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Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1899 (59 [58])

Bibliografische Daten

fullscreen: Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1899 (59 [58])

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Hegauer Erzähler
Publikationsort:
Engen
Verlag:
Theophil Schneider's Buchdruckerei

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=3066108-0
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1899
Band, Heft, Nummer:
59 [58]
Publikationsort:
Engen
Veröffentlichungsjahr:
1899
Verlag:
Theophil Schneider's Buchdruckerei
Größe der Vorlage:
27,1 x 40,9 cm

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=3066108-0_1899

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Hegauer Erzähler
  • Hegauer Erzähler. Verkündigungs-Blatt für den Großh. Amts- und Amtsgerichts-Bezirk Engen, Jg. 1899 (59 [58])

Volltext

uin achtseitigen Ilustrierten Unterhaltungsblatte als Gratisbetlage. 
—s— — 781 
e e 7 
eee59. Jahrgang. 
Rabatt; Reklame die Zeile 20 5f. 
— —8 drei 
. 6 
— —— ungen, Montag, 2. Januar 1899. 
frei ins Haus 1 Mk. 65 Pf. 
⸗⸗Hegau⸗, nicht „Höhgau“. 
Eine alte Sunde gegen unsere Heimat, die der 
„Höhgauer Erzähler“ sich in jungen Jahren auf-⸗ 
geladen hat, soll heute mit dem Eintritt in ein 
nenes Jahr, gut gemacht werden: Wir heißen 
pon heute ab Hegauer Erzähler.“ 
„Hegau“, nicht Höhgau ist die zweifellos richtige 
Schreibweise für unsern Gau. Alle Geschichts⸗ 
forscher stimmen darin überein, wenn auch über 
die Ableitung des Namens „Hegau“ verschiedene 
Ansichten herrschen. J. Barth hat in seiner „Ge⸗ 
schichte der Stadt Engen“ allerlei Auslegungen zu⸗ 
sammengetragen. Er citiert Thomas Lyrer, der 
in seiner Sagenchronik schreibt: „Also was Jörgo 
und Hego (de Enkel eines in der Mitte des 5. 
Jahrhunderts in Schwaben eingewanderten Römers) 
in einem weiten Tal und Lant und bawten auff 
ainem starken Berg ain Vesten, die hiessent sie 
Heu oder Hew und das Land herum Hego nach 
ihm.“ Andere leiten den Namen von Heiden, 
noch andere von Hedwiz, der berühmten Herzogin 
von Schwaben, ab. Eine weniger historische aber 
desto naivere Erklärung giebt Rüeger in seiner 
„EChronik der Stadt Schaffhausen“. Da heißt es: 
„So wellend andere, es habe semblichen Namen 
gon vile der hegen und dörnen und studen 
empfangen, so es in disem gelend ghan, ehe es 
Also, wie zu unserer ziten erbuwen gewesen und 
habe man also dester baß den kauflüten, so dardurch 
gereist, die däschen können lären, dieweil sich die 
schnaphanen hinder semlich gestüd und heggen ver 
bergen, uf die fürreisenden lusteren (lauern) und 
nachdem si si broubet, sich widerum darin ver— 
schlüffen und sich also mit samt dem ronb erretten 
könden.“ 5. 
Tiefgründiger ist die Erforschung alter Ur— 
kunden. Viese reichen zürück bis in das Jahr 787. 
Die ältesten Formen der Schreibart unseres Gaues 
find „Pgauinse“, „FHegaugense“, „Hegouvi,“ 
„Hegouve,“ „Hegoweé“. 
Es ist sicher, daß „Hegau“ mit „Hewen“ in 
Beziehung steht Diese Ansicht vertritt auch Dr. 
P. Albert in seiner 1896 erschienenen „Ge 
