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Stockacher Tagblatt, Jg. 1935 (75)

Bibliografische Daten

fullscreen: Stockacher Tagblatt, Jg. 1935 (75)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Stockacher Tagblatt
Untertitel:
Nellenburger Bote, Hohenfelsische Nachrichten
Publikationsort:
Stockach
Verlag:
Karl Willi; Chr. Stamminger; Stockacher Tagblatt GmbH; Seebote GmbH

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=3066705-7
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Stockacher Tagblatt, Jg. 1935
Untertitel:
Nellenburger Bote, Hohenfelsische Nachrichten
Band, Heft, Nummer:
75
Publikationsort:
Stockach
Veröffentlichungsjahr:
1935
Verlag:
Karl Willi; Chr. Stamminger; Stockacher Tagblatt GmbH; Seebote GmbH
Größe der Vorlage:
folio

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=3066705-7_1935

Kapitel

Strukturtyp:
Kapitel
Titel:
Zeitungen

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Stockacher Tagblatt
  • Stockacher Tagblatt, Jg. 1935 (75)
  • Zeitungen

Volltext

IL 
ees 
5 
p 
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achatzreij. 
*140 N. vae die Aastt 1.200 Am. (einschlichlich 30 Pfg. Poit⸗ „ die umm Hohe Reklamezeile 10 Pfg. — Tetegramm-Rdrcsse: Tagblatt Stockach. — Telefen: Gesschaftsselle Stockach Ne. 320. 
Aungeigenvreis: Die einspaltige am⸗ eile oder veren Raum 8Pfa.. Bostscheckkonio: Karlsruhe 81 42. Zahlungs⸗ und Erfüllungsort: Stockach 
Nr.“ 
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Stockach, Mitswoch, den 2. Jonuar 1935. 
74. Johrgang 
—xx 
Prosit Neujahr! 
Problems würde — immer nach dem „Daily Tele— 
graph“ — den Weg für die Bereinigung anderer Fra— 
ren freimachen. Geplant soll sein ein Scchs-Mächte— 
Pakt, dem außer Frankreich und Italien Deutschland, 
Jugoslawien, Ungarn und die Tschechosslowakei ange— 
Hören sollen. Unker dieser Voraussetzung glaubt man, 
—A 
lawien auf Grund von beiderseitigen Zugeständnissen 
Fortschritte machen könnte. 
Für wesentlich wird die Beleiligung Deulschlands 
aen Es soll jedenfalls zur Beteiligung an diesem 
ertrage und „anderen Pakten“ ausdrücklich eingela— 
den werden. Im „Daily Telegraph“ heißt es dann wei— 
er: „Falls Deutschland dieser Einladung folgt, und 
alls es dann bereit ist, mit den übrigen Mächten eine 
Konvention über die Beschränkung der Rüstungen ab— 
zuschließen, würden die ehemaligen Alliierten naturge— 
näß ihrerseits bereit sein, Teil 5 des Versailler Ver— 
trages für ungültig zu erklären, wamit die für Deutsch— 
and geltenden Rüstungsbeschrünkungen automatisch auf⸗ 
gegeben würden.“ Der Artikel betont weiter, daß man 
n französischen Regterungskreisen angesichts des Frie— 
denswillens des Reichskanzlers hoffe, zu Anfang des 
neuen Tahres zu einer allgemeinen Einigung zu koni— 
37Pn 
Prosit Neujahr! Hunderttausende, Millionen haben 
es sich X haben bei einem Glase Wein oder bei 
einem Glas Punsch sich zugetrunken, haben es mit La— 
chen, Scherzen oder auch mit einem ernsten Unterton 
zueinander gesprochen; manche es in weinseliger Laune 
in großer Gesellschaft, andere nur mit den Liebsten zu— 
sammen, wieder andere es jedem Fremden, dem sie be— 
gegneten, zugerufen. Viele hat es gegeben, die nicht 
den Augenblick-erwarten konnten, da das alte Jahr voll⸗ 
endet war, das neue seine Herrschaft angetreten hat, sie 
haben sich schon vorher beglückwünscht, andere warie— 
sen bei offenem Fenster, bis der Glockenton den Einzug 
