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Hegauer Erzähler. Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Engen, Jg. 1927 (86)

Bibliografische Daten

fullscreen: Hegauer Erzähler. Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Engen, Jg. 1927 (86)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Hegauer Erzähler
Publikationsort:
Engen
Verlag:
Theophil Schneider's Buchdruckerei

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=3066108-0
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Hegauer Erzähler. Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Engen, Jg. 1927
Band, Heft, Nummer:
86
Publikationsort:
Engen
Veröffentlichungsjahr:
1927
Verlag:
Hegauer Buchdruckerei AG
Größe der Vorlage:
33,5 x 48,0 cm

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=3066108-0_1927

Kapitel

Strukturtyp:
Kapitel
Titel:
Zeitungen

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Hegauer Erzähler
  • Hegauer Erzähler. Amtliches Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Engen, Jg. 1927 (86)
  • Zeitungen
  • Beilage zum Hegauer Erzähler: Rückblicke auf das Jahr 1927

Volltext

— 
Voerkündiaun⸗sblatt für dern RAmtsbezirk Enges 
Ang. 
Viel gelesene Tageszeitung 
—— 2 * oSů 
Bezugspreis mon— Dascheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage — TTAT — 
Bei der Expedition abgeholt ..... Bei Lieferungsunmöglichkeit infolge höherer Gewalt wird kein Ersatz geleistet. Anzeigen . . .. der 38 (] mm breite Raum RM. 
In Engen frei ins Haus ....... Postscheck-Konto Karlsruhe i. B. Nr. 224 36 — 33333 2 
Vurch die Post fret Post frel ins Haus Inseraten⸗Annahme für die Schweiz: Schweizer. Annoncen A.G. Schaffhausen, Schweristr. 6 —— — Aufträgen und Barzahlung Rabat· Z 
Telegramm-Adresse: Jernsprech⸗Anschluß: F 
eee Engen, Montag den 3. Januar — — 1927 
scheinbaren Titel „Baron Korff“ zunächst in 
xẽrfurt, dann in Gotha und schließlich in 
Veimar Gastrollen zu geben. 
Ein sozialdemokratisches Erfurter Blatt, 
as von“ den in der Stadt umlaufenden 
derüchten Notiz nahm, wonach der Baron 
dorff der Kronprinzensohn sein sollte, 
nachte auch darauf aufmerksam, daß zwi⸗ 
chen diesem „Baron“ und Offizieren des 
rfurter Reichswehrregiments ein reger 
erkehr beobachtet worden sei. Zunächst 
chwieg darauf die Rechtspresse, um meh⸗ 
ere Tage später mit der „Feststellung“ zu 
intworten, daß „der Sohn des Kronprin⸗ 
en“ sich nur wenige Tage in Erfurt auf⸗ 
ehalten habe. „was ihm wohl niemand 
erwehren kann.“ 
Von Erfurt aus übersiedelte der „Prinz“ 
ach Gotha, wo er im Schloß⸗Hotel abzu⸗ 
reigen geruhte. Der fürstliche Besuch 
»rachte die Honoratioren der Stadt in Auf⸗ 
egung. Das Landestheater gab zu seinen 
ẽhren eine Festvorstellung. Nach dieser 
ielt „Kgl. Hoheit“ Cercle im Schloß-Hotel. 
zelbstverständlich konnte es sich der Ober⸗ 
ȟrgermeister der Stadt ebensowenig wie 
der Theaterintendant versagen, an diesem 
ꝛrlauchten Treffen teilzunehmen. Außerdem 
varen ein Polizeimajor, ein Volizeiinspek— 
or, Offiziere und sonstige Stützen der Go— 
haer Gesellschaft anwesend, um sich in der 
rinzlichen Gnadensonne zu wärmen. Wie 
ich das in diesen Kreisen gehört, wurde die 
Kol. Hoheit“ auch mehrfach eingeladen, so 
zon dem Grafen von Nassau und dem her— 
oglichen Oberforstmeister v. Blücher. Der 
unge „Zollernsproß“ entzückte die Gesell— 
schaft und es fiel quch weiter nichts auf. 
venn ihm momentan das Geld ausging und 
er mehrfach kleine Anleihen aufnehmen 
nußte. In Weimar fand Hoheit nicht min— 
der freundliche Aufnahme ... 
Peinlich überrascht war man jedoch, als 
ver Prinz plötzlich von der Bildfläche ver— 
chwand. Als man näher nachforschte, stellte 
ich heraus, daß all die Ehrungen einem 
Abenteurer zuteil geworden waren. Denn 
der „Prinz“ war in Wirklichkeit ein etwa 
20jähriger Balte von etwas dunkler Her— 
zunft. Man weiß nur, daß er in Wirklich— 
zeit Domella heißt, zeitweilig Kohlenarbei— 
er war und mehrfach schon im Gefängnis 
vegen Betruges gesessen hat. Jetzt hat die 
driminalpolizei in Gotha einen Steckbrief 
jinter ihm hergejagt, in dem esheißt: 
Es ist anzunehmen, daß der Betrüger 
etzt sein Tätigkeitsfeld wo anders hin ver— 
egt hat und auch dort in den besten Ge— 
elschaftskreisen zu verkehren versuchen 
ind auch mit Reichswehroffizieren und ehe⸗ 
maligen Offizieren in Verbindung treten 
vird. Bei seinem Auftreten lasse man ihn 
estnehmen. 
Nach dieser Fassang des Steckbriefes muß 
nan schließen, daß der „Prinz“ auch in Go— 