schichte der Stadt Radolszell“. „Der Hegau (Hew⸗ 
au)“ — schreibt er — „hat seinen Namen von 
u) Hewen, bedeutet also ‚Gou von Hewen.“ 
Das Wort Hewen ist keltischen Ursprungs und 
wird am wahrscheinlichsten von Hewin, der ältesten 
bekannten Form von Hewen geleitet, das die 
deutsche Lautverschiebung für das keltische Ceb- 
nna (d. i. Bergrücken, Bergkegel) darstellt, eine 
Annahme, welche durch die noch vorhandenen Ueber 
este uralter Besiedelungen anf dem Berge, sowie 
durch seine Gestalt thatsächlich gestützt wird. Der 
„Gau mit den Bergkegeln? ist also gleichen Namens, 
nit den südfranzösischen Sevennen (les Cévennes). 
Vergl. Fr. L. Baumann, Die Ortsnamen der 
dadischen Baar und der Herrschaft Hewen (Schriften 
des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte 
der Baar und der angrenzenden Landesteile 4“ u. a. 
Jedenfalls ist die Schreibart „Höhgau“ als eine 
Ableitung von „hoch“ historisch und naturgeschicht- 
lich falsch und unbegründet, denn wenn die Berg- 
pitzen im Hegau auch hoch aufsteigen, so darf nicht 
übersehen werden, daß der Gau seibst doch verhäli— 
nismäßig tief liegt und daß der Name „Höhgau“ 
jür die Baar und vollends für den Schwarzwald 
diel passender wäre, als für den Gau, der die 
Ine Bodensees und des Rheinstromes in sich 
chließt. 
Als der „Hegauer Erzähler“ im Jahre 1841 
zeboren wurde und noch ein ganz kleines Blättchen 
war, das jede Woche nur einmal erschien, hieß er 
auch „Hegauer Wochenblatt“. Bis zum Jahre 
1845. Dort, vom 20. August ab, eischien das 
„Hegauer Wochenblatt“ 2mal wöchentlich und 
nannte sich nunmehr „Höhgauer Erzähler“. Wa 
rum dabdei das „He“ in ein „Höh“ verwandelt 
wurde, können wir heute nicht mehr entdecken und 
unsern seligen Großvater konnten wir nie darum 
fragen. Geschrieben und gedruckt ist damal nichts 
deswegen worden; es konni's ja jeder im Titel 
selber lesen, und über das Warum õ hat sich wohl 
keiner den Kopf zerbrochen. 
Nachdem schon wiederholt Freunde und Leser 
unseres Blattes wegen des falschen „Höhgauers“ 
vorstellig geworden sind, und auch“ die Re— 
daktion die Ueberzeugung von der Unrichtigkeit 
der seitherigen Schreibart hat, haben wir zum 
neuen Jahre einen neuen Titel für den Höhgauer“ 
nieken lassen und werden fortan Hegau“ schreiben 
2 Der heutigen Nummer liegt der 
Wandkalender für 1899 gratis bei. 
Bestellungen 
auf den „Hegauer Erzähler“ für das mit die 
ser Nummer begonnene J. Quartal 1889 könner 
noch stetsfort bei allen Postanstalten Brief 
trägern und Landpostboten gemacht werden. 
Die heutige Nummer, sowie ben Wand⸗ 
kalender liefern wir auf alle noch eingehenden 
ungen, so lange der Vorat reicht, gratis 
nach. 
Ber Verlag des Heaauer Erzähler“. 
— — — — 
Auß Stadt unrd Lau 
*Engen, 81. Dez. Im Auschluß an den 
Doppelkindsmord in Uttenhofen wurden 
durch Farlsruher Nachrichtenbureaux Vieldungen 
verbreitet, die teils den Gang der Ürtersuchüug 
empfindlich stören, teils positiv unwahr sind. So 
wird durch das „Bad. Nachrichtenbarean“ berichtet, 
der verhaftete, Jungferndoktor“ Fr. Weber solle 
bis jetzt hartnäckig leugnen und etwa 6 Frauen und Mäd- 
