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Höhgauer Erzähler, Jg. 1849 (8)

Bibliografische Daten

fullscreen: Höhgauer Erzähler, Jg. 1849 (8)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Höhgauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen und Radolfzell
Publikationsort:
Engen
Verlag:
Anton Roos

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=344181-7
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Höhgauer Erzähler, Jg. 1849
Band, Heft, Nummer:
8
Publikationsort:
Engen
Veröffentlichungsjahr:
1849
Verlag:
Anton Roos
Größe der Vorlage:
20,6 x 26,3 cm

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=344181-7_1849

Kapitel

Strukturtyp:
Kapitel
Titel:
Zeitungen

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Höhgauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen und Radolfzell
  • Höhgauer Erzähler, Jg. 1849 (8)
  • Zeitungen
  • Politische Wirtshausbilder aus Muckenhirnhausen

Volltext

LCBeilage zum Höhgauer Erzähler.) 
— 242 29 0 
Politische Wirthshausbilder 
aus Muckenhirnhausen. 
(Ein badisches Flugblatt.) 
Mitgetheilt vom Stuttgarter Vaterländischen Verein als Beilage im Schwäbischen Merkur. 
Die Ausgabe dieses schon vor längerer Zeit gedruckten Blattes wurde durch die letzten ernsten Ereignisse verhindert und dadurch hin⸗ 
ausgeschoben, wird aber auch jetzt noch nicht als veraltet erscheinen. 
Das Kämmerle im Wirthshaus zum Sternen. 
¶Der Sternenwirth sitzt am Ofen, die Wirthin am Fenster 
und strickt, ein Gast tritt ein und ruft unter der Thür:) 
Kätherle, einen Schoppen, heut' trinken wir aber Achter! 
Guten Abend, Sternenwirth; — ah, guten Abend, Frau Ger⸗ 
trud, wie geht's, wie steht's? 
Sternenwirth. Guten Abend, Herr Schoppenmeier! 
Wirthin. Nun, wie's geht? wie man's treibt, so geht's, 
und die Zeiten werden immer schlechter (steht auf, um wegzu⸗ 
gehen). 
Schoppenmeier. Ei, ei, Frau Sternenwirthin, wohin? 
Ich vertreib' Euch doch nicht von Euerem Plätzchen? 
Wirthin. Ihr allein nicht, aber wenn Ihr kommt, so 
seyd Ihr immer der Vorreiter vom wilden Heer, und dem geh' 
ich aus dem Weg; auch kommen dann bald die Leute hinaus in 
die Stub', und da giebt's zu thun. Erhitzt Euch nicht zu arg, 
Ihr seyd jetzt schon ganz echauffirt und habt g'wiß noch viel auf 
dem Herzen. 
Schoppenmeier. Schau, schau, d'grau Gertrud, immer 
spitzig, immer spitzig, was bab' ich Euch denn zu Leid gethan? 
Wirthin. Was Ihr mir zu Leid gethan? Die Hornissel 
habt ihr mir in's Haus gebracht, und seitdem sind die Bienen 
fortgezogen (geht aus dem Zimmer). 
Schoppenmeier. Teufelsvolk, die Weiber, wenn sie es 
einmal auf etwas gepackt haben; Eure Frau ist doch so eine halbe 
Aristokratenschlange, die's nicht verwinden kann, daß der Herr 
Pfarrer und der Bürgermeister und das Pack nicht mehr in's 
Haus kommen, seit wir unser republikanisch Lager da aufgeschla— 
gen haben. Na, so gut wir sie aus dem Sternen vertrieben ha⸗ 
ben, werden wir sie auch noch weiter vertreiben, bis sie ganz 
fort sind, nachher können sie meinetwegen in die Sonne oder in 
den Mond ziehen. (Das Mädchen stellt einen Schoppen auf den 
Tisch.) No, Kätherle, wie geht's7 Getröft't, daß der Feldwe⸗ 
bel hat wieder abmarschieren müssen, hat dem Kätherle sein Herz 
im Tornister mitgenommen, he? R 
Kätherle. Ihr habt Euch freilich leichter trösten können; 
