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Bote aus dem Bieletal (1971)

Bibliografische Daten

fullscreen: Bote aus dem Bieletal (1971)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Bote aus dem Bieletal
Untertitel:
Ziegenhalser Stadtblatt in d. Fremde
Publikationsort:
Gaggenau
Veröffentlichungsjahr:
1954
Verlag:
Torzewski

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=012125091
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Bote aus dem Bieletal
Untertitel:
Ziegenhalser Stadtblatt in d. Fremde
Band, Heft, Nummer:
1971
Publikationsort:
Gaggenau
Veröffentlichungsjahr:
1954
Verlag:
Torzewski

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Signatur:
M 101
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=012125091_1971

Zeitschriftenheft

Strukturtyp:
Zeitschriftenheft
Titel:
Januar/Februar 1971
Band, Heft, Nummer:
1

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Bote aus dem Bieletal
  • Bote aus dem Bieletal (1971)
  • Januar/Februar 1971 (1)
  • März/April 1971 (2)
  • Mai/Juni 1971 (3)
  • Juli/August 1971 (4)
  • September/Oktober 1971 (5)
  • November/Dezember 1971 (6)

Volltext

Bote aus dem Bieletal 
1, 
JE 1854 F 
(Siegenhalfer Stadtblatt in der fremde) 
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Folge 1/Januar-Februar 1971 
Gedanken ü 
ber die Zeit 
Das Jahr 1971 benimmt sich nicht anders 
als alle hinter uns liegenden Jahre — es 
ailt ohne Rast dahin. 
n der Kindheit hatte man die Empfin- 
dung, daß die Zeit sehr langsam ver- 
ging, besonders während der Schul- und 
Kusbildungszeit, Und doch vergeht die 
Zeit stetig im gleichen Tempo. Die Zeit 
st trügerisch, denn in an ehönsien 
Stunden unseres Lebens haben wir das 
impfinden, als wenn sie galoppierte. Zum 
Segensatz dazu scheint sie bei Warte- 
zeiten, z. B. beim Arzt im Wartezimmer, 
Jänzlich stillzustehen. Wer hat !denn die- 
zes nicht schon bei Einkäufen in schlech- 
ten Zeiten empfunden, stundenlang in 
ainer langen Menschenreihe stehend? So 
könnte man noch viele Beispiele anführen. 
—- Die Schnelligkeit der Zeit nimmt im 
Alter zu, auch die Urlaubszeit ist, ehe 
nan sich versieht, vorbeigeflitzt. 
Die Zeit läßt sich nicht bremsen, an- 
1alten oder festnageln, sie verrinnt un- 
aufhörlich wie das Wasser im Siebe. Sie 
<ommt und gleitet lautlos mit der Ver- 
Jangenheit in die Ewigkeit. Sie nimmt 
alle Erlebnisse des Menschen mit sich, die 
Juten und die schlechten. Vergangene 
Zeiten kehren niemals zurück, so ist es 
;eit Anbeginn des Weltalls. Die Zeit selbst 
jeße sich nicht messen, wenn wir nicht 
die vier Jahreszeiten hätten: Frühling, 
Sommer, Herbst und Winter. Diese Jah- 
reszeiten zusammen nennt der Mensch 
ainen Jahresablauf, Mithin können wir 
ınsere Lebensjahre feststellen, und durch 
die wunderbare Existenz von Sonne und 
Mond durcheilt die Zeit regelmäßig Tag 
und Nacht. Des Menschen Geist hat 
ainen Tag und eine Nacht in 24 Ab- 
schnitte eingeteilt und als 24 Stunden be. 
zeichnet. Auf Grund dessen sind wir in 
der Lage, die fliehende Zeit zu messen 
ınd sind imstande, umwälzende Ereignisse 
ıuf den Tag und die Stunde urkundlich 
estzulegen. Die Arbeit wird in den da- 
)r bestimmten Stunden geleistet, für Ver- 
andlungstermine, Versammlungen, Fest- 
chkeiten, Gottesdienste und Beerdigun- 
en, unter anderem wird im voraus der 
ag und die Stunde bekanntgegeben. 
Vas ist Gutes an der Zeit? Sie schlägt 
Vunden und heilt Wunden, sie läßt über- 
#inden und vergessen Schicksalsschläge 
nd Enttäuschungen. Unser vergangenes 
eben ist mit der Zeit zu einem inhalts- 
eichen Buch geworden, in dem wir stän- 
ig lesen und’ daraus lernen können, 
Nir Menschen rechnen nach der Zeit, die 
ergangen oder noch vor uns liegt. Sie 
lt über Freud und Leid, nur der Tod die 
'eit besiegt. Die Zeit 1äßt sich nicht hal- 
an und umklammern; sie gleicht dem 
Vasser in dem Siebe, bleibt ungerührt, 
‚enn Menschen darum jammern; wie 
chnell vergehen Haß und Liebe! 
)Jas Leben ist am Ende schnell vergan- 
jen, es gleichet einem Traum; kaum hatte 
s$ mal angefangen, konnte man das nahe 
„de schau'n, Die Zeit enteilt mit jedem 
Atemzug, nimmt mit jedes schlechte Tun. 
eilt das Leben, gleich des Schiffes Bug, 
