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Höhgauer Erzähler. Verkündungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld, Stühlingen und Bonndorf, Jg. 1850 (9)

Bibliografische Daten

fullscreen: Höhgauer Erzähler. Verkündungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld, Stühlingen und Bonndorf, Jg. 1850 (9)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Höhgauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen und Radolfzell
Publikationsort:
Engen
Verlag:
Anton Roos

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=344181-7
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Höhgauer Erzähler. Verkündungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld, Stühlingen und Bonndorf, Jg. 1850
Band, Heft, Nummer:
9
Publikationsort:
Engen
Veröffentlichungsjahr:
1850
Verlag:
Anton Roos'sche Buchdruckerei
Größe der Vorlage:
20,6 x 26,3 cm

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=344181-7_1850

Kapitel

Strukturtyp:
Kapitel
Titel:
Zeitungen

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Höhgauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen und Radolfzell
  • Höhgauer Erzähler. Verkündungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld, Stühlingen und Bonndorf, Jg. 1850 (9)
  • Register zu den amtlichen Verordnungen und Bekanntmachungen
  • Zeitungen

Volltext

Höhgauer Erzühler. 
Verkündungs-BPlatt 
fuͤr die Großherzogl. Amtsbezirke Engen, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld, Stühlingen und Bonndorf. 
—8 1. Engen, Dienstag J. Januar 
1830. 
Der Höhgauer Erzähler an seine Leser und 
Freunde zum neuen Jahre. 
Ein neues Jahr!l Welch' inhaltsschweres Wort, wenn 
wir erwaͤgen all' die möglichen Loose, die in seinem dun⸗ 
keln Schooße verborgen liegen! Hatte nicht von Jugend⸗ 
zagen an der erste Tag des Jahres eine geheimnißvolle 
Macht über unsere wenn auch noch dunkeln Gefühle? Be⸗ 
zrüßten wir nicht in reifern Jahren in ihm die ersehnte 
Zeitmarke, die wir mit beflügeltem Schritte hinter uns 
ließen; froh — mit ibr so manche drückende Beschwerde 
abgestreift zu haben; hoffend — daß das Alte abge⸗ 
schlossen und uns im neuen Jahre schönere Sterne leuch⸗ 
ten werden? Und nun erst heute — beim Rückblicke auf 
eine solche Vergangenheit! Wer sollte sich nicht Glück 
wünschen, an der Graͤnzscheide eines Jahres angekommen 
zu seyn, das uns so viele bittere Erfahrungen um theuren 
Lehrpreis überlassen?! Nur allzudeutlich ausgeprägt und 
in schauerlicher Farbenfrische stehen noch vor der Seele 
manches Schwergeprüften die Bilder der Vergangenheit: 
das Blitzen dröhnender Feuerwaffen — das Rollen des 
Kriegsdonners — das Einstürzen friedlicher Menschen⸗ 
wohnungen — das wirre Feldgeschrei — die zerstampf⸗ 
len Sagtfelder — die zitternde deutsche Vatererde, die 
ihren Mund aufgethan, das Blut ihrer eigenen Söhne 
zu trinken — der Jammer schwer betroffener Familien — 
und dann: das unheilvolle Ende so manches Tiefbethör⸗ 
ten! Und wo immer auch nur die Kunde der Ereignisse 
hingedrungen, — hat nicht auch sie tiefe Wunden geschla⸗ 
gen und Verzagtheit, Mißmuth und Verwirrung allent⸗ 
halben als einzige Wegweiser an den Heerstraßen des 
Vaterlandes aufgestellt?! 
Aber all' diese schweren Erlebnisse, sie sind nicht ver⸗ 
loren; denn sie haben eine seit langeher vergessene Wahr⸗ 
heit an's Licht gestellt. Mit Flammenschrift ist in's Ta⸗ 
gebuch der Menschheit eingetragen die alte Völkerlehre: 
„Wo Gott das Haus nicht bauet — da ist 
Der Arbeiter Müh'n vergeblich!“ 