des neuen Jahres im ganzen Land verkündete. Prosuͤ 
Neujahr! 1934 ist voruüber mit seinen Leiden und Freu— 
den, und dem, was es jedem an Schmerzlichem und 
Guten brachte. Wie wird 1935 werden? Niemand 
reißes, aber alles hofft auf einen guten Verlauf. 
Wer mag wohl daran denken, was das heißt dieses 
Wort prosit. Es kommt aus dem lateinischen prodesse 
und heißt, es möge dir nützen, es möge dir helfen. 
Wenn sich dieses Wort, das heute niemand mehr als 
ein Fremdwort empfindet (7), in die deutsche Sprache 
eingebürgert hat und von ihr aufgenommen worden ist, 
kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Man 
sagt, es stamme aus der Zeit, da Deutschland von schwme— 
ren Seuchen heimgesucht wurde und daß mam es sich 
zuerst sagte, wenn jemand nieste; denn das soll das 
Zeichen dafür gewesen sein, daß die Macht der Krank— 
heit gebrochen war, daß der Betreffende sich auf dem 
Wege der Besserung und endgültigen Heilung befand. 
OAb es wahr ist, wer will es bezweifeln, wer mit Sicher⸗ 
heit behaupten? Jedenfalls das empfindet jeder, daß 
Prost und Prosit so viel bedeuten soll wie, es möge 
dRir gut gehen, alles was du tust, möge dir gut auslau— 
fen, ich wünsche dir Glück. Und in diesem Sinne sagen 
auch wir Prosit Neujahr! —* 
Der Jahreswechsel bedeutet für viele nicht ollein die 
Feier der Sylvesternacht, in der er im Kreise von 
Freunden und Bekannten fröhlich besammen ist, halb 
im Schmerz halb im Ernst die Zukunft durch allerlei 
geheimnisvolle Mittel, wie durch Bleigießen, Schwim— 
menlassen von Nußschalen, in denen kleine Lichtlein 
brennen, durch Obstschalenwersen, durch Kartenlegen 
»der durch Wahrsagen aus der Hand erforschen will, 
ondern zugleich auch ein Sichselbstbesinnen, ein Sich 
rechenschaftablegen über das, was man getan hat, ohb 
nan immer recht gehandelt hat, ob man immer darauf— 
inwirkte, sein Lebensziel zu erreichen oder ob man 
richt durch augenblickliche Genüsse, durch die Verfüh 
ung der Stunde oder ein Sichselbstaufgeben vom ge 
aden Weg abwich. Ja, noch mehr, dieses Ueberlegen 
zieses Insichgehen, sollte jedem zur selbstverständlicher 
ßewohnheit werden, wenn das Jahr wechselt. Denr 
seujahr bedeutet doch immer einen Marktftein im Le— 
nen eines jeden Einzelnen. Einmal sollte jeder zu 
ieser Selbstbestimmung kommen, denn nur so kann er 
ewußt sein Leben in bestimmte Bahnen lenken. 
Für manchen bedeutet der Jahreswechsel nicht nur 
ine besinnliche Betrachtung über das Vergangene, eine 
zeiern der Stunde, sondern es schleichen sich sehr prok— 
ische und nüchterne Gedanken ein, er muß im wahrsten 
Sinne des Wortes, sich Rechnung geben und überlegen, 
oie er auskommen soll. Was sind nicht alles für Zah 
ungen zu leisten. Steuern müssen beglichen werden 
ie Miele ist aufzubringen, Rechnungen für Gas, Elek 
rizitäͤt und Telephon kommen, Neusahrsgelder sind zu 
ahlen, an den Milchmann. an den VBäcker, an di— 
ienstboten und was sonst noch jeder Einzelne für Ver— 
flichtungen hat. 
VNrosit Neujahr! Können wir unseren Lesern e. 
oas Besseres wünschen, als daß für sie das neue Jahr 
lücklich sei, daß es für jeden einzelnen sowie für die All— 
remeinheit unter einem lichten Stern stehen möge? 
Wenn wir daran denkten, welch shlocre Not wir 
woch vor wenigen Jahren durchmachten, als unseré 
zukunft noch im Dunkel log, als der ganze Bestand 
Jeutschlands in Frage gestellt war, als seder kaum bi— 
um nächsten und übernächsten Tag rechnen konnte 
)ann wäre es undanlbar, nicht die inzwischen eingetre 
