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Neustädter Heimatbrief (1966)

Bibliografische Daten

fullscreen: Neustädter Heimatbrief (1966)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Neustädter Heimatbrief
Untertitel:
Zeitschrift des Kreises Neustadt OS
Publikationsort:
Rothenburg o. d. T.
Veröffentlichungsjahr:
1950
Verlag:
Goldammer Verlag GmbH & Co. KG

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=010078045
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Neustädter Heimatbrief
Untertitel:
Zeitschrift des Kreises Neustadt OS
Band, Heft, Nummer:
1966
Publikationsort:
Rothenburg o. d. T.
Veröffentlichungsjahr:
1950
Verlag:
Goldammer Verlag GmbH & Co. KG

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Signatur:
Z 111
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=010078045_1966

Zeitschriftenheft

Strukturtyp:
Zeitschriftenheft
Titel:
August 1966
Band, Heft, Nummer:
8

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Neustädter Heimatbrief
  • Neustädter Heimatbrief (1966)
  • Januar 1966 (1)
  • Februar 1966 (2)
  • März 1966 (3)
  • April 1966 (4)
  • Mai 1966 (5)
  • Juni 1966 (6)
  • Juli 1966 (7)
  • August 1966 (8)
  • September 1966 (9)
  • Oktober 1966 (10)
  • November 1966 (11)
  • Dezember 1966 (12)

