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Höhgauer Erzähler. Verkündungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen, Meßkirch, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld und Stühlingen, Jg. 1853 (12)

Bibliografische Daten

fullscreen: Höhgauer Erzähler. Verkündungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen, Meßkirch, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld und Stühlingen, Jg. 1853 (12)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Höhgauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen und Radolfzell
Publikationsort:
Engen
Verlag:
Anton Roos

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=344181-7
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Höhgauer Erzähler. Verkündungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen, Meßkirch, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld und Stühlingen, Jg. 1853
Band, Heft, Nummer:
12
Publikationsort:
Engen
Veröffentlichungsjahr:
1853
Verlag:
Anton Roos'sche Buchdruckerei
Größe der Vorlage:
21,0 x 26,7 cm

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=344181-7_1853

Kapitel

Strukturtyp:
Kapitel
Titel:
Zeitungen

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Höhgauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen und Radolfzell
  • Höhgauer Erzähler. Verkündungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen, Meßkirch, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld und Stühlingen, Jg. 1853 (12)
  • Register zu den amtlichen Verordnungen und Bekanntmachungen
  • Zeitungen

Volltext

Höhgauer Erzuähler. 
——————— —& 
Verkündungs -Nlatt 
für die Großh. Amtsbezirke Engen, Meßkirch, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld und Stühlingen. 
—Engen, Samstag J1. Januar 1833. 
Uro. 1. 
Das Gesellenwesen. 
Während in andern Ländern und Staaten diesem 
in's soziale Leben tief eingreifenden Gegenstande seit 
längerer Zeit die vollste Aufmerksamken zugewendet 
vird, hat es bisher unsere Volkspresse nicht einmal der 
Mühe werth gefunden, ihn auch nur von Weitem zu 
berühren. Waͤhrend anderwaͤrts durch edle Menschen—⸗ 
und Volksfreunde zur Hebung des Gesellenstandes be— 
reits große Anstrengungen gemacht wurden und auch 
schon herrliche, dem Gemeinwobi ersprießliche Früchte 
sich gezeigt haben; liegt bei uns diese ernsie Angelegen⸗ 
heit in Nacht und Nebel begraben. Es wäre gewiß eine 
anverzeihliche Unterlassungssünde, wenn wir bei der 
dringenden Forderung unserer Zeit, auch der Gesellen⸗ 
welt einen bessern Geist einzuhauchen, und bei der gro⸗ 
hen Hoffnung auf günstigen Erfolg, welche durch die 
da und dort gemachten Versuche sich zur Gewißheit stei⸗ 
gert, diese hochwichtige Frage der Gegenwart nicht we⸗ 
nigstens anregen würden 
„Die Zeiten ändern sich und die Menschen mit ihr“, 
ist ein altes Wahrwort. In bessern vergangenen Ta⸗ 
gen, wo das Familienleben unter dem Handwerker⸗ 
stande noch ungetrübt, christlich und patriarchalisch war, 
da war es auch mit den Gesellen ganz anders beschaffen, 
als heutzutage. Der Geselle wurde als ein Mitglied der 
Familie und des Hauses betrachtet; der Meister war 
sein Vater, sein Rathgeber, sein Erzieher, sein Freund; 
in der Familie des Veisters fand er, ferne von den 
Seinigen, in weiter Fremde, ein zweites Vaterhaus; 
die Religion hob jeglichen Unterschied auf und der Ge⸗ 
felle lebte vergnügt und zufrieden in dieser neuen Hei⸗ 
math, denn er hatte Herzen um sich, die er lieben konnte 
and hatte Herzen gefunden, die ihn wieder liebien Die 
Arbeit ging froͤhlich und munter von statten und nach 
zewissenhaft vollbrachtem Tagesgeschaäͤfte fand er im ge⸗ 
selligen Kreise der Familie eine herzlichere Ansprache 
and eine erquicklichere Erholung als in Herz und Geist, 
