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Neustädter Heimatbrief (1966)

Bibliografische Daten

fullscreen: Neustädter Heimatbrief (1966)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Neustädter Heimatbrief
Untertitel:
Zeitschrift des Kreises Neustadt OS
Publikationsort:
Rothenburg o. d. T.
Veröffentlichungsjahr:
1950
Verlag:
Goldammer Verlag GmbH & Co. KG

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=010078045
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Neustädter Heimatbrief
Untertitel:
Zeitschrift des Kreises Neustadt OS
Band, Heft, Nummer:
1966
Publikationsort:
Rothenburg o. d. T.
Veröffentlichungsjahr:
1950
Verlag:
Goldammer Verlag GmbH & Co. KG

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Signatur:
Z 111
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=010078045_1966

Zeitschriftenheft

Strukturtyp:
Zeitschriftenheft
Titel:
September 1966
Band, Heft, Nummer:
9

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Neustädter Heimatbrief
  • Neustädter Heimatbrief (1966)
  • Januar 1966 (1)
  • Februar 1966 (2)
  • März 1966 (3)
  • April 1966 (4)
  • Mai 1966 (5)
  • Juni 1966 (6)
  • Juli 1966 (7)
  • August 1966 (8)
  • September 1966 (9)
  • Oktober 1966 (10)
  • November 1966 (11)
  • Dezember 1966 (12)