hen seien wegen Verbrechens gegen dus keimende Leben 
8 218 des Reichsstrafges. Buches) gefänglich einge⸗ 
ogen worden. Daran ist, wie der ‚Konst. Ztge, 
offenbar von der Staatsanwaltschaft, mitgetheilt 
wird, kein wahres Wort Weber ist geständig 
und außer ihm und seiner Mitschuldieen wurde in 
der Uttenhofer Sache niemand verbastet. Es ist 
dringend zu wünschen, daß die Presse, so lange die 
Untersuchung noch schwebt, über die Uitenyoser 
Affaire Schweigen beobachtet. Ist die Unterfuch— 
ung vollendet, so wird auch in der Oꝛffentlichkeit 
volles Licht über die Angelegenheit verbreitet werden. 
*Engen, 1. Jan. Die neuen Postan⸗ 
weisungen zu 10 Pfennigen (für Beträge 
bis zu 5 Mk.) sind in Rotdruck auf Rosapapier 
ausgeführt, und bei den Reichspostanftalten für 
10 Piennig erkältlich. 
Engen, 31. Dez. Im Verlauf dieser Woche 
hielt auf Veranlessung der Direktion des landw. 
Bezirksvereins Herr Verbandsinfpektor Stadler 
aus Karlsruhe Vorträge über das neue Vieh⸗— 
versicherungsgesetz und zwar am Dienstag 
in Binningen, am Witiwoch in Thengen“ 
am Donnerstag in Vach. Ueberall haben die 
Viehbesitzer allgemein die Vorzüge des neuen Ge— 
—[ Vieh· 
versicherungsgesetzes anerkannt. In Binningen 
und Aach, wo bereits freie Versicherungsvereine 
bestehen, wurden, eber so wie in Thengen, von 
einer grotzen Anzahl der Viehbesitzer Anträge ge⸗ 
tellt auf Abstimmung zur Errichtung staatlicher 
Ditsviehver sicherungs austalten an Stelle der be⸗ 
stehenden freien Versicherungsvereine. In 
Welschingen ist bereils ein Verein auf Grund 
des neuen Gesetzes gegründet worden. Bei der 
Abstimmung haben sämtliche Viehbesitzer für 
die Errichtung des Vereins gefstimmt. 
Ehiugen, 29. Dez. Die Christbaumfeier 
des hiesizen Militär⸗Vereins wurde am Noß— 
tag (Stephanstag) den 26. d. M. gefeiert. Die 
Mitglieder waren mit ihren Angehörigen fast voll 
zählig erschienen. Das Fest wurde eingeleilet durch 
ein musikalischen Vortrog von Seiten des Herrn 
DVie blonden Fraurn von Almenried. 
Roman von Eufemig von Adlersfeld-Ballestrem 
39) Nachdruck verboten 
(Fortsetzung.) 
Hans Ulrich erhob sich mühsam und trat vor die 
Pforte, welche sich nach einer gewissen Kraftanwendung 
noch leicht genug öffnen ließ. Ohne Zögern stieß 
er sie weit auf, daß das helle sonnige Licht des 
Tages in den keilförmigen Raum fluthete, dessen 
comprimirte Luft seinen Inhalt wohl verwahrt hatte. 
Den Hut abnehmend trat Hans Ulrich hinein — 
ja da lag sie, am Fuße der herabflehrenden Stufen 
— seltsam erhalten die Züge, das schneeweiße Ge— 
wand und die langen, goldigen Haare, in der krampf⸗ 
haft geschlossenen Rechten eine leere Phiole, die 
Linke auf die Brust gepreßt — die letzte Freifrau 
von Ulmenried, Eva, des Waldmüllers liebliches. 
frohes Kind. 
Unwillkürlich kniete Hans Ulrich nieder — ihm 
war so wunderlich, so feierlich zu Muthe und er 
legte die Rosenknospe, die ihm Athenais heut' in's 
Knopfloch gesteckt, ehrerbietig der weißen Gestalt 
auf die Bruft — — — doch bei seiner leisen 
Berührung fielen sie in Staub, zusammen, die 