deib und Seele tödtenden Nachtschwärmereien oder im 
Wirthshause bei losen Zechbrüdern Wollte Gott, die— 
ses schöne Verhältniß wäre nicht mit der Zeit zerstört 
worden Aber die Religionslosigkeit der höhern Staͤnde 
senkte sich bleiern auch in das Mark des Bürger⸗ und 
Handwerkerstandes hinab und die Auflösung der Zünfte 
und ihrer Innungen trug gleichfalls nicht wenig zum je⸗ 
tzigen beklagenswerthen Zustande bei Der Meister 
wurde ein Herr, ein Fabrikant, der den Geselien ais 
einen fremden um Lohn bezahlten Arbeiter belrachtel 
und ihn nur in so ferne schäͤtzte, als er durch dessen Fleiß 
und Geschicklichkeit gewann. Der Geselle Ae nicht 
mehr in seiner Familie bleiben, das fruͤhere vaͤterlid 
Verhältniß hörte auf, er verlor damit seine Heimath, 
seine Familie, die ihn so nothwendig liebenden Herzen 
ind er stand einsam und alsein, sich selbst überlaffen 
Xaußen unter wildfremden Menschen. So wurde das 
Wirthshaus sein bester und einziger Trost und das La— 
der seine liebste und alleinige Erholung. Wie der Mei— 
ter seinen Gesellen zum Haͤus und aus dem häuslichen 
Berbande hinausgestoßen hatte, so floh jetzt der Ge— 
elle hinwiederum auch den rechtschaffenen Meister vom 
alten Schlag; denn die Stille des Hauses langweilte 
hn, das Bischen Rest von Zucht und Ordnung, das 
noch übrig geblieben, wurde ihm zur Qual, das Fa— 
nilienleben war auch da nicht immer anziehend genug 
ind an die Stelle des bisherigen Familenleben? trat 
as Wirthshausleben mit all seinen unausbleiblichen 
chlimmen Folgen. Der Geselle mußte, wenn er anders 
anter seiner Brüderschaft geachtet seyn wollte, mitma— 
hen; unter dem Worte, Fortschritt? verbarg sich die 
pöllige Vernichtung und Auflösung aller religösen und 
ittlichen Schranken. Die Gesellen wurden keine kleine 
Macht gegenüber den Meistern; sie wurden Burschen 
m Sinne der deutschen Studenten, ihre ganze Den— 
ungsart, ihre Lebensweise, ihre Kleidung, ihre Ver— 
rüderung, Alles war durch und durch burschikos ge⸗ 
vorden und in mancher deuischen Universitätsstadt ste⸗ 
en nicht unerhebliche Thätigkeiten zwischen Studenten 
ind Gesellen vor, welche zum Beweife dienen, von wel⸗ 
hem Korpsgeiste die Gefellen durch und durch erfüllt 
ind beseelt waren. So trennte sich der Gesellenstand 
mmer schärfer von jedem andern Element⸗ der Gesell⸗ 
chaft los, bildete ein für sich bestehendes Ganzes, einen 
nach Innen und Außen abgeschlossenen Verein und 
nachte als solcher im Stillen und unvermerkt Riesen⸗ 
hritte in seiner Entwicklung; der Gesellenstand wurde 
ine furchtbare Macht durch seine Verbrüderung, seinen 
hm innewohnenden republikanischen Geist, durch seine 
zanze innere und äußere Richtung. Wenn diese Macht 
»es Gesellenstandes im gegenwärtigen Augenblick auch 
arniederzuliegen und der Muth desselben durch herbe 
ehren und Erfahrungen gebrochen zu seyn scheint; so 
st doch soviel gewiß, daß er noch immer Macht genug 
vesitzt, um dem ganzen Koͤrper der bürgerlichen und po— 
itischen Gesellschaft furchtbar zu werden. der Gesellen⸗ 
dand ist zur Stunde noch eine Mine, stark genug, das 
zanze Gebäude unserer künstlichen Staats und Re 
zierungsformen in die Luft zu speengen. Wer die re⸗ 
volutionären Umsturzversuche in den Jahren 1848 und 
1849 auch nur oberflachlich betrachtet, wird sich gestehen 
müssen, daß der Gesellenstand keine kleine Probe von 
seiner in Gaͤhrung gerathenen Kraft abgelegt hat und
	        

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Höhgauer Erzähler. Verkündungs-Blatt Für Die Großh. Amtsbezirke Engen, Meßkirch, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld Und Stühlingen, Jg. 1853. Anton Roos’sche Buchdruckerei, 1853.
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