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Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1902 (62 [61])

Bibliografische Daten

fullscreen: Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1902 (62 [61])

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Hegauer Erzähler
Publikationsort:
Engen
Verlag:
Theophil Schneider's Buchdruckerei

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=3066108-0
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1902
Band, Heft, Nummer:
62 [61]
Publikationsort:
Engen
Veröffentlichungsjahr:
1902
Verlag:
Theophil Schneider's Buchdruckerei
Größe der Vorlage:
28,0 x 40,6 cm

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=3066108-0_1902

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Hegauer Erzähler
  • Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1902 (62 [61])

Volltext

4 6 4 * g 
dem achtseiligen Ilustrierten Underhaltungsblatie als Gratiebet!gJe. 
— 
k 
—— 
ittwoch an tag. 4 8 
ain n Engen, Mittwoch, 1. Januar 1902. 
heutigen Nummer dieses Blattes s damit einverstanden, wenn Deutschland Zwangs⸗ 
r Wandkalender für 1902 ei. maßregeln gegen Venezuela zwecks Eintreihbung der 
zum Teil bereits anerkannten Schuldforderungen 
ergreift. Wenn man Weltpolilik treibt, ist doch 
immer etwas los! 
auf den „Hegauer Erzähler“ für das soeben 
begonnene neue Quartal koͤnnen noch bei sämtlichen 
Poftan stalten, Briefträgern und Postboten, bei der 
Expedition und bei unsern Austrägern gemacht 
werden. 
Die heutige Nummer sowie den Wandkaleuder 
liefern wir, solange der Vorrat reicht, auf jede noch 
einlaufende Bestellung gratis nach. Es ist nicht 
nötig, daß der Besteller ausdrücklich Nachlieferung 
verlangt. 
Aus Stadt und Land. 
*Engen, 1. Jan. „Prosit Neujahr!“ 
so tönt es heute von Mund zu Mund, man wech— 
selt gegenseitig Händedrücke und sieht frohgemnt 
dem neuen Jahr ins Angesicht, das sich äußerlich 
'o freundlich lachend präsentiert, daß selbst in einem 
oerzagten Gemüt die Hoffnung auf einen guten 
Jahrgang neu aufleben muß. Vom wolkenlosen 
Himmel lacht am Eylvester und Neujahrstag die 
Sonne herab, die Mittagstemperatur hat eine be 
hagliche Höhe erklommen, es wird einem ganz 
rühlingsmäßig zu Mute. Möge der lachende 
Himmel das Zeichen des Glückes sein, das unsern 
Lesern im neuen Jahre beschieden sei! 
* Eugen, 31. Dez. Der Gemeinderat richtet 
an das Großh. Finanzministerium eine Eingabe, in 
welcher er mit Bezuz auf die Veröffentlichung der 
Wohnungsgeldvorlage für die Beomten um 
Einreihung der Stadt Engen in die IV. Ortsklasse 
bittet. Dem Gesuch ist eine ausführliche Begründ⸗ 
ung beigegeben. Die hiesigen in Mietwohnungen 
untergebrachten Beamten hatten am vorigen Freitag 
eine Versammlung; sie werden ebenfalls geeignete 
Schritte in der Sache thun. 
*Eungen, 31. Dez. Herr Pfarrer Zimmermann 
in Hattingen schickt uns mit Bezug auf den Artikel 
in Nr. 152 d. Bl. eine Berichtigung. Es war 
ans von Hattingen berichtet morden, daß der Herr 
Pfarrer dort von Haus zu Haus cehe und gegen 
den „Hegauer“ agitiere und für die „Freie Stimme“ 
Abonnenten sammle. Herr Pfarrer Zimmermann 
»ehauptet nun, das sei nicht wahr, er habe nurin zwei 
däusern anläßlich von Krankenbesuchen (j) über den 
„Hegauer“ gesprochen, in drei Häusern, wo man 
überhaupt keine politische Zeitung hielt, habe er 
andere, als die „Freie Stimme“ empfohlen 
man hätte dort so wie so den Hegauer“ nicht bestellt 
und in sech s Häusern habe er statt des „Hegauers“ 
die „Freie Stimme“ empfohlen. Mehr sei picht ge— 
schehen! Es genügt das aber vollkommen, um das zu 
bestätigen, was unser Berichterstatter meldete, 
wenn auch das „von Haus zu Haus laufen“ nicht 
ganz wörtlich ausgeführt wurde. — Herr Pfarrer 
Zimmermann ist erst kurze Zeit in Hattingen, er 
kennt also wahrscheinlich den, Heganer“ noch gar 
nicht recht. Wenn er trotzdem, wie geschehen, 
rengen unser Rlatt vordtht, so kann man das 
J 4—— 
Ek. In ernste Häudel 
ist das deutsche Reich in Venezuela, der süd— 
amerikanischen Republik am caribischen Meere, ver— 
