Frau vom Großsürsten Con 
tantin sein.“ — So ädnlich geht es den Herren 
dosaken auch heute. Die wenigsten von ihnen, 
»eren Kriegsbegeisterung und Türkenhaß in Aller 
Munde ist, wissen, warum sich's in dem bevor⸗ 
tehenden Kampfe handelt. Die braven Kosaken 
cheinen die Türken nicht einmal von anderen 
stationalitäten unterscheiden zu koͤnnen. Oft 
hören deutsche Berichterstatter, wie sie die Türken 
nit den Deutschen verwechseln und die furcht 
ꝛarsten Flüche gegen uns letztere ausstoßen, 
veil die Deutschen angeblich ihre rechtgläubigen 
Brüder bedrängten! 
Kischeneff, 24. Dezember. Der Zustand 
des Großfürsten Nikolaj hat sich heute bebeutend 
»erschlimmert. Man ist in der Umgebung des 
Hroßfürsten sehr besorgt, und wurde schon gestern 
aach Petersburg um ärztlichen Sukkurs tele« 
zraphirt. Wie es heißt, soll auch eine medi— 
inische Notabilität aus Wien berufen werden. 
In Folge dieser Verhältnisse verbreitet sich das 
Berücht, daß auf einen Ersatz des schwer er— 
krankten Großfürsten Bedacht genommen werden 
müsse, und Generaladjutant v. Kaufmann be—⸗ 
zeichnet wäͤre, eventuell den Oberbefehl der Süd— 
armee zu übernehmen. Selbstverständlich sind 
dies Gerüchte, die, wennaleich von militärischen 
reisen ausgehend, offenbar doch nur ein Pro⸗ 
dukt der momentanen Sachlage sind. 
(Pol. Korr.) 
litz noch bleicher wurde und die kleinen Haͤnde, 
deren Eleganz kein Handschuh beeinträchtigen konnte, 
sich krampfhaft zusammenballten, als habe sie einen 
Kampf auf Leben und Tod zu bestehen — durch 
das Brausen des Sturmes hörte man den schnellen 
Trab zweier Rosse und kaum ein paar Minuten 
später trat Advocat Werner in Begleitung eines 
anderen jungen Mannes in das Gemach. Marga 
rethe wagte kaum den Blick zu erheben. 
Erstaunt blickte der Mann einen kurzen Mo— 
nent auf das schöne-Mädchen und seine dunkeln, 
zlaͤnzenden Augen druͤckten den höchsten Grad von 
Ueberraschung aus, aber gleich darauf legte sich 
ein spöttisches Laͤcheln um seinen Mund und sich 
in Herrn Werner wendend, sagte er in kurzem 
doch hoͤflichem Tone: 
„Ich halte es für durchaus nothwendig, Ihnen 
n Gegenwart Ihrer Fraulein Tochter noch einmal 
den Grund zu wiederholen, warum ich in eine 
Verbindung mit derselben willigte, damit es zu 
einerlei Unklarheit zwischen uns kommen, und uns 
ofort unsere gegenseitige Stellung angewiesen ist. 
Meine Finanzen standen, zum Theil durch die 
Schuld meiner Vorfahren, zum Theil durch meint 
New Vork, 27. Dezember. Nach Berichten 
zus Meriko vom 9. v. M. wird die Regierung 
des Jalestas, welche in Queretaro ihren Sitz 
zenommen hat, von 11Staaten anerkannt, ber. 
selben steht eine Truppenzahl von 12,000 Mann 
zur Verfügung. Die Streitkräfte des Porfirio 
Diaz, welche 18,000 Mann stark sind, halten 
die Staaten Mexiko, Hidalgo, Puebla, Oaraka 
aund Veraeruz besetzt. 10,000 Mann von ihnen 
Aben sich gegen Iglestas in Marsch gefeht. 
Die hier am 10 d. Me. veröͤffentlichte Nachricht 
aus Matamoras, wonach der bishecige Praͤsident 
Jerdo de Tejada gefangen genommen und mehrere 
WMitglieder seines Cabineis hingerichtet waͤran, 
zat noch keine weitere Bestätigung gefunden 
us Stadt und Land. 
