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Höhgauer Erzähler, Jg. 1846 (5)

Bibliografische Daten

fullscreen: Höhgauer Erzähler, Jg. 1846 (5)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Höhgauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen und Radolfzell
Publikationsort:
Engen
Verlag:
Anton Roos

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=344181-7
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Höhgauer Erzähler, Jg. 1846
Band, Heft, Nummer:
5
Publikationsort:
Engen
Veröffentlichungsjahr:
1846
Verlag:
Anton Roos
Größe der Vorlage:
20,7 x 25,0 cm

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=344181-7_1846

Kapitel

Strukturtyp:
Kapitel
Titel:
Zeitungen

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Höhgauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für die Großh. Amtsbezirke Engen und Radolfzell
  • Höhgauer Erzähler, Jg. 1846 (5)
  • Zeitungen

Volltext

Höhgauer Erzähler. 
VnO. F. 
Samstag, 3. Januar 
1846. 
— — — 
Josef Speckbacher. 
Bruchstück aus dem Tproler Befretungskriege. 
( Von Augull Lewald.) 
Durch den Frieden von Preßburg, im Jahre 1805, 
war Tyrol von Oesterreich losgerissen und dem neuen Kö⸗ 
nigreiche Bayern zugetheilt worden. Die Einwohner des 
Gebirgslandes, ein kraͤftiger Schlag, einfältigen Sinnes, 
der Religion ihrer Väter ergeben und ihr altes Stammhaus 
vie ein Kind feinen Vater liebend, waren mit jedem Wech⸗ 
sel, den ihnen eine fremde Politik über ihr Schicksal ver⸗ 
zängte, schr unzufrieden. Zu dieser Mißstimmung kam 
zun noch hinzu, daß Bayern auch in Tyrol seine sogenann⸗ 
en reformatorischen Umgestaltungen durchsetzen wollte, und 
endlich, daß es ihm darum zu thun war, aus seinen Er⸗ 
werbungen auch Vortheil zu ziehen, um dem Aufwande, 
den ihm die Erhebung zum Koͤnigreiche zu bestreiten aufer— 
segte/ genügen zu können. Tyroh ist aber keine reiche Pro⸗ 
oinz; zu so einfachem Leben, wie es der Tyroler zu führen 
zewohnt ist, langen eben die Erträgnisse aus, werden ihm 
edoch Lasten auferlegt, so muß er darben, um sie zu er⸗ 
—DD—— 
mit seiner seit Jahrhunderten bestehenden Schußzherrschaft 
und dachte nie daran, die Provinz für seine Finanzen aus⸗ 
zubeuten; es ließ den Tyroler bei seinem religiösen Glau⸗ 
hen, bei seinen alten Landesgebräuchen, bei seinem Handel 
und Wandel, und dicß kittete die althergestammte Anhäng— 
lichkeit, die sich bei früheren Angelegenheiten auch schon kund⸗ 
gegeben hatte, noch fester. 
Als im Jahre 1809, zu Anfang desselben, der Aus⸗ 
hruch eines Krieges zwischen Frankreich und Oesterreich un⸗ 
vermeidlich schien, suchte man von letzterer Seite aus der 
Stimmung der Tyroler für sich Nutzen zu ziehen. Es er⸗ 
chienen vertraute Männer, von Wien abgeschickt, unter 
den Landleuten, um sie zu erforschen, was sie wohl thun 
würden, wenn Bayern, im Falle eines Krieges, im Lande 
rekrutiren wolle; Tyroler zogen dagegen nach Wien, um 
dort geheime Instruktionen zu holen, und Alles schaute voll 
Vertrauen auf den geliebten Erzherzog Johann, der unter 
dem Alpen volke lebend, sich so vollständig mit demselben 
verzweigt hatte, und der in diesem verhängnißvollen Mo— 
mente im lebendigsten Vekehre mit ihm stand. 
Bald war die Sache der Bayern im ganzen Lande von 
allen Einwohnern aufgegeben, und sie standen zu Oecstreich 