‚at nicht Zeit um auszuruh'n. 
Ner dies erkannt und tat sich beeilen, 
lem hat das Leben viel gegeben, Er tat 
‚jgim Bösen nicht verweilen, sorgte für 
les Jenseits ewig Leben. Die Zeit eilt mit 
him zum Gottesthron, bleibt dann steh'n 
n alle Ewigkeit, Jeder erhält dann seinen 
ohn für des Konto aus der Lebenszeit! 
P. Pfitzner 
Fastnachtszeit 
in Schlesien 
"astnachtszeit, das heißt eigentlich die 
sine Woche vor dem Fastnachtsdienstag, 
das war in der „Schläsing“ durch Jahr- 
aunderte hindurch die Zeit vor dem 
zroßen Fasten unter dem Banner ausge- 
:assener Heiterkeit, das war, wie man es 
ıannte, der „schlesische Bauernhimmel auf 
Erden“. Denn vom Bavernjahr und seinem 
3rauchtum hat allerorten das schlesische 
*astnachtstreiben seinen Ausgang genom- 
nen. Auch buken die Schlesier wie ihre 
Vorfahren zu Fastnacht das Opfergebäck, 
„Kreppil und Pfangkuche“. Dieses duf- 
jende Gebäck gab es in den verschieden- 
sten Landschaften Schlesiens in unend- 
icher Vielfalt, fett und süß und lecker. 
Ind wer auf dem Lande nach dem Weih- 
‚achtsschlachtfest noch ein zweites fettes 
:chwein im Stalle hatte, der schlachtete 
ir die Fastnachtswoche dieses, So duftete 
;s in Schlesiens Dörfern um diese Zeit 
ıach Kuchen und Gebratenem, denn vor 
ler langen Fastenzeit wollte man die 
stzten Tage noch ausgiebig genießen und 
einem Leib alles erdenklich Gute antun. 
»o wurden Verwandte, Bekannte, Freunde 
md Nachbarn zu reich gedeckten Tischen 
3ingeladen, woraufhin natürlich auch 
Segenbesuche gemacht wurden. Es war 
3ine Woche der ausgedehntesten Tafe- 
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Jahrgang 18 
eien mit vielem Essen und nicht weniger 
"rinken. Aber auch der Lustbarkeiten 
ırauchte man im Schlesierland nicht zu 
antbehren, in jedem kleinsten Kretscham 
ab es Bälle. Und was für welche! Die 
‚Öörfer kündeten ihre Bauernburschen-, 
{nechte-, Gesinde- und Weiberbälle an, 
ınd eine ganz kuriose Erscheinung war 
Jelegentlich auch der „Ziegenball“. Die- 
'er galt um die Jahrhundertwende noch 
len armen Familien auf dem Lande, die 
ich nur eine Ziege halten konnten. Aber 
ım Ziegenball nahmen meistens auch die 
licksten Bauern mit Vergnügen teil, wobei 
‚je natürlich auch „die Seendierhosen an- 
;ogen”. Diese dörflichen Fastelabende 
varen ferner gekennzeichnet durch Musik- 
<apellen, die weniger Harmonien als 
auten Krach hervorbrachten. Pauke, Bek- 
‚en und Trommel wurden am stärksten 
‚earbeitet. Am Fastnachstdienstag war 
tas bäuerliche Gesinde in den schlesi- 
ıchen Dörfern von der üblichen Arbeit 
»efreit. An diesem letzten Tag vor Ascher- 
nittwoch sollten sieben bis neun verschie- 
Jene Gerichte auf die Tafeln kommen. 
Auch das Vieh bekam am Fastnachts- 
age besondere Zulagen bei der Fütte- 
‘ung, und in einzelnen Gegenden bildeten 
sich — wenn auch selten — Umzüge. 
Die Münsterberger „Weiberfastnacht“ 
Das alte schlesische Städtchen Möünster- 
»erg feierte den Fasnacht ension als 
Weiberfastnacht“, bei der die Weiblich- 
ceit den Ton angab und ihr Regiment aus- 
ibte. Nun, das Pielt sich in unseren Jahr- 
‚ehnten in recht angemessenem Rahmen, 
wenn es auch lustig war für manchen 
Mann, sich von seiner eigenen oder einer 
remden Frau Getränke und Speisen spen- 
lieren zu lassen. Denn das nahmen die 
“rauen in Münsterberg am Fastnachtstage 
als ihr Vorrecht, sie bestimmten, was ge- 
runken und gegessen wurde, und sie be, 
:ahlten es auch. Die Ursache für diesen 
nerkwürdigen Lokalbrauch will die Volks- 
‚age in einer sonderbaren Fravenver- 
‚sammlung sehen, die angeblich 1682 sich 
‚ugetragen haben soll. Da hatte die 
Autschlerin, „ein Weibsbild wie ein Dra- 
joner“, kurz zuvor eine kleine Erbschaft 
jemacht. Die ehemalige Marketenderin 
ıatte insgesamt drei Dutzend Witwen und 
iltere Junafern zu einem Festmahl einge- 
aden, wofür sie den alten Ratskeller von 
der Stadt gemietet hatte. Über das 
Mannsvolk wollte man Gericht halten und 
at es dann auch im Schutze der alten Ge- 
völbe gründlich. Diese Abrechnung wurde 
‚chließlich durch einen opulenten  Schmaus 
nit Umtrunk gekrönt. Die Mutschlerin 
wollte ihre Erbschaft bis auf den letzten
	        

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