ene Vesserung anzuerkennen und vor allem den Mu— 
u verlieren und zu verzweifeln. 
Das neue Jahr ist angebrochen. Ueberall im Land 
egen fich Millionen von Händen, um den Wiederauf 
au durchzuführen. Dieses Gefühl, daß überall gear— 
eitet, ernsthaft gearbeitet wird, mög einem jeden Halt 
eben und die Gewißheit: du schaffst nicht allein, du 
zist nur ein Glied in der großen Kette, ein kleiner Teil 
er großen Gemeinschaft. Und darum wünschen wir 
ür uns alle 
Prosit Neujahr! -. 
Die englische Labour-Parln macht sich auf Grund 
hror Erfolge bei den letzten Ersatzwahlen chenso wie bei 
ꝛen vor binigen Worhen stattgefundenen Kommunal— 
wahlen Hoffnung darduf, bei den sür Ende 1835 zu 
rwartenden allgemeinen Parlamentswahlen eine 
hxrheit zu erringen und die Regierung bilden zu fön 
en. Auch in konservativen Kreisen beschäftigt man sich 
ffenbar mit dieser nicht gänzlich außerholb des Beroichs 
des Möglichen liegenden Entwicklung Der stellvertre— 
endo Ministerprsident Valdwin hat sich jetzt in einer 
seujahrsbotschaft an eine der einflußreichsten konler— 
ꝛativen Vereinigungen dazu geäußert Er bezgeichnete 
s Jahr 19835 als ein außerordentlich kritisches Jahr. 
Die Tatsache, daß die Politik und die Maßnahmen der 
Ationalen Begierung durch die Sozinlisten in gröblicher 
Weise entstellt würden, mache einen Aufklärungsfeldzug 
ur Unterstützung der Regierung drindend erfordertich 
Bei den nächsten Wahlen habe der britische Wähler eine 
Intscheidung zu treffen, die unter Umständen das 
Schicksal des britischen Reiches bestimmen könne. Ter 
ritische Bürger můsse zwischen der aufbauenden Politik 
der nationalen Regierung und dor zerstörenden Politik 
der sozialistischen Partei wählen. Sogar ein Führer 
der Arbeiterpartei, Sir Stafford Crips. habe zugege— 
ben. daß die Rückkehr seiner Partei zur Macht eine 
ichlimme Finanzkrise erzeugen würde Eine Dürchfüh— 
rung des auf der letzten Jahrestagung der Labour—⸗ 
Party angenommenen Wahlprogramms werde Eng— 
land aber nicht nur in eine Finanzkrise, sondern dar— 
über hinaus in eine sehr ernste Verfassungs- und 
Empire-Krise stürzen. 
—23 K 
Von unserem Berliner Mitarbeiter. 
Also, es scheint erreicht zu sein. Herr Laval wird jemacht wurde, die noch vor wenigen Tagen in einem 
aller Voraussicht nach Anfang Januar, noch vor der uufsehenerregenden Artikel des ungarischen Außenmini— 
am 10. Januar beginnenden Genfer Ratstagung, nach ters Kanya in der Wiener „Reichspost“ ihren Aus— 
Rom fahren und hofft, dort den französisch-italienischen ruck fand. Damit werden sich auch die Beziehungen 
Ausgleich unterzeichnen zu können. 1— wischen Italien und der Kleinen Entente entspannen. 
Die Schwierigkeiten, die bisher der Erfüllung dieses ind wenn Herr Laval jetzt nach Rom fährt, glaubt er 
französischen Wunsches, um die schon Barthou sich ber ücht zu riskieren, daß ihm dann in Belgrad, Prag und 
mühle, entgegenstanden, lagen in Südosteuropa Die Zukarest Schwierigkeiten gemacht werden. 
französische Politik hatte sich zu stark an die der Kleinen Immerhin hält man die Reise in Paris noch für ein 
Entente gebunden, die ihrerseits wieder in einem in Vagnis. Es ist ungewiß, wie weit die diplomatische 
gewissen Beziehungen recht zugespißten Gegensetz zu dorbereitung bereits gediehen ist. Wenn Herr Laval 
Italien stand. Paris aber vermochte über seinen eigenen ich tkrotzdem entschlossen hat, den Sprung nach Rom 
