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Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1905 (65 [64])

Bibliografische Daten

fullscreen: Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1905 (65 [64])

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Hegauer Erzähler
Publikationsort:
Engen
Verlag:
Theophil Schneider's Buchdruckerei

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=3066108-0
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1905
Band, Heft, Nummer:
65 [64]
Publikationsort:
Engen
Veröffentlichungsjahr:
1905
Verlag:
Theophil Schneider's Buchdruckerei
Größe der Vorlage:
28,0 x 40,6 cm

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=3066108-0_1905

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Hegauer Erzähler
  • Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1905 (65 [64])

Volltext

—W * — 
—5— 0—— — — J 00* 
11 J J — 
AMAI! 
4 
relerhen Ar. 2 Gratis-Weilagen: 
—— 3838 
Ur. I. — —S— —S 3 Engen, Montag 2. Jannar 1905. 
frei ins Haus 1 Mk. 74 Pis. 
Roman⸗-Reilage jeden Montag und Aittr 
Istaftriertes Anterhaltungblatt jeden Ire: 
Telephoun Nr. 2 
— — 
ie einspaltige Pe e oder deren 63 
Raum; Relklame die Zeile 20 —— 65. Jahrgaug 
Bei größeren Aufträgen Rabatt. 
ι Mᷓ.ON, — — — 
Reilagen zur heuligen Nummer: 
Roman-⸗Veilane Nir. 1. we 
Waudkalen der für 19035. 
Oberft Leutwein, 
der heimkehrende bie herige Gouverneur von Sud⸗ 
westafrika, ist am Freiteg mit dem Damp'er 
Lucia Woermann“ in Hamburg angelangt. Es 
var um halb 7 Uhr margens und noch gänzlich 
dunkel, ols der Dampfer vor Asker ging; trotz⸗ 
dem hatten sich am Landungesteg bereits eine 
Anzahl Journalisten eingefunden, die sein Er— 
scheinen erwarteten, und dem Korrespondenten 
der „Frkf. gtg ist es auch schon gel zngen, in einer 
Untechaltung mit Leutwein allerlei Intereffantes 
zu erfahren. Der Oberst sagte untee anderm 
Ich irieb die Politik des Möglichen. Freilich 
denin man mit 10 000 Mann anders aufireten. 
als mit den 700, über die ich verfügte. Ich 
wvollte dem Deutschen Reiche die Opfer ersparen. Ich 
war sest üherzeugt. daß allmählich sich ein dauern 
Jes friedliches Verhälinis mit den Eingeborenen 
herstellen ließ. Jahrelang war ich immer in der 
Lage, den einen Eingeborenenstamm gegen den 
anberen auszujpiclen, und ich hatte damit Erfolg 
Dder alte 8ojahtige Witboi muß wohl ein bicchen 
verrückt geworden sein, und es scheint, daß er 
nuch nicht mehr ganz Herr über seine Leute ist. 
Am letzten Kaisers Geburtstag veranftalteten wir 
m Lager von Kalkfontein eine große Parade, 
in der die Weißen und die schwarzen Truppen 
eilnahmen. Alle Kapitäne des Namalandes 
waren anwesend. Der alte Witboi war so elend, 
raß er sich auf einen Stuhl vor die Front setzen 
mußte, nur beim Hoch auf den Kaiser erhob er 
fich Damals hasfte ich eine letzte eingehende 
—Dä 
schwerer Hereroaufstand bricht eben aus. Er ex⸗ 
widerte: Ich helfe Dir auch gegen die Hereros 
Er sandte damals eine Hilfstruppe von 100 Mann 
Sie wurden beim Ausbruch des Aufftandes der 
Witboi entwaffnet unh gefangen genommen. Da⸗ 
mals meinte es Witboi ehrlich, sonst hätte er in 
dem für uns so kritischen Momente jselbft losge⸗ 
