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Bote aus dem Bieletal (1966)

Bibliografische Daten

fullscreen: Bote aus dem Bieletal (1966)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Bote aus dem Bieletal
Untertitel:
Ziegenhalser Stadtblatt in d. Fremde
Publikationsort:
Gaggenau
Veröffentlichungsjahr:
1954
Verlag:
Torzewski

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=012125091
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Bote aus dem Bieletal
Untertitel:
Ziegenhalser Stadtblatt in d. Fremde
Band, Heft, Nummer:
1966
Publikationsort:
Gaggenau
Veröffentlichungsjahr:
1954
Verlag:
Torzewski

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Signatur:
M 101
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=012125091_1966

Zeitschriftenheft

Strukturtyp:
Zeitschriftenheft
Titel:
April 1966
Band, Heft, Nummer:
4

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Bote aus dem Bieletal
  • Bote aus dem Bieletal (1966)
  • Januar 1966 (1)
  • Februar 1966 (2)
  • März 1966 (3)
  • April 1966 (4)
  • Mai 1966 (5)
  • Juni 1966 (6)
  • Juli 1966 (7)
  • August 1966 (8)
  • September 1966 (9)
  • Oktober 1966 (10)
  • November 1966 (11)
  • Dezember 1966 (12)

Volltext

Seite 8 
„BOTE AUS DEM BIELETAL” 
Im lieben alten Zi hal 
Präparanden, Seminaristen, Lehrer 
Von Paul Ronge, Bottrop Westfalen 
Geschichte erteilte anfangs Kosler 
‚später Rektor in Berlin), der nach Mer- 
;jens vortrug; antike Geschichte bei 
Srossek und kurze Zeit bei Dr. Stolze 
die nach Stein oder auch frei vortrugen. 
— Ich war zwar nicht bei Kunsthistori- 
xern in der Schule, aber immerhin bei 
ainem Manne wie Alois Atzler, der zu 
„nserer Zeit leider schon ziemlich ver- 
oraucht war (starb in hohem Alter in 
Ziegenhals). Er unterrichtete nach eige- 
ı1en Büchern. Sein Geschichtswerk (bei 
Nolf, Habelschwerdt) war an allen Leh- 
er- und Lehrerinnen-Seminaren in Ost 
ınd West eingeführt (gut gegliedert, be- 
ücksichtigte auch die Geschichte der 
1ußerdeutschen Staaten, war für die 
Kunsterziehung vorbildlich — über 50 
3ildtafeln). Manches mochte vielleicht 
als preußisch ausgerichtete Historiogra- 
»hie zu bezeichnen sein, aber das ging 
damals nicht anders (das Buch wäre nie 
jenehmigt worden). Die „Quellenstoffe 
ınd Lesestücke” in 3 Bänden (bei Schö- 
ıingh, Padeborn) konnten sich auch nach 
dem 1. Weltkriege noch halten und er- 
schienen in Kurzausgabe, die ich in 
3ottrop in der Lehrerbücherei der Over- 
»ergschule vorfand. — Der Bildschmuck 
der Flure und Klassenräume war, wenn 
ıcht reichhaltig, so doch gut. Im „Ein- 
Jang für Herrschaften” des Seminarge- 
>äudes (durchs Hauptportal) hingen als 
zroße Bilder die „Disputa” und die 
‚Schule von Athen.” — Bei einer Welt- 
3usstellung in St. Louis waren die 
reußischen Lehrerseminare durch das 
Ziegenhalser vertreten, wie ein Diplom 
n der Aula beilehrte. 
Erdkunde hatten wir im 1. Präparan- 
denjahr (wie Religion) beim Vorsteher 
Dornig, der ein wirklicher Lehrer war 
nd in freiem Gespräch unterrichtete. 
„914 wurde er mit dem Titel „Seminar- 
Dberlehrer” an die Präparandie Land- 
ıck versetzt, wo er noch während des 
Neltkrieges starb. — „Homer” beschäf- 
igte uns kräftig wie überall. Die beiden 
‚chlechtesten Leistungen einer Klassen- 
arbeit über Neu-Seeland waren ‚als 
„noch 4” und „3-—” bewertet. 
Naturkunde. Benutzt wurde Schmeil. 
Passend war ein dichterischer Erguß ei- 
1es Präparanden: „Wem Gott will rechte 
3unst erweisen, den schickt er in die 
Präparandie; dem will er seine Wunder 
weisen in Schmeils Botanik, Zoologie.” 
n Botanik wurden wir gefördert durch 
<osler, Wolff und Atzler, die auch Lehr- 