denn Ihr habt. ja die Kurrasch' nimmer g'habt, im Städtchen zu 
bleiben, seit Euch der Feldwebel hat sagen lassen, er hab' ein 
Wort mit Euch zu reden. 
Schoppenmeier. Oh, oh, oh, Kurrasch' nicht g'habt, 
Geschäfte hab' ich gehabt bei meinem Schwager, die mich so lange 
aufgehalten haben; wär' er nur noch da gewesen, wie ich wie⸗ 
der zurückgekommen bin, ich hätt' — 
Kätherle. No, was hättet Ihr denn? 
Schoppenmeier. Ich — ich hätt' schon gewußt, was ich 
zu thun hätt', es geht aber die Mamsell nichts an. 
Kätherle. No, Ihr könnt noch dazu kommen; er hat mir 
geschrieben, sie werden nächstens die Quartier' wechseln, und da 
ämen sie wieder hierher, aber dasmal auf länger, und ich soll 
zen Bürgermeister bitten, daß er ihm ein Billet zu Euch aufheb'. 
Wenn Ihr nur nicht wieder Geschäfte bei Euerem Schwager in 
dumpendingen über die Zeit habt, es wär' schad' dafür. * 
Schoppenmeier. Was, schon wieder Eiuquartierung? da 
vird nichts d'raus, wir leiden's nicht, und wenn nur ein Kor⸗ 
»oral mit sechs Mann in die Stadt kommt, so versetzen wir 
zas Ministerium in Anklagestand; kein Mann darf mir in die 
Ztadt, oder es giebt, bei Gott, böse Geschichten; sie sollen sich 
n Acht nehmen, wenn unsere Geduld zu End' geht. 
Kätherle. Ja, ja, so habt Ihr gerade gethan, wie sie's 
rfie Mal kommen sind, und wie sie da waren, so seyd Ihr bald 
urchbrennt, und die andern Schreier haben sich nicht gemuckst, 
ind die ordentlichen Bürger sind froh um die Einquartierung ge⸗ 
vesen, weil sie Euch das Handwerk auf eine Zeitlang gelegt ha⸗ 
en; jetzt seyd aber nur zufrieden, sonst schreib' ich Euer Geschwätz 
aarklein dem Feldwebel. 
Schoppenmeier. Kätherle, Kätherle, du hast da einen bö⸗ 
en Handel angefangen mit dem Feldwebel, das wird dir noch 
ziel Herzleid bringen; denn das Soldatenvolk, das muß mir aus—⸗ 
zerottet werden mit Stumpf und Stiel; vom General bis zum 
dorporal müssen sie alle in's Zuchthaus, oder wir verkaufen sie 
n eine Kolonie über's Meer, wo der Pfeffer wächssst, und die 
Soldaten — die müssen alle an der Chaussee Steine klopfen. 
Kätherle. Nehmt Euch nur in Acht, Herr Schoppenmeier, 
aß der Feldwebel das Steinklopfen nicht zuerst an Euch einstu⸗ 
zirt (geht in's Wirthszimmer). 
Sternenwirth. Mit der werdet Ihr nicht fertig, wenn 
ich's um den Feldwebel handelt; nehm's dem Mädel aber gar 
nicht übel, 's war ein Prachtkerl, der Feldwebel, hab' immer 
elbst mein' Freud' an ihm gehabt, wenn er Abends kommen ist, 
mmer lustig, ruhig und zufrieden, wenn man ihn hat gehen las⸗ 
en, aber ein wahrer Teufel, wenn er losgefahren ist, wenn's 
hm Einer zu bunt getrieben hat. Ich vergess' mein Lebtag nicht, 
r ist einmal Abends am Fenster beim Kätherle gesessen, und da 
st so ein Schlapphut h'rein gekommen, ein Fremder, muß so ein 
erdorbener Schreiber gewesen seyn, der setzt sich zu denen Sol⸗ 
»aten hin, und will die aufhetzen gegen ihren Hauptmann. Da 
zeht einer von den Soldaten hin zum Feldwebel, sagt dem was 
's Ohr, der Feldwebel aber rührt sich nicht, schwätzt noch eine 
Zeit lang mit dem Kätherle fort, steht dann ruhig auf, geht zu 
dem Gast hin und sagt: So, jetzt ist's genug, packt ihn hinten 
am Grnick, zieht ihn aus der Bank r'haus, schüttelt den Kerl ein 
baar Mal, wie mein Rattenfänger ein' Ratt', und dann zur
	        

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