schlagen. Leutwein ist überzeugt, daß es ihm 
persönlich gelungen wäre, Witboi zu bekehren, 
wenn er ihn noch einmal gesprochen hätte. 
Den großzen Krieg gegen die Herervs hält 
Leutwein für beendet, und ist der Ansicht. dof 
jetzt genugend Truppen nach Afrika abgeschickt 
seien. Gegen die Hottentotten richte eine gut 
herittene landeskundige Mannschaft von 100 Leuten 
nehr aus, als große, des Landes unkundige 
Truppenmassen. Oberst Leutwein hat Vertrauen 
n die wirtschaftliche Zukunft der Kolonie. Wenn 
das ganze Land erst Kronland geworden sein 
verde, würde die Erschließung schneller gehen 
Er sagte zum Schluß noch einmal. er habe die 
este Ueberzeugung gehegt, daß auf friedsechem 
Wege eine Eroberung des Landes möglich sei. 
Er habe sich wohl geivuscht und die Katastrophe 
mußte kommen; vielleicht sei es in der Folge zum 
Segen des Vauerlandes. 
Oberst Lentwein ist zur Berichterst attung nach 
Berlin besohlen, wohin r sch nach kurzen Auf⸗ 
znhalte in Hambur begeben wird 
Aus Sudwest⸗AMfrika. 
Ein Mitarbeiter der Deutschen Warte“ hatte 
BZelegenheit, mit dem aus Deuisch Südwestafrika 
zurückgekehrten Hauptwmann Franke zu⸗ 
sammenzuireffen. Im Laufe der Unterhaltung 
wurden einige Punkte berührt, die von besonderem 
Interesse waren und über die sich der bewährte 
Dffizier etwa solgendermaßen auslietz: „Man 
hat sich wohl manchmal in der militärischen Welt 
aͤber den Wert der Maschinengewehre 
berschieden geäußert. Für uns in Südwest 
waren sie von hervorrageudem Wert, 
vobald es gelang, sie in die Schützenlinie zu 
zringen und ein nicht zu fernes Ziel zu 
richten. Ihre guten Eigenschaften zeigten sich be⸗ 
onders, wenn der Feind im Busch saß. Dann 
wvaren fie weit besser als Feldgeschüts und Gebirqgse 
kanonen zu verwenden, da die vielen einzeluen 
Beschosse gut durchschlugen. Eine Bediugung 
wauß aber erfüllt werden, wenn man sie bei der 
Truppe führt: sie bedürfen der Bedeckungsmann 
schasten, da die Bedienung des Maschinengewehrẽ 
genug mit diesem selbst zu sun hat und nich! 
noch unvorberges. hene Angrifse abwehren kann 
Aus diesem Grund ging ja auch die Maschinen 
waffe bei der Kolonne Glasenapp verloren. Bei 
den Feldgeschüttzen und den kleinere Geschosse 
führenden Gebirgsgeschützen ist ein gut 
Teu der Wirkung auf den moraluchen Eindruck. 
den das Krachen der Schüfse auf die Schwarzen 
auzubt, zu setzen. Jetzt, im letzten Teil des 
Feldzuge, sind die Gebirgegeschütze faft gar nicht 
zur Geitung gelaugt, waͤhrend ich 3. B. bei den 
Kämpfen berun Kaiser⸗Wishelmaberg recht guten 
Bebrauch von ihnen machen konnte. Das Feld⸗ 
geschütz üeß ich unten zum Feuern auf weite 
xkatsernungen (hauptsachlich des moralischen Ein⸗ 
drucks halder) stehen, während das Gebirgsge⸗ 
schutz auf die Höhe hinaufgetragen wurde, von 
wvo c3 mir ausgezeichnete Schießdienste leistete 
Es hat also eine jede Waffe dort unten ihre 
Berechtigung und ihren Wirkungekreis. In erster 
Amie naturiich sind gute Schutzen ersocderlich, 
zenn der Feind versteht im allgemeinen zu 
chietzen. Es ist ja übertrieben, wenn man an⸗ 
Ammt, daß die Herero z. B. bessere 
Schützen sein sollen wie unsere aus gebildeien 
deute So gut wie sie schießen wir auch — in 