1usgänge mit uns machten, nicht bloß 
n den reichhaltigen Seminarpark, wo 
auf Porzellantäfelchen die botanischen 
vie die deutschen Namen verzeichnet 
waren. Leider hatten wir keine oder nur 
Jeringe Fremdsprachenkenntnisse, sonst 
wären uns die Namen leichter gefallen. 
Viemann-Wurthe hat mir später viel ge- 
jeben. Ein Beispiel: Aceton, von Essig 
ıergeleitet, daher Rumex acetosa und 
Dxalis acetosella. Hundert und mehr 
Namen sind mir noch geblieben, denn 
die Botanik war mir wirklich die scientia 
ımabilis. Sie ist auch volkskundlich von 
esonderem Reiz. Etwa: Als noch nicht 
‚jeder Bräutigam Trauringe kaufen konn- 
'e, taten es auch Myrthenkränzchen, die 
beim feierlichen Kirchenakt aufs Haupt 
Jelegt wurden mit den Worten: „Nimm 
1n den Kranz ehelicher Treue, auf daß 
4u...”, und im zweisprachigen Ober- 
schlesien heißt der dort für diesen 
3. Fortsetzung 
Noch 1916 wurden vom Seminar-Unter- 
xursus Probeschriftsätze eingefordert; 
man legte Wert auf „Handschriften wie 
Jestochen.” Hoheisel und Ronge mußten 
gelegentlich für Dr. Stoize eine wichtige 
Currende abschreiben (am Sonntag-Vor- 
mittag). 
Dr. Stolze gab bei uns außer Deutsch 
auch Psychologie, wovon er vieles licht- 
voll klarmachen konnte. Um die Fühiung 
mit der Praxis nicht zu verlieren, hatte 
jeder Seminardirekior einige Dorfschulen 
zu betreuen, Dr. Stolze Langendorf (4- 
klassig), Dürrkunzendorf (3kl.), Dürrka- 
mitz (1 kl.)., Wie immer üblich gewesen, 
wurden die Seminaristen durch Muster- 
und Probelektionen in die Praxis des Ele- 
mentarunterrichts eingeführt. Das be- 
gann sonst immer erst im Mittelkursus, 
der Kriegsverhälinisse wegen bei uns 
bereits am Ende des Unterkursus. Die 
erste Musterlektion hielt wirklich muster- 
gültig „Homer“ im Schreiblesen des er- 
sten Schuljahrs. Alle Seminarlehrer soll- 
t+en Übungslehrer sein. Jeder Fachlehrer 
des Seminars gab die unmittelbare An- 
weisung für das von ihm vertretene Fach; 
dem Ordinarius der Übungsschule blieb 
nur die Sorge für die Einheitlichkeit und 
für die äußeren Angelegenheiten. Die 
Jbungsschulverhältnisse sollen der Wirk- 
lichkeit entsprechen, die der junge Lehrer 
vorfinden wird. Für Ziegenhals, wo wir 
nicht mehr zu ‚wirklichem Unterrichten 
kamen, vermag ich es nicht zu beurtei- 
en. 
Zurück zu den uns erteilten Unterrichts- 
‘ächern! In Mathematik hatte ich in 5 
Jahren (das Fach hört bereits wie Erd- 
<unde und Naturkunde am Schluß des 
Mittelkursus auf) genau 10 Lehrer, in 
Ziegenhals in 4 Jahren 8. Im ersten Prä- 
sarandenjahr bis Ostern Kieslich (siehe 
Dei Musik!), dann dessen Nachfolger in 
allen Fächern seines Vorgängers: Köhler. 
Hierauf im zweiten Jahr Stenzel (siehe 
sei Musik!), Deutsch— Wolff und Kügele; 
im 3. Jahr Algebra bei Grossek (siehe bei 
>hysik und Chemiel); im Seminar-Unter- 
kursus Krause (vgl. bei der Übersicht über 
die Ziegenhalser Seminaristen!), dann 
dessen Nachfolger Bakalla. — Persön- 
liches: Köhler: robuster Drillmethodiker, 
der aber‘ vorher gut, wenn auch kurz zu 
erklären pflegte; Verwandter des Re- 
gierungsrats Köhler in Oppeln; unser 
Lehrer wurde bei Ausbruch des Krieges 
eingezogen und starb noch im August 
1914 in Frankreich den Heldentod. — Kü- 
gele: später Rektor der kath. Volksschu- 
e Patschkau, alter Junggeselle, ein see- 
‚ensguter Mensch; Sohn Johannes des 
auch als Kirchenkomponist hervorgetre- 
tenen Seminar- und Musiklehrers Richard 
K., zuerst Liebenthal, dann Frankenstein. 
— Bakalla: vorher in Habelschwerdt, 
später Schulrat in Oberglogau und dort 
Nachbar von Krause in Neustadt; ein 
etwas trocken wirkender, aber sehr 
Feißiger Mann. 