allein. Ein Mann, der bis dahin vom Roßhandel lebte, 
dabei den Säumer machte, d. h. mit Waaren über Saum⸗ 
pfade durch's Gebirge zog, und ein kleines Wirthshaus, 
um Sand genannt, in dem abgeschiedenen und wilden Pas—⸗ 
eyerthale besaß, war auch schon mehreremale in diesen An⸗ 
zelegenheiten in Wien gewesen, um die Sache des Aufstan⸗ 
des zu organisiren, wenn die Zeit gekommen seyn würde. 
Dieß war Andreas Hofer, der aus seinem schlichten be— 
chraͤnkten Kreise plötzlich auf die Höhe der Regierungsge⸗ 
chaͤfte erhoben, und als Führer im Felde siegreiche Gefechte 
»estand, die ihm die Bewunderung der Welt verschafften. 
Zeinen treuen Sinn, sein Talent, Ordnung in die gähren⸗ 
»en Leidenschaften zu bringen, seinen Muth und seine Va⸗ 
erlandsliebe, die er mit dem Tode besiegelte, kann niemals 
Tadel treffen. Allein er war nicht der Einzige, der sich in 
ener Zeit glänzend hervorthat. Es ist eine überraschende 
ind nicht wegzuläugnende Erscheinung, daß in Tagen all⸗ 
zemeiner Gefahr und großer Ereignisse nicht gerade die 
MNänner, die durch ihre Stellung, die sie in ruhiger Zeit 
innahmen, und durch die Erwartungen, die sich hieran 
nüpften, auch immer das Große vollbringen, zu dem sie 
igentlich berufen wären, sondern daß alsdann aus der 
Masse des Volkes die Schützer, Retter und Ordner erste⸗ 
sen, an die man früher nicht dachte, deren Namen man mit 
olchen Dingen nicht in Einklang zu bringen wußte. Wer 
es noch bezweifeln könnte, welch' eine geistige Kraft in dem 
Volke ruht, der schlage diese Blätter der Geschichte nach, 
ind er wird Beispiele und Belege dazu fast in allen Län— 
dern finden. Ist es nun aber nicht die Pflicht, jene Kraft 
u wecken und zu fördern, ohne dazu die außerordentlichen 
Zebel abzuwarten, die sie zum Ausbruch leiten, und ruht 
uicht in ihr die einzige und natürliche Stütze der Throne? 
Eine Geschichte jenes Tyroler Aufstandes zu geben, liegt 
zußer der Grenze dieses Artikels; wie er zu Stande kam, 
st weltbekannt, und welchen Ausgang er nahm, ist es ebenso. 
Was wir hier beabsichtigen, ist, die Gestalt eines Mannes 
mm scharfen Umrissen zu schildern, der ebenso wie Hofer aus 
inem unscheinbaren Lebenskreise zur Höhe und Wichtigkeit 
zeschichtlicher Begebenheiten geführt wurde, umsichtiger und 
rfolgreicher sich darin zeigte, und seinem mitkämpfenden 
Henoͤssen nur darin nachsteht, daß er nicht wie dieser zu der 
vöchsten Würde im Lande erhoben wurde, und nicht dessen 
infierblichen Ruhm genießt, den Tod des Martyrers durch 
die Kugeln empfangen zu haben. Er war dafür glücklicher; 
überlebte den unglücklichen Hofer, sah Oestreich nach dem 
lorreichen Siege uͤber die Franzosen wieder über sein Va⸗ 
erland herrschen, und durfte sich der wohlerworbenen Aner⸗ 
ennung seiner Thaten noch viele Jahre erfreuen. Dieser 
Mann ist Josef Speckbacher. 
Speckbacher war von Geburt ein Unterinnthaler; seine 
Wiege stand zu Gnadenwald, einem Dorfe unweit der 
Stadt Hall; sein Geburtstag war der 14. August 1768. 
Zein Vater war ein begüterter Mann, der seinen acht Kin⸗ 
ern ein — Vermögen hinterließ. Sein Geschlecht 
zatte sich Rets durch Muth und Tapferkeit hervorgethan. 
Zchon sein Großvater schlug sich mit Auszeichnung gegen 
die Bayern unter Max Emanuel, und wenn der junge Jo⸗
	        

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