her Voraussetzung natütlich, daß unsere Aus- 
hildung im Schießen bereits abgeschlossen ist 
die Hottentotten, mit denen man jetzt vor⸗ 
ugẽ weise zu tun hat, sind unter den Eingeborenen 
zie besten Schützen. Sie sind zugleich ge— 
vandter wie die Herero, dabei klein von Figur 
aind teilweise mager wie ein Gerippe. Von ihnen 
ann man sagen, sie leben von der Luft. mährend 
de Herero — große, starke Kerls — mehr Nah 
rung brauchen. Bezeichnend für die Kriegsuhrung 
der Hottentotten ist ihr Bestreben, stets die 
zinpfindlichsten Stellen eines Detachemerns zu 
reffen. Sie sehen es in erster Linie auf die 
Pferde und die Proviamkolonnen ab und 
ehmen die Offiziere scharf aufs Korn 
Bei den Kämpfen gegen die Herero war es be— 
dnders auffaliend, daß sie verhältnismaßig jehr 
zut geführt wurden. Es scheinen jedenfulls 
laue Eiemente als Fuhrer funktioniert zu 
haben. Wahrscheinlich verkappte Bastards, die 
ziel weißes Blut in den Adern haben... In den 
Zeilungen preist man häufig die Buren als die 
Zelfer in der Not. Als solche haben sie sich bis 
etzt noch nicht so recht bewährt. Sie schießen 
war ausgezeichnet, müssen aber unbedingt Deckung 
zazu haben und sind zu offensivem Vorgehen 
nicht so brauchbar, wie ünsere Leute. Als Leiter 
on Trausporten — bei einem Monagatsgehalt 
bon 500 Mtk. — hat man keine guten Erfahr. 
angen mit ihnen gemacht. Da sie selbst micht als 
Treiber fungieren wollen, werden ihnen mehrere 
Dchienwagen unterftellt. Zu ihrer teilweiser 
ẽkntschuldigung will ich allerdings noch zugeben 
daß es an geeignetem Treiberpersonal fehlt, de 
die besten Treiber, die Herero. uns natürlich 
nicht dienen 
Aolonnen bis zur Kehle des Forts, und als auch 
dieses Bollwert nach heftigem Kampfe fiel, wen 
hald darguf das ganze Fort in den Händen der 
Slürmenden. Um halb s Uhr abends wehte die 
Fahne des Siegers auf der nach rerzweifelten 
Ringen genommenen Feste 
Das vielgenannte Fort Eilungschanm gehört zu 
dem sogenannten Kreuzberg⸗Abschnitt in der Nord⸗ 
front der Festung. Es liegt zwischen den Kik· 
wvanschan · Werken und dem etwas zurückgeschobe⸗ 
nen Fort Tschofuisan. Da lesteres sich seit dem 
36. November teilweise — auch der Hauptwall — 
in japanischem Besitz befindet, so wird die völlige 
Finnahme auch dieses Werkes und damit die 
durchbrechung der nördlichen Verteidigur gslinie 
in gtößerem Umfange nunmehr sehr erleichtert 
wverden. Die Vorarbeinen für den neuen Angrif 
nd bereits fertiggestellt, er wird wahrscheinlich 
hon Westen und Osten gleichzeitig erjolgen. 
Die Erftürmung des Forts Erlungschan hat den 
Japanern einen Menschenverluft von etwa 1000 
Htann, darunter 107 Ossiziere, gekostet. Von der 
russischen Besatzung wurden einige Hundert Mann 
gefangen, von denen ein Teil später wieder ent⸗ 
sam. Sieben Vynamitminen wurden vor dem 
Sturm entzündet und schlugen breite Breschen in 
die Bruftwehr, durch welche daun untder dem 
Schutze eines furchtbaren Geschütze und Maschimen- 
gewehrfeuers gestürmt wurde. — 
Je länger sich der Heldenkampf um Port Arthur 
hinzieht, um so klarer und deutlicher wird es, daß 
die gesamten Nachrichten, die man über die Aulage 
der Verteidigungswerke und ihre fortisikatorische 