In Französisch wurden wir in 6 Jahren 
von 6 Lehrern unterrichtet, davon in Zie- 
genhals von Kieslich, Köhler und Ober- 
jehrer Wolff. Letzterer trocken wie auch 
sonst, von esprit gaulois keine Spur; 
setzte nach jeder Klassenarbeit die 
Schüler nach Hausnummern, d. h. Fehler- 
zahlen. Latein wurde nicht erteilt, darin 
hätte er uns vielleicht besser fördern 
können. 
Folge 4 
Zweck benutzte Quendel „Maciezonka” 
= ihr habt das Weibchen. — „Homer” 
brachte uns im Seminar-Unterkursus die 
Anfangsgründe des Mikroskopierens bei, 
was mir sehr zustatten kam, als ich 1938 
zu einem anatomischen Mikroskopier- 
lehrgang nach Bayreuth kommandiert 
wurde. 
Bei Grossek (nachmals Schulrat in 
"ublinitz und nach der Abtretung an 
?olen in Leobschütz | und zuletzt Neisse 
|, wo er wieder mein Vorgesetzter war 
in Deutschwette wie Stephansdorf; ge- 
storben in Köln) hatten wir modernsten 
Naturlehreunterricht mit Bau einfacher 
Apparate und besonders Experimentie- 
‚en in Chemie, Leider hat der Krieg ge- 
‚ade diesem Unterricht wie der Ausbil- 
dung in Zeichnen und Musik (wozu eben 
wirkliche Fachleute gehören und nicht 
nur „Platzhalter”) sehr geschadet. 
Musikunterricht. Geige, Bratsche, Klavier 
und Orgel konnte ich schon spielen. 
Mein erster und zugleich ein ganz vor- 
züglicher Musiklehrer war Bernhard 
Cieslich im Unterkursus der Präparandie. 
Näheres vgl. in der Übersicht über die 
Ziegenhalser Seminaristen!). Bei einem 
Konzert im „Bergkeller” führte er auch 
aine kleine Komposition des damals 17- 
ährigen Hans-Maria Dombrowski auf. 
Der jugendliche Komponist bedankte 
sich (Ziegenhalser!) für den lebhaften 
Applaus. Auch mir Bauernjungen fiel auf, 
daß die Verbeugungen geradezu ergötz- 
‚ich linkisch ausfielen. — Dombrowski 
ıat sich später wie seine Schwester 
Nini als Musikpädagoge einen Namen 
Jemacht. — Sehr begabt war der Semi- 
1armusiklehrer Joseph Stenzel (Bruder 
Jomorganist in Breslau). Guter Bach- 
Spieler. Eines Tages erzählte er von Max 
Zeger, und am nächsten Sonntag spielte 
ar im Schulgottesdiensi nur Reger. Ge- 
sungen wurden ein Predigt- und Kommu- 
nionlied. Stenzel war Künstler, aber kein 
Mann von großer disziplinarischer Kraft. 
Nur musikalisch interessierte Schüler ha- 
ben wirkliche Förderung gehabt. Schon 
in jungen Jahren hatte er komponiert. 
Seminar-Musikdirektor Wilhelm Kothe in 
Habelschwerdt nahm ein Stück des Se- 
minaristen Joseph Stenzel in c-moll in 
eine Präludiensammlung meist Graf- 
schafter Orgelkomponisten auf. 
(Fortsetzung folgt) 
Die Heimatgruppe der Ziegenhalser in 
Berlin: 
gratuliert Herrn Josef Gronde jr., dem 
2. Kassierer der HGR. zum 45. Geburts. 
tag am 18. 4. 1966 6 
Neve Anschriften: 
Berthold Burzinski, früher Ziegenhals- 
Steine, Haus Nr. 6 bei Grundei, jetzt 
4509 Hunteburg Nr. 74 
Frau Elisabeth Romfeld, geb. Elsner, jetzt 
8034 Germering, Rathausplatz 1; 
Alfred Hanke, von München nach 807 
Ingolstadt/Do., Asamstr. 4/V1; 
Diese Ausgabe umfaßt 10 Seiten 
Der „Bote aus dem Bieletal” erscheint Mitte jeden 
Monats. Bezugspreis: vierteljährlich 2,60 DM frei 
Haus durch die Post. Bestellungen nehmen alle 
Postanstolten in der Bundesrepublik und West- 
Berlin entgegen. Redaktionsschluß am 5. jeden 
Monats. Herausgeber und Verleger: Johannes 
Torzewski; 756 Gaggenau/Baden, Fernruf 257, Post- 
scheckkonto: Karlsruhe 33446, Bankkonto: Bezirks- 
pasrkasse Gaggenau 1231 - Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 2 
Bieletalbote - Brücke zur Heima:
	        

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Bote Aus Dem Bieletal. Torzewski, 1954.
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