Schatten nicht zu springen. Und Mussolini wieder dachte ver bis zu einem gewissen Grade ein Sprung ins 
nicht daran, die französische Vorbedingung einer politi. Dunkle ist, zu tun, so deshalb, weil er Italien stärker 
schen Verständigung mit der Kleinen Entente zu erfül: n seine europäischen Pläne hineinziehen will und vor 
len, weil sie von ihm ein Aufgeben der Ungarn gegen- Ilen Dingen seine Mitwirkung bei den viellecht im näch 
über übernommenen Rolle verlangt hätte. Der Revisio- ten Jahre kommenden neuen Abrüstungsverhandlun— 
nismus Ungarns bildete gewissermaßen das Schiboleth. Jen sicherzustellen wünscht. 
Von Rom aus sind ihm zu oft und zu unzweideutig 
Hoffnungen auf wirksame Unterstüßung gemacht wor— 
den, ols daß man nun den ungarischen Freund im Stich 
lassen konnte. Andererseits hat die Kleine Entente durch 
ihre führenden Staatsmänner sich immer mieder mit 
aller Entschiedenheit und zu Zeiten sogar unter Kriegs— 
drohungen gegen diesen Revisionismus ausgesprochen. 
Es schien unmöglich. die trennende Schranke, die hier 
Dihen Rom un dParis aufgerichtet war, zu durch 
stoßen. 
Nun haben sich die Verhältnisse in Südosteurona 
dadurch etwas aufgelockert, daß von Ungarn selbst der 
Kleinen Entente gegenüber eine Verständigungsgeste 
Die britische Regierung hat sich infolge des Schei— 
terns der Londoner Flottenbesprechungen veranlaßt 
vesehen, den politisch am Pozifik interessierten Mäch— 
en einen Gedankenoustousch über die Aufrechterhallung 
des Status quo im Fernen Osten vorzuschlagen. Sie er— 
trebt ein Abkommen mit den Vereinigten Staaten von 
Amerika, Frankreich und Holland über die gemeinsame 
Sicherung der Interessen der Westmächte gegenüber 
den imperiglistischen Plänen“ Japans. Es sind hereits 
Berüchte im Umlouf, daß die Einberufung einer Pazifik— 
Konserenz nach dem Haag geplant sei. Die Angelegen— 
zeit soll zur Zeit Gegenstand divlomatischer Besprechun⸗ 
gen zwischen Washington und London sein. 
—8 — 
Sdarhrücken: Die Regierungskommission hat im 
finnernehmen mit der Abstimmungskommission ange- 
ardnet, daß bei der Ankunft von Erkrazügen mit LAb⸗ 
simmungsherechtigken keine Empfangszfeierlichkeiten 
tottfinden dürfen. 
Stuttgart: Der Reichslender Stuttgart führt bis zur 
stimmung am 13. Januar als Vausezeichen die ersten 
Takte des Saarliedes. 
Sdarbrücken: Auf einer Versammlung der Sagar— 
zenaralisten kam es au erreglen Tumulten, bei denen 
in marristucher Chauffeur mit einem Revolver blind- 
ings in die Menge feuerte, ohne glücklicherweise erron- 
den zu treffen. Die Versamminng, die in Blicgkaftel 
stalffand. wmar damit aufgeflogen. Der Revolverheld 
wurde verhaftet 
* 
Um was es bei diesen europüischen Plänen in Rom 
ehen wird, kann man aus einer Veröffentlichung des 
Daily Telegraph“ entnehmen, der häufig Beziehungen 
ur englischen Regierung hat. Daß England in dem ge— 
enwärtigen Stadium aber eine starke Aktivität in den 
fragen der europäischen Politik entfoltet, wurde schon 
ei dem kürzlichen Besuch Sir John Simons in Paris 
rkennbar. Es scheint, daß die folgenden Absichten nicht 
yhne sein Zutun entstanden und geformt worden sind. 
Nach diesen Mitteilungen soll die Unabbängigkeit 
Desterreichs gewissermaßen zum Angelpunkt der eurv— 
zäischen Lage gemacht werden. Eine Lösung dieses
	        

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Stockacher Tagblatt, Jg. 1935. Karl Willi; Chr. Stamminger; Stockacher Tagblatt GmbH; Seebote GmbH, 1935.
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