wickelt. In Venezuela ist bekanntlich vor einiger 
Zeit ein Revolutihnchen, wie es in den dortigen 
Staaten nichts seltenes ist, ausgebrochen und in 
dem allgemeinen Aufruhr ist das Eigentum von 
deutschen Staatsangehörigen, die dort wohnen, 
zerftört und deutsches Recht verletzt worden. Ferner 
ist in Venezuela mit deutschem Gelde eine Eisen 
bahn gebaut worden, für die die Regierung von 
Venezuela eine Garantie übernommen, ihre Ver— 
pflichiungen aber nicht erfüllt hat. Die Ansprüche 
der Beschädigten sind von der deutschen Regierung 
sorgfältig geprüft worden und werden, soweit sie 
sich als berechtigt erwiesen haben, von ihr nach⸗ 
drücklich vertreten. Deutscherseits scheint die Be— 
schlagnahme bestimmter Zölle ins Auge gefaßt, 
falls Venezuela nicht andere Geldmittel flüssig zu 
machen weiß. Wenn die republikanische Regierung 
die deutschen Forderungen nicht erfüllt, wird man 
ihnen einige Kriegsscheffe sehen lassen müssen. 
Unsere englischen „Brüder“ haben die Gelegenheit 
wieder nicht hingehen lassen können, ohne die 
Amerikaner gegen Deutschland aufzuhetzen. Von 
Berlin aus wird aber versichert, daß absolut kein 
Grund zu irgendwelchen militärischen oder diplo⸗ 
matischen Verwicklungen zwischen Nordamerika und 
Deuischland wegen Venezuela vorhanden sei. Die 
Regqierung der Vereiniaten Staaten sei vol ν— 
3 dals je fühlte fie es — ihr Leben war ein verfehltes. 
Weltgetriebe. — Vor ihr lag eine öde Zukunft, ohne nre —* 
Roman von Carissa Lohde. Glück. Und aller äußerer Glanz konnte ihr nicht 
— Gachdrut verreten· forthelfen über das, was fie an Winfrieds Seite 
Fortsetzung. enttehren mußte. Er selbst war der Liebe, wie sie 
„Die Mutter ist dem Dokter Mangold noch dieselbe verstond, unfähig. Sein Herz füllte nur 
nmer dankbar, weil er dem Vater das Sterben ines aus, der Stolz auf seine Familie. Hatte er 
leicht gemacht. und ihm die Auagen zugedrüctt bat.“ x wärmer gefüblt, so war diese Wärme ihm um 
„Und Winiried?“ n raich im Raujche des Lebens verloren gegangen. 
Er in selbiwerfendlich für die Zeit ven Hauste — Idr bdatte er nichts mebr geben Ernen, weil er 
Abweiend. — Abder du iedit ja gauz erdizt aus nichte medr beieß. 
Derida. wirst nod wieder Fieber debommen. QüBßev Und wadrend jo auf ibrem veger die Sedarken 
—— 
u aν. Und id desrerie tigemtich nα τν dm Figel des SSecies. der die Bitwenzrer 
on gegen Sdlria jo jedr erregt din. — Facda xr alten SEraftn erubielt. bei der Weorer AAl⸗ 
tocditit du sie von uns alen ja am ledften. — Stunde voll Glück nad Schmerz. 
Hertha antwortete nicht. — Ja, früber! Da var Die Gräfin batte ibrem vom alten Stamme sic 
Sypsͤvia noch die Komteß Rheden gewesen, die in ösenden Kinde den Segen, um den fie flehte, nmicht 
ihren Augen alle Ausficht hatte, alte Jungfer zu vorenthalten wollen. Sie war eine sanfte Natur 
werden, wie ihre älteren Schwestern. Jetzt aber die sich immer nur untergeordunet, die nie begriff 
war sie eine glückliche Frau — die Gattin des wie ein Mensch in inneren Kampf geraten könne 
Mannes, dem sie selbst einmal ihre Neigung zuge- besonders aber nicht, wie eine Frau einen Willen 
wandt hatte, des Mannes, der sie einst geliebt, an- und den Mut haben könne, ihn durchzusetzen. Daß 
gebetet und nun so schnell vergessen hatte. — Das hre Sylvia das gekonnt, dünkte ihr wie ein Wunder, 
vᷣar's, was sie so sehr empörte, was sie und wenn sie in ihrem im engen Kreise sich bewe— 
dazu bewogen, den Widerftand Wmuffrieds gegen der zenden Sinn es nicht zu fassen vermochte, wie ein 
Schwester Verheiratung immer aufs neue zu reizen. Mädchen von Sylvias Geburt einen Mann ohne 
— Svylvia hatte sich das Glück erobert, das sie im Namen, einen schlichten Arzt heiraten könne, so fant 
blinten Wabn von fich geworfen. Denm bitterer ie es doch einigermaßen erklärlich, daß die in ibre 
59 
4 eeete , 
inspaltige Petitzeile oder deren 
— Zeile 80 Pfg. 62. Jahrgang. 
Bei größenen Auftrögen Rabatt. 
x nicht anders als ein Zeichen blinder Ge— 
räfsigkeit auffassen, die einem christlichen Priefter 