Volltext

selbst auf die Gefahr hin, vielfach allgemein 
Bekanntes zu wiederholen. Dr. Jungnitz 
THEMA I 
Mit der Annahme des röm.-kath. Glaubens 
durch den Frankenkönig Chlodwig im Jahre 
500 (?) zu Reims vollzog sich ein Ereignis von 
weltgeschichtlicher Bedeutung, in dem der 
Arianismus der Ostgermanen (Bibelüber- 
setzung Ulfilas) damit endgültig zum Unter- 
zang verurteilt war. Die christlich geworde- 
aen Frankenkönige und ihre Nachfolger, die 
Karolinger, werden damit zu Verfechtern 
sines Zusammengehens von Staat und Kirche 
mit der späteren Theorie der zwei Schwerter 
die die Welt beherrschen. Damit beginnt die 
Christianisierung bisher „heidnischer“Gebie- 
fe im Norden und Osten Europas. Soweit die 
Missionare dabei den Märtyrertod erleiden, 
werden sie zu Nationalheiligen der betref- 
lenden Länder, ein Verfahren, das auch po- 
litisch genutzt wird. 
Die kirchliche Ordnung in Germanien geht 
auf den Angelsachsen Winfried, mit kirchl. 
Namen Bonifatius, der Wohltäter, zurück, der 
als Erzbischof von Mainz die Organisation 
der christl. Kirche auf deutschem Boden 
schuf. Als „Apostel der Deutschen“ wird er 
auf einer Missionsreise in Friesland 754 er- 
schlagen, sein Leib in Fulda beigesetzt, Aus- 
gangspunkt der Fuldaer Bischofskonferenz 
dis heut. Seit 772 unternimmt nun Karl d. Gr. 
(768 - 814) die Bekehrung der Sachsen in 
mehreren blutigen Kriegen: sein Gegner Her- 
zog Widukind. Mittelpunkt wird jetzt das 
Ezbistum Köln, von dem auf sächsischem 
Gebiet eine Reihe Suffraganbistümer ge- 
schaffen werden wie Münster, Osnabrück, 
Paderborn, Minden, Verden, Hamburg, das 
wegen der Normannengefahr 845 nach Bre- 
men verlegt wird. Von hier aus unternimmt 
ler „Apostel des Nordens“, der Mönch Ans- 
gar aus Corbi bzw. Corvey an der Weser 
(vgl. den Titel „Herzog von Ratibor und Cor- 
vey“), die Christianisierung in Dänemark 
und Schweden. Mit dem Vordringen der 
Deutschen nach Osten unter den Ottonen 
entsteht das mächtige Erzbistum Magdeburg 
mit seinen Suffraganen Hildesheim, Halber- 
stadt, Posen(!) und Oldenburg im slawischen 
Wagrien, Havelberg, Brandenburg und Mei- 
Ben, Merseburg, Naumburg. Damit sind wir 
bei den „Slawen“ angelengt: Wenden, Sor- 
ben, Tschechen, Polen, die einem doppelten 
Ansturm ausgesetzt sind, dem Vordringen 
der röm.-kath. Kirche mit Hilfe der deut- 
schen Kaiser und der von Byzanz (Konstan- 
:inopel) ausgehenden Missionierung durch 
die „Apostel der Slawen“, Kyrill und Metho- 
dius. Siegreich bleibt Rom, besonders seit 
äurch die Kirchenspaltung von 1054 Papst 
ınd oström. Patriarch in unüberbrückbaren 
Gegensatz geraten, bis zum Jahre 1965 auf 
dem 2. vatikan. Konzil durch Bruderkuß das 
„Anathema sit!“ (der feierliche kirchliche 
Bannfluch) von beiden Seiten aufgehoben 
und damit wohl eine neue Ära eingeleitet 
wird. Wesentlich bleibt das röm. Christen- 
tum und damit eine jahrhundertelange Zu- 
gzehörigkeit der Westslawen. zum abendlän- 
dischen Kulturkreis, eine geschichtliche Tat- 
sache, auf die viele für die Zukunft ihre po- 
litischen Hoffnungen setzen. 
l. Vom Bistum Passau aus erfolgt die Ein- 
{ührung des Christentums in Böhmen um die 
Mitte des 9. Jahrh. unter gleichzeitiger Hul- 
digung von 14 Teilfürsten vor dem deutschen 
Kaiser Ludwig dem Deutschen. Seit dieser 
Zeit gehörte Böhmen (Königreich seit 1086) 
zum hl. röm. Reich deutscher Nation bis zu 
seiner Auflösung am 6. 8. 1806, dann zu 
Österreich (Haus Habsburg) bis 1918, seitdem 
nationale (Volks)republik. Böhmens Natio- 
nalheiliger wird der von seinem Bruder Bo- 
‚eslav ermordete Wenzel, noch bekannter 
später der „Brückenheilige“, Johannes von 
Nepomuk, als Hüter des Beichtgeheimnisses. 
Prag mit seinem großartigen Veitsdom wird 
Erzbistum. 
2. Die damals zahlreichen Stämme der 
Wenden zwischen Elbe und Oder sowie der 
Sorben won der Lausitz bis über die Saale 
werden im Zuge der deutschen Landnahme 
unter den kaiserlichen Markgrafen (Hermann 
Billung, Gero, Haus Askanien und Wettin) 
zeit etwa 930 christianisiert und fast völlig 
eingedeutscht. Völkische Reste haben sich er- 
halten im Spreewald, in der kath. Enklave 
um Meißen und Bautzen und im evg.-bran- 
ienburgischen Teil um Cottbus. 
3. Um dem übermächtigen Einfluß der bay- 
rtisch-Ostfränkischen Kirche zu entgehen, 
sucht Mähren Anlehnung an Byzanz und be- 
cuft die oben schon genannten Brüder Kyrill 
und Methodius ins Land. Durch Einführung 
der griechischen Liturgie und des kyrillischen 
Alphabets entstehen aber Mißhelligkeiten, 
die zu einem Anschluß an den böhmischen 
Raum und damit zum Abendland führen. 
4. Wir haben alle von den Feiern anläßlich 
des 1 000jährigen Jubiläums der kath. Kirche 
in Polen gehört, alle Zeitungen haben aus- 
führlich darüber berichtet. Seit etwa 850 
ı'assen sich in Polen die Piasten als Stammes- 
lürsten, vielleicht sächsischen oder norman- 
ıischen Ursprungs (vgl. Rußland), nachwei- 
zen. Unter dem Druck der politischen Ver- 
ıältnisse und der allgemeinen Zeitströmung 
‘olgend nimmt nun, wohl unter dem Einfluß 
seiner katholischen, aus Böhmen stammen- 
len Gemahlin, der poln. Herzog Miesko (Mi- 
;jeka oder Miecislav) das Christentum in 
westlicher Form an. Es geschah im Jahre 966 
n Gnesen, das schnell zum Erzbistum avan- 
xerte und dem als Suffragane Kolberg, 
3reslau, Krakau sowie das bis 968 Magde- 
yurg unterstellte Posen zugeteilte werden. 
Damit beginnt mit Gnesen-Posen als Mittel- 
Junkt sich das polnische Nationalbewußt- 
sein zu entwickeln, das nicht zu Unrecht 
jeine Kirchenfürsten nach Untergang des 
Joln. Staatswesens (1795) als „ungekrön- 
;je Könige von Polen“ betrachtete (vgl. Erz- 
aischof Lewandowski und Bismarck im Kul- 
297
	        

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