Waren sie denn alle so morsch und unbrauchbar die 
Steine, die man zum Ausbau des deutschen Vaterhauses 
zusammengetragen? O nein! Sie waren vielfältig ge— 
graben und zu Tage gebracht aus einem reichen Schachte 
menschlicher Erkenntniß und Vaterlandsliebe. Aber die 
Bauleute, während sie bauten mit der einen Hand, wehr⸗ 
ten mit der andern nicht dem Feinde, — nicht dem verfuͤh⸗ 
rischen Ehrgeize, nicht der Selbstsucht, der Rechtsverach⸗ 
iung, der Gewaltthat; sie machten den Feind vielmehr 
zum Bundesgenossen, tranken aus dem Taumelkelche, 
vertrauten auf das „Nichts“ — und so entfielen Ham⸗ 
mer und Spate der gelähmten Hand. Die Menschen 
bauten — aber sie bauten ohne Gott! — und 
deßhalb sank der Bau, im Entwurfe ein Riesenwerk, zum 
läglichen Trümmerhaufen herab; gerade noch groß ge— 
nug, als ernstes Mahnzeichen der Richtigkeit geträumter 
Menschengröße dazustehen. 
Doch auch uns sey es vergönnet, vom alten Jahre 
zu scheiden. Mit Erfahrungen reich ausgestattet, geben 
wir nicht ohne Hoffnung der Zukunft entgegen. Mag 
auch das faule Saatkorn sich dem Staube vermählen, 
das bessere wird aus seinem lebensvollen Keime Früchte 
reiben; — das hoffen wir von dem Lenker der Geschicke, 
der es auch im verflossenen Jahre allein noch gut gemeint 
nit seinen Menschenkindern und während diese wuͤd zer⸗ 
dörten, sich in einem seltenen Erntereichthum 
als Erhalter kund gethan; durch dessen Führung allein 
's uns gelingen wird, mit dem neuen Jahre auch einer 
zessern Zukunft zuzuschreiten. Möge jenes Gesicht, das 
in dem Auge des Sehers alter Zeit vorüberzog, sich auch 
an unsern Geschicken wiederholen: „Es ging vorüber der 
Sturm — das Erdbeben — das Feuer, in denen 
der Herr nicht war, der erst als stilles Wehen — 
des Friedens — folgte.“ 
Aber auch an uns wird es seyn, uns bessrer Zeiten 
werth zu machen; denn auf uns selbst, auf unserm 
redlichen Bemühen muß großentheils die schön're Zukunft 
ruhen. Je lebhafter wir es fühlen, einer großen und schwe⸗ 
ren Zeit anzugehören, desto weniger darf es uns genü— 
zen, Kinder der Einbildungskraft zu seyn, sondern Män⸗ 
jer, die auf dem Boden der Wirklichkeit stehen; die nicht 
zur berechnen, was sie wollen, sondern auch was sie 
'önnen und dürfen! Alle Mahnzeichen der Zeit aber 
weisen übereinstimmend hin auf das Eine, was vor 
Allem noth thut: Es werden Hohe und Niedere — es 
verden die verschiedenen Stände des Volks durch die 
That zu bezeugen haben, daß sie ein Herz für einander, 
Bertrauen zu einander besitzen; daß sie Recht und Bil 
igkeit bewahrend das wahrhaft Bessere vereinigt fördern; 
damit nicht, was der Eine hofft, dem Andern Gegen— 
dand des Schreckens sey; daß fich vielmehr die weite 
cluft des unheilvollen Meinungskampfes schließe und 
is uns vergönnet sey, bald den Freudentag zu begrü— 
jen, an dem das Vaterland wieder allen feinen Söh⸗ 
ien offen stehen wird. Nur aus dem Geiste solcher 
Eintracht wird sich die Einigkeit, aus Mäßigung 
und Rechtsachtung die wahre Freih eit, aus Einfach— 
heit und treuer Pflichterfüllung der Wohl stand erhe⸗ 
ben und hieraus allein der alte Ruhm des deutschen 
Reichs erstehen. 
Für diese Güter — und für sie auf dem bezeichneten 
Wege zu wirken: das wird auch im kommenden Jahre
	        

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Höhgauer Erzähler. Verkündungs-Blatt Für Die Großh. Amtsbezirke Engen, Stockach, Radolfzell, Blumenfeld, Stühlingen Und Bonndorf, Jg. 1850. Anton Roos’sche Buchdruckerei, 1850.
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