wie artillerifusche Ausftattung zunächst hatte, wenig 
zutreffend waren. Mag RNußland in vielfacher 
Beziehung sich großer Versadumnisse und Unter⸗ 
lasfsungen in seiner Kriegsvorbereitung in Oftasten 
schuldig gemacht haben, in Port Arthur scheint es 
michts verabsäumt zu haben. Selbst wenn bei dem 
Kriegsausbruch am 8. Februar v. Is. die Feftung 
Port Arthur noch nicht völlig armiert und kriegs⸗ 
bereit war, so blieb Rußland, dank dem zögernden 
Verhalten der Japaner, doch noch eine doftbare 
Zeit zur vollständigen Armierung und Verpro— 
diantierung des Platzes. bis Mitte Mai die Eisen— 
bahn Port Arthur— Mubkden in die Hände der 
Japaner fiel. Erst hiermit war die große wirk— 
same Zufuhrstraße nach der bedrohten Festung der 
russischen Heeresleitung dauernd entzogen. Vor 
allem aber ermöglichte die tapfere offensive Ver— 
teidigung des Platzes, die das Vorgelände der 
Feftung noch monatelang in äußerst erbitterten 
Kämpfen dem Angreiser streitig machte, den über⸗ 
aus starken Ausbau des eigentlichen Fortgürtels 
und die Anlage vorgeschobener Werke in provi⸗ 
sorischem Ausbau. Den Mitteln der modernen 
Technik gelang es, diesen provisorischen Werken eine 
Stärke und Widerstandskraft zu geben, die alle 
überrascht hat. Die meiften wurden völlig sturm⸗ 
frei hergeftellt. Wo sich die Sturmfreiheit durch 
Anlage tiefer Gräben nicht erreichen ließ, scheinen 
ausgedehute Drahthindernisse sie geschaffen zu haben. 
Auch wurde die Mehrzahl der Werke der Oft⸗ 
Nord⸗ und Weftfront, soweit dies noch nicht ge⸗ 
schehen war, wie nunmehr zwoifellos feftsteht, be⸗ 
toniert und vielsach auch mit Panzerdeckungen ver⸗ 
sehen. So erlangten die Werle des eigentlichen 
Fortsgürtels, die bis auf das jetzt genommene Er⸗ 
lungschan und einige Außenwerke zur Stunde immer 
noch im unbestrittenen Besitze ihrer tapferen Ver⸗ 
ieidiger sind, eine gewaltige Stärke. Ferner er⸗ 
wiesen sich auch die vorgeschobenen Positionen aller 
Fronten als außerordentlich verteidigungsfähig 
Ihre Fortnahme kostete dem Angreifer nicht allein 
einen hohen Aufwand an Zeit und Mühe, sondern 
vor allem ganz beträchtliche Opfer an Menschen 
und Material. Mochte er letzteres immerhin ver⸗ 
schmerzen, die außerordentlichen Verlufte an Maun, 
schaften wurden gerade für ihn auf die Dauer be 
sonders empfindlich. Diese furchtbaren Menschen 
opfer waren aber keineswegs allein durch die un 
zewöhnlich ftarke Widerftandskraft der eimm 
Aebmenden Werke herbeigefüährt ondern weit meb 
Vom rufsfisch⸗japanischen Krieg. 
Den unaufhörlichen Anstrengungen der japa— 
nischen Belagerungsarmee vor Port Arthur isl 
z8 endlich gelungen, eines der großen Hauptforts 
zöllig zu erobern. Nach einem Telegramm aus 
Tokiv haben die Japaner das ganze Fort Er— 
ungschän am 28. d. M. besetzt. Nach dieser 
Meidung war der entscheidende Sturm am Mitt— 
moch vormittag um 10 Uhr in der Weise einge 
leitet worden, daß durch eine neue Minenerplosion 
der Hauptwall in die Luft gesprengt und zer 
dört wurde. Die japanischen Sturmkolonnen 
gruben sich zunächst in schnell aufgeworfene 
Schützengräben ein und unternahmen dann vor 
wrt dus die lebten Angrifse. Diese fübrten die
	        

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