hesonders schlecht ansteht. Die katholische Geiftlch⸗ 
keit, ihre einzelnen Vertreter sowohl, wie die Ge— 
samtheit des Standes, hat sicherlich keinen Grund, 
sich über den „Hegauer“ zu beklagen. Wenn wir 
auch eine andere politische Ueberzeugung vertreten, 
als jene, so sind wir selbst in den stürmischen Wahl⸗ 
ampfzeiten stets beftrebt, die Achtung vor der Per—⸗ 
son des Gegners zu bewahren, Leider begegnet 
man nicht immer der gleichen Ritterlichkeit in der 
Centrume presse, und wenn die Wahlkämpfe in 
widerliche persönliche Verunglimpfungen ausarten, 
dann ist die Quelle dieser wüsten Kampfart in der 
Regel dort zu suchen. Dem Herrn Pfarrer Zimmer- 
mann haben wir noch nie etwas zu leid gethan, wir 
kennen ihn überhaupt nicht. 
88 Engen, 29. Dez. Nachdem durch Kaiser⸗ 
liche Verordnung bestimmt worden ist, daß das 
Reichsgesetz über die privaten Versicherungs unter- 
nehmungen mit dem 1. Januar 1902 mim vrafi 
treten soll, werden mit diesem Tage die Rontroli- 
Beftimmunzen des badischen Feuerbersicher- 
ungsgesetzes vom Jahr 1840 hinfällig. Es 
besteht also keine Verpflichtung mehr, zum Abschluß 
von Fahrnis versicherungstetragen die Gerehmigung 
der Gemeindeverwaltung einzuholen oder eine An— 
zeige an dieselbe zu machen. Es ist seitens der 
Broßh. Regierung in Aussicht genommen, durch 
ein neues Gesetz eine Anzeigepflicht und eine Nach— 
kontrolle cirzufuhren. Das Verbot der Ueberver⸗ 
sicherung und der Dopplversicherung besteht selbst⸗ 
verständlich fort. 
— Aach, 28. Dez. Am zweiten Weihnachts⸗ 
feiertag hielt die hiesige Feuer wehr ihre Weih⸗ 
nochtsfeier im Sonnensaale ab. Der Verein koöt 
anch in diesem Jahre ein gediegenes abwechalungs⸗ 
reiches Pogramm, das ersolgreich in allen Teilen 
durchgeführt wurde. Eingeleitet wurde die Feier 
hurch eine Ansprache seitens des Feuerwehrhaupt⸗ 
manns, Herrn Karl Gohm, der in seiner wohl⸗ 
gesetzten Rede die Bedeutung des Christbaumes 
auseinander setzte. Musikalische Gerüsse boten die 
Leistungen des Musik · und Besangvereins. Die 
derren Kordeuter und A. Gaißer ernteten durch 
ihre Salo und Koupletvorträge allgemeinen Beifall 
Zine Gabenverlosung gab der Eöttin Fortung Ge— 
legenheit, ihre Launen zu zeigen. Alles in allem: 
eine echte, richte Vereins Weihnachtefeier, mit deren 
Trfolg die Feuerwehr wohl zufrieden sein kanm. 
Auch der flotten Bewirtung bei einem überfüllten 
daus seitens des Herrn Stocker sei hier anerkennend 
gedeacht! 
Befinnung zwischen den Geschwistern so vereinsann 
daste hende Tochter Sehnsucht empfunden, fich ein 
eigenes Heim zu gründen. 
Wie dankte Sylvia es der Mutter, daß fie ihr 
erlaubt hatte, zu ihr nach Krieven zu kommen, daf 
sie auch ihrem Gatten freundlich die Hand reichte. 
Und schwerer als sie geglaubt, wurde ihr, wie der 
Paftor damals vorausgeieben, das Scheiden von der 
Hermat. Würde sfie Krieven je wiederjeben — die 
Mutter, au der sie, wie sie in diejen Augenblicke 
— 
sdt vebr. zeledte Matter, du banchet re 
eα in Berinm? dat ne, „ñebdit vu eizenen 
Anam au. rie ich e_e, Wy ιν ιια ich bα 
Und beb und traut bat verr mern Toeo 
das neue Heim aus gestattet. Du vwirn deime 
Frende daran haben.“ 
Die Grafin blickte Sdlvia faft verftändnislos an: 
„Ich, Sylvia? — Nein, daran denke nicht. Ich 
habe seit des Vaters Krankheit, seitdem er selbfl 
nicht mehr auefuhr, unser Schloß nicht mehr ver— 
lassen, und ich sollte die weite Reise nach Berlin 
unternehmen in meinen Jahren?“ 
„Aber du bist ja noch gar nicht so alt, Mama, 
noch nicht einmal sechzig. In deinem Alter machen 
viele noch die weitesten Reisen.“ 
Ja, andere, Kind,“ entgegnete die Gräfin kopf⸗ 
cchüttelnd, „aber ich kann das nicht. Du gehörfl 
der neuen Zeit an, ich der alten. das weiß unf
	        

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Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt Für Den Großh. Amts- Und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1902. Theophil Schneider’s Buchdruckerei, 1902.
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