sterblichen Reste der schönen Eva; die Zeit, welche 
so lange ihr Zerstörungswerk scheinbar vergessen 
zatte, sie forderte jetzt ihr Recht und nahm in einem 
Moment, was die Augen eines Nachkommen der 
Spanierin Uraca noch sehen gemußt — nach 
300 Jahren. Leise schloß Hans Ulrich die Thür 
und verließ dann den rothen Thurm, die Bekennt— 
nisse seines Ahnherrn mit sich nehmend. Unwillkürlich 
lenkte er seine Schritte nach der Bildergalerie, 
die Züge der Helden dieses großen Familienbramas 
zu sehen, aus ihnen, die Meisterhand malte, zu lesen 
was ihre Herzen einst so mächtig erschüttert. 
Den finstern, anmuthlosen Zügen Uraca's hatte 
selbst Tizian's Pinsel keine Weichheit verleihen 
können, trotzdem das Bild noch aus ihren Mädchen 
jahren stammte, und Hans Ulrich Lonnte sich's wohl 
denken, daß hinter diesen festverschlossenen Lippen 
ein Vulcan von Leidenschaften verborgen lag. Des 
Freiherrn Bild war auch vor der Katastrophe im 
rothen Thurm gemalt, aber es sagte, abgesehen von 
der Meisterschaft der Ausfübrung, wenig. denn die 
Augen waren dem Beschauer abgewendet und wie 
der Meister es liebte, halb durch die Lider geschlossen. 
Alles in Alles war es ein schöner Kopf, den das 
uwelengeschmückte Federbarret und die schüsselförmige, 
nächtige Halskrause wohl kleidete, doch es spraͤch 
mehr Charakter aus den Zügen der Donna Uraca. 
Freilich dieser stolze Mund konnte wohl einen Fuch 
aussprechen — einen Fluch nicht allein über die 
unschuldige Vernichterin ihres eingebildeten Glückes, 
iein, auch über alle diejenigen Frauen der kommenden 
Heschlechter der Ulmenried, welche den ihr versagt 
jewesenen heißgewünschten Schmuck tragen würden, 
dem sie den geheimnißvollen Zauber über das Hert 
ihres Gemahls zugeschrieben — die blonden Haare 
Lin seltsamer Gedanke, sie alle zu verfluchen, die 
blonden Franen von Ulmenried, um durch sie zu 
rächen, was ihr angethan ward! Zum Gluck sind 
olche Verwünschungen kraftlos, sie wirken nicht, 
zachte sich Hans Ulrich, nicht ohne ein leises Golt sei 
Dank“ hinzuzufügen. Das wäre hart, und hätte 
Weh bringen müssen in unerträglicher Menge über 
das ganze Haus seit drei Jahrhunderten. Er sah 
ie an, die Reihe der Ahnfrauenbilder, um die 
»londen daraus hervorzusuchen — seltsam unter der 
ganzen großen Zahl der Frauen von Ulmenried, 
eit Donna Uraca's Zeiten waren nur zwei Blondinen 
F, nur zwei. Und diese zwei waren Christine, die 
Prinzeß Gaborsky, welche ihren Gemahl auf's 
Schaffot gebracht und Daphne Orsinska, welche 
Mann und Kind verlassen und Schande auf den 
Namen gehäuft — — — 
Hans Ulrich hatte geglaubt, nicht abergläubisch 
zu sein, aber ihm ward es plötzlich heiß und kau 
und das Papier in seinen Händen begann ihn zu 
brennen — — 
„Ein feltsamer Zufall — nichts weiter,“ dachte 
er, vor seinen Augen stand dabei aber das Bild 
jener weißen Gestalt drüben im rothen Thurm — 
der Bernsteinhere. 
„Bist Du hier, Anns Ulrick?“ klang es plötzlich 
ur Galerie herein, und Athenals erschien auf der 
Schwelle, weiß gekleidet gleich einer Lichterscheinnng.
	        

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