Volltext

seine historische Aufgabe als Puffer zwischen 
dem christlichen Abendland und dem damals 
asiatisch beherrschten Rußland hervorra- 
gend. Nach der ersten deutschen Universität, 
der Karlsuniversität in Prag, 1348 und der 
von Wien 1356, wurde 1364 Krakau zur Uni- 
versität erhoben und hatte gleichfalls star- 
ken Zuzug von deutschen Studenten, beson- 
ders aus dem schlesischen Raum. 
Nach dem Aussterben der Jagellonen tre- 
ten nach längeren Thronkämpfen die in 
weiblicher Linie verwandten Wasas aus 
Schweden das Erbe an, das sie 1587—1668 
innehaben. Es ist die Zeit eines unaufhaltsa- 
men Niedergangs, da sich die Vorkämpfer 
des Protestantismus, die Wasas in Schwe- 
den, mit den zum Katholizismus übergetre- 
tenen polnischen Wasas dauernd in den Ost- 
seefragen befehden. Innere Zwistigkeiten 
verurteilen Polen zu Ohnmacht und Bedeu- 
tungslosigkeit: die weltlichen Großen, die 
slachta, und die hohe Geistlichkeit verdrän- 
gen in der Reichsversammlung, dem Sejm, 
den Einfluß der Krone immer mehr, das 
liberum Veto im Reichstag, vergleichbar dem 
russischen „Njet“ in der UNO, lassen keine 
Regierungsgewalt zu. Man lese Schillers un- 
vollendeten „Demetrius“ einmal in diesem 
Zusammenhange. Am Ende dieser Epoche 
steht seit 1647 das polnische Wahlkönigtum 
an Stelle der Erbmonarchie, Außenpolitisch 
verliert Polen seine Randgebiete an das im- 
mer stärker werdende Rußland und die Tür- 
ken, aber besonders wichtig für uns 1675 
auch Ostpreußen, wo es durch die Bündnis- 
politik des Großen Kurfürsten, der zunächst 
mit Polen gegen Schweden, dann umgekehrt 
paktiert, auf seine Lehnshoheit verzichten 
und den Anschluß Ostpreußens an Branden- 
burg anerkennen muß. Unter den Wasas 
wird an Stelle von Krakau 1596 Warschau 
die Hauptstadt Polens. Eine besondere Tra- 
Zik der Geschichte für Schweden liegt darin, 
daß die einzige Tochter Gustav Adolfs (ge- 
fallen 1632 bei Lützen) und Erbin des 
schwedischen Königsthrons, Christine, 1654 
abdankt und katholisch wird. Sie ist die ein- 
zige Frau, die im Petersdom zu Rom in 
einem pompösen Grabmal beigesetzt ist 
(1689). 
Als erster Wahlkönig wird Fürst Johann 
Sobieski 1674 polnischer König, der wieder- 
um als Verfechter abendländischen Christen- 
tums 1683 bei der Befreiung Wiens von der 
türkischen Bedrohung mitwirkt. (Schlacht 
auf dem Kahlenberg mit polnischer Gedenk- 
tafel.) Es gelingt dann dem Kurfürsten von 
Sachsen, August dem Starken, 1697—1733 
König in Polen zu werden, und nach schwer- 
wiegenden europäischen Verhandlungen, die 
in der „pragmatischen Sanktion“ von 1733 
gipfeln, seinem Sohn August den Thron bis 
1763 zu verschaffen gegen den von Frank- 
reich gestützten Stanislaus Leszeinski. Durch 
den Grafen Brühl wird analog dem Dresde- 
ner Vorbild Warschau als moderne westliche 
Großstadt (Adelspaläste) ausgebaut (vergl. 
die Handlung in der Operette „Der Bettel_ 
student). Als letzten polnischen König ohne 
Einfluß sehen wir dann bis 1795 Stanislaus 
Poniatowski, dessen Neffe 1813 den Rück- 
zug Napoleons bei Leipzig decken soll und 
dabei in der Elster ertrinkt. 
Inzwischen waren nämlich die polnischen 
Gebietsteilungen zwischen den Mächten 
Rußland, Preußen und Österreich erfolgt, 
die Rußland unter Katharina den Löwenan- 
teil, den anderen bescheideneren Zuwachs 
bringen. Es ist unmöglich, hier alle Einzel- 
aneiten zu bringen, die man nur an Hand von 
3Zeographischen und geschichtlichen Tabellen 
aufzählen kann. 1772 erfolgte die erste polni- 
sche Teilung unter Katharina, Maria There- 
3ia und Friedrich dem Großen, der West- 
preußen und als „Provinz im Frieden“ das 
Warthe-Netze-Bruch (Bromberg) erhielt, das 
jamals völlig unkultiviert war. Die zweite 
polnische Teilung 1793 heimste Rußland ein, 
Preußen erhielt das Bistum Ermland und die 
spätere Provinz Posen. Der Rest wurde 1795 
aufgeteilt, wobei Preußen zu seinem Un- 
glück rein polnisch bevölkerte Gebiete (Neu- 
Istpreußen, Warschau, Neu-Schlesien) bis 
1807 vereinnahmte. 
Die antirussische Politik Napoleons führte 
ıach der Niederlage Preußens 1807 im Frie- 
len von Tilsit zur Wiederherstellung eines 
‚Großherzogtums“ Warschau, das ganz von 
Frankreich abhängig war und die bis heute 
vorhandene französische Einstellung der pol- 
aischen Gesellschaft bedingte. Dies ist die 
Zeit der polnischen Geliebten Napolons, der 
aräfin Walewska. Es ist nun falsch, nur von 
drei polnischen Teilungen zu sprechen; denn 
1815 auf dem Wiener Kongreß wurde das 
sogenannte Kongreßpolen Rußland (Alexan- 
der I.) unter autonomen Namen übereignet, 
und das Zarenreich begann mit einer bluti- 
zen Russifizierung, die bis heute den polni- 
schen Patrioten und Katholiken zum Feind 
äes russischen Bolschewisten und Atheisten 
machen muß. 
Der damit geweckte polnische Nationalis- 
nus richtete sich auch in mehreren Aufstän- 
Jen (1832, 1848) gegen Preußen, sah im Erz- 
bischof von Posen-Gnesen seinen ungekrön- 
ten König und griff später nach Oberschle- 
szien (Korfanty 1918-1921), ja sogar bis in das 
Ruhrgebiet über. Die Lage Polens rief Mitte 
des 19. Jahrhunderts eine wahre Polenbegei- 
sterung unter deutschen Intellektuellen her- 
vor, denen die „Hakatisten“ der Kaiserzeit 
gegenüberstanden. 
Der erste Weltkrieg brachte die Besetzung 
Polens durch die Mittelmächte und den Ge- 
janken an ein Königreich Polen, der bei der 
Gegensätzlichkeit Habsburg-Hohenzollern- 
Wittelsbach auch ohne verlorenen Krieg 
zeine Aussicht auf Erfolg bot. Die Rolle des 
Marschalls Pilsudski bei der Errichtung der 
Republik Polen 1919 ist bekannt; Deutsch- 
land mußte außer kleineren Einbußen die 
Provinzen Westpreußen und Posen abtreten 
polnischer Korridor) und verlor unter alli- 
,erter Billigung trotz günstiger Abstimmung 
25Q
	        

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