Verantwortlich Ed. Stadtmauu 
Stetten, 28. Dezember Unser Ort waͤre 
während der verflossenen Feiertage beinahe der 
Schauplatz eines großen Unglückes geworden. 
Die Ehefrau des J G. Mayer von hier und 
deren etwa 16 Jahre alte Tochter waren in 
ihrem Backyause mit Backen beshäftigt und 
schlossen, ehe die Kohlen im Ofen ganz ver⸗ 
zrannt waren, die Ofenklappe zu. Kaͤrze Zeit 
darauf kam zufällig die Ehefrau des Joh Mogg 
in das Backhaus. Letztere fand die Küche von 
Rauch und die beiden Frauenzimmer betaubt 
auf dem Boden liegend. Im Begriffe nach 
dilfe zu eilen, ftel auch sie zur Erde, konnte 
ach aber glücklicher Weise wieder empormachen 
ind die Straße erreichen. Der schnell herbei— 
zeeilten Hilfe ist es allein nur zu verdanken, 
»aß wenigstens 2 Menschenleben vom sichern 
Erstickungstode gerettet wurden. 
Neueste Nachrichten. 
Konstantinopel, 30. Dezember. Der 
Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Saw- 
'et Pascha, theilte amtlich den Vertreteru der 
Pfotte im Auslande mit, daß der Waffenstill- 
tand bis zum 1. März 1877 verlänagert 
vorden. 
Paris, 30. Dezember, Abends. Der Mo— 
niteur schreibt: Die Hoffnung auf Erhaltung 
des Friedens sei festzuhalten, obgleich kon— 
statirt werden müsse, daß bisher die Stimmung 
der Pforte nichts weniger als versöhnlich erscheine. 
Verschiedenes. 
— Durch Achsenbrüche an einem öster⸗ 
reichischen mit Zucker beladenen Packwagen ge⸗ 
riethen auf der Thüringer Eisenbahn in der 
Kacht vom 20. auf den 21 Dezember etwa 
15--20 Wagen eines Güterzuges zwischen Er⸗ 
furt und Vieselbach aus den Schienen Glück- 
licherweise sind keine Personen dabei verunglückt, 
uch im Bahnverkehr durch diesen Unfall keine 
Störungen entstanden. Ein Schaffner wurde 
don seinem Sitze auf einem Kirschbaum ge⸗ 
schleudert, ohne Schaden zu nehmen und ein 
anderer kam zwischen Saäͤcke zu liegen, wo es 
nit einigen unbedeutenden Quetschungen abging. 
Fra— 
rter Gold⸗Kurs. 
A. 
.16 v 
16 30 
20 332388 
2W⸗·Franken⸗St... 
Pistolen.. 
Engl. Sovereigns. 
eigene, so schlecht, daß dieselben einer Stütze be— 
durften, sollte meine eingeschlagene Carriere nicht 
ine Unmoͤglichkeit werden. Sie, als mein Haupi- 
Hläubiger, erstrebten für Ihre Fräulein Tochter eine 
laͤnzende Stellung, und da Sie dieselbe durch eine 
Zerbindung mit dem altadeligen Namen der Gra⸗ 
en von Herwig erreichen konnten, so war uns 
Beiden durch eine Trauung geholfen. Noch ein⸗ 
nal wiederhole ich indessen, daß ich mich meiner 
Pflichten als ledig erachte, sobald der Priester den 
Segen über diese Ehe ausgesprochen. Sind Sie 
mit dieser Erklärung zufrieden, mein Fräulein?“ 
„Durchaus, Graf von Herwig,“ entgegnete 
Margarethe mit ihrer klangvollen Stimme, welche 
indessen dieses Mal so voll schneidender Kaͤlte war 
wie sie nur jemals in den Ton derselben hinein⸗ 
nulegen vermocht. Einen Augenblick hatte sich ein 
värmeres Gefühl in ihrer Brust geregt, als ste 
in das männlich⸗schöne Antlitz des Mannes blickte 
»ꝛem ste von nun ab angehören sollte; aber seine 
kalte, heizlose Anrede erstarrte eßs zu Eis. Sie 
erhehlte es sich zwar nicht, daß sie kein anderes 
Entgegenkommen erwarten durfte, aber was war 
dieser Mann besser als sie? (gorts. folgt.)
	        

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