ha mit Reichswehroffizieren in Verbind— 
getreten ist, was immerhin einige Schlüsse 
ruf die bevorzugten Umgangskreise von 
seichswehroffizieren zuläßt. 
Jetzt, da die große und peinliche Blamage 
ür die getreuen Untertaänen „Seiner Kö— 
riglichen Hoheit“ offen zutage liegt, will es 
»egreiflicherweise niemand gewesen sein. 
der Direktion des Erfurter Hotels, in dem 
»er Pseudoprinz wohnte, hat man in der 
Zeffentlichkeit den Vorwurf allzu großer 
Ddummheit und Vertrouensseligkeit ge— 
nacht. Sie antwortet darauf in einer Be— 
richtigung an die Erfurter Rechtsbläter. in 
der es heißt: 
1. Der in unserem Hause unter dem Na— 
men „Baron von Korff“ eingekehrte Hotel— 
zast ist uns von verschiedenen Personen, 
die es eigentlich wissen müßten, u. a. auch 
don einem Beéeamten der Kriminalpolizei 
als Sohn des Kronprinzen bezeichnet wor⸗ 
den. 
2. Genannter „Baron von Korsff“ hat 
achweislich des öftern Telephongespröäche 
nit perschiedenen Stellen in Potsdam ge— 
ührt. 
3. Durch die Art seines gesellschaftlichen 
Auftreteno und infolgo seiner Lehnlicheit 
9— 
dsee 
Telegramme. 
kin Neujahrswunsch des Reichskanzlers. 
w Köln, 3. Jan. Die Kölnische Volkszei— 
ang veröffentlicht einen Neujahrswunsch 
»es Reichskanzlers Dr. Marx, in dem es 
ur innerpolitischen Lage heißt: 
Nur wenm das deutsche Volk lernt, von 
en ihm durch die Neugestaltung des Staa— 
es zugefallenen Rechten den richtigen Ge— 
rasuch zu machen, wenn sich die Parteien 
endlich dazu verstehen, das allgemeine 
Staatswohl statr der Pavpteitaktik und den 
ꝛigenen Interessen zur Richtschnur ihrer 
politischen Entschlüsse zu nehmen, dann 
vird auch das innerpolitische Leben gesun— 
»en. Möge das deutsche Volk im Jahre 
927 zu kräftiger wirtschastlicher und poli⸗ 
tischer Blüte gelangen. — 
w Berlin, 2. Jan. Der Reichspräsident 
empfing gesternm vormittag die Mitglieder 
des diplomatischen Corps, in dessen Namen 
Nuntius Pacelli als Doyen u. a. folgendes 
ausführte: In dem zu Ende gegangenen 
Jahre, welches seinen Stempel dadurch er⸗ 
jalten hat, daß der große Stadt, dessen 
zöchstes Amt Sie so weise verwalten, in den 
bölkerbund eingetreten ist, hat der Ge— 
»anke des Friedens und der internationga— 
en Zusammenarbeit einen neuen mächtigen 
Aufschwung genommen. Zwar läßt sich die 
watsüchliche und endgültige Auswirkumg 
derartiger Bemühungen noch nicht genau 
übersehen, aber es ist zweifellos tröstlich, 
festzustellen, daß der Gedanke der Solida— 
rität der Nati nen im Bewußtsein der Völ⸗ 
ker immer klarer und tiefer geworden ist. 
Pögen in diesem Jahre, dessen Anbruch 
vir heute begrüßen, diese Keime sich weiter 
ntwickeln, wachsen und vreiche heislbringende 
Früchte der Wohlfahnt und Befriedigung 
ragen. 
Der Reichspräsident erwiderte mit Wor— 
sen des Dankes und führte auch weiterhin 
u. a. noch aus: Sie haben darauf hingewie⸗ 
sen, daß während des verslossenen Jahres 
»er Gedanke des Friedens und der inter⸗ 
nationalen Zusammenarbeit einen starken 
Aufschwung genommen hat. Wenn sich auch, 
wie Sie hervorgehoben haben, noch nicht 
mit voller Sicherheit übersehen läßt, ob 
iese Bemühungen um eine gegenseitige 
Verständigung zwischen den Völkern den 
gewünschten Erfolg haben werden, so bin 
ich doch mit Ihnen der Ueberzeugung, daß 
diese Bestrebungen mit allen Kräften fort— 
gesetzt werden müssen, um den Gedantken 
der Zusammengehörigkeit der Nationen zur 
Verwirklichung zu bringen. 
Nach den Spannungen und Erschütter— 
ingen der vergangenen Jahre sind die Völ— 
ker in der Tat zu einer Schicksalsgemein⸗ 
chaft verbunden. Jedes Volk hat in erster 
dinie das Recht und die Pflicht, seine poli— 
rsche Unabhängigkeit, seine Freiheit und 
seine Eigenart aufrecht zu erhalten. Das 
oll und darf aber nicht hindern, auf der 
Brundlage der Gleichberechtigung aller Na— 
ionen das allgemeine Wohl der Menschheit 
u pflegen und zu fördern. Seien Sie über— 
enugt, daß das denlsche Volk in diesem 
Sinne mit allen Kräften an der Erreichung 
des hohen Zieles der Völkerverständigung 
nitarbeiten wird. 
Im Anschlusse hieran empfing der Reichs⸗ 
zräsident den Reichskanzler sowie die hier 
anwesenden Reichsminister u. Staatssekne⸗ 
iree. 
Reichskanzler Dr. Marx sagte in seiner 
Ansprache an den Reichspräsidenten, die 
est: fundierte Stabilität der Reichsmark 
zabe im Auslande volles Vertrauen in die 
Stetigkeit der deutschen Finanz⸗ und Wirt⸗ 
chafzenvmichlung gearben Auch auf dem
	        

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