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Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt (1966)

Bibliografische Daten

fullscreen: Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt (1966)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt
Untertitel:
Mitteilungsblatt für Familie und Heimatkunde
Publikationsort:
Nürnberg
Veröffentlichungsjahr:
1958
Verlag:
Preußler

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=010077960
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt
Untertitel:
Mitteilungsblatt für Familie und Heimatkunde
Band, Heft, Nummer:
1966
Publikationsort:
Nürnberg
Veröffentlichungsjahr:
1958
Verlag:
Preußler

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Signatur:
Z 417
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=010077960_1966

Zeitschriftenheft

Strukturtyp:
Zeitschriftenheft
Titel:
März 1966
Band, Heft, Nummer:
3

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt
  • Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt (1966)
  • Januar 1966 (1)
  • Februar 1966 (2)
  • März 1966 (3)
  • April 1966 (4)
  • Mai 1966 (5)
  • Juni 1966 (6)
  • Juli 1966 (7)
  • August 1966 (8)
  • September 1966 (9)
  • Oktober 1966 (10)
  • November 1966 (11)
  • Dezember 1966 (12)

Volltext

verehrung als unser Fastenopfer mitbringen werden? Ich kam auf diesen Gedanken im 
Hinblick auf die Zone. Bis auf wenige von uns wissen die anderen fast nichts von der 
Fastenzeit, die die Menschen drüben nun schon seit zwanzig Jahren, und verschärft seit 
Errichtung der Mauer, durchmachen müssen. Ende Dezember war ich wieder mal in Ost= 
Berlin. Ging da an der Grenze zum französischen Sektor eine Straße entlang. Mitten auf 
der Straße, längs der Fahrbahn, ein Drahtzaun. Polizisten mit Maschinenpistolen ziehen 
auf und ab. Die Häuser jenseits des Zaunes gehören auch noch zum sowjetischen Sektor, 
liegen aber direkt an der „Staatsgrenze“, weshalb man sie nur mit besonderem Ausweis 
aufsuchen darf. — Ich spreche einen Mann in den besten Jahren. „Bald halten wir es hier 
nicht mehr aus. Es ist zum Verrücktwerden! Immer und immer nur die Mauer und der 
Stacheldraht!“ — Und der Sarkasmus eines jungen Ostberliners findet folgende Worte: 
„Ich freue mich schon auf das Jahr 2001; dann werde ich 65 Jahre alt und darf als Rentner 
auch mal nach Westberlin!‘“ — Vielleicht ist für die Menschen drüben das Entbehren- 
müssen so mancher äußerer Dinge gar nicht so schlimm, obwohl sie auch gern am Wirt- 
schaftswunder teilhätten. Vielleicht ist für sie viel, viel schlimmer der Entzug der Frei- 
heit. Nur einen Zuchthaushof von Schwerverbrechern, nur ein KZ grenzt man gegen die 
freie Welt so ab, wie man es von der Autobahn aus kurz vor Berlin als „Staatsgrenze“ 
anstaunen kann. 
Fastenzeit! Machen wir sie uns doch nicht zu billig, wenn wir am Aschermittwoch 
oder Karfreitag als katholische Christen über Fasten und Abstinenz stöhnen? Zu billig, 
wenn wir am ersten Passionssonntag in unseren prallen Geldbeutel greifen und knurrend 
einen Fünfmarkschein opfern: „Diese ewige Bettelei!“? — Vor einiger Zeit sagte mir eine 
führende evangelische Dame: „Ja, Sie haben es in der katholischen Kirche leicht. Sie 
setzen eine große Sammlung an, die Leute kommen in die Kirche und spenden dafür. 
Wir müssen von Haus zu Haus sammeln gehen. Komme ich da neulich in einen Neubau; 
alles ist drinnen. Ich spreche die Besitzerin um eine Gabe für ‚Brot für die Welt‘ an. Und 
die Antwort? — ‚Ausgerechnet zu den Ärmsten müssen Sie immer kommen!‘“ 
Ja, unsere Haltung als Christen, als freie Menschen hier im Westen ist wohl irgend- 
wie nicht in Ordnung. Es geht einem auf, wenn man nur einmal einen Blick nach drüben 
wirft; man wird dann die Gedanken um die Menschen drüben nicht mehr los. Und genau- 
so ist es, wenn man. Menschen aus der Heimat spricht, die mal hier kurz auf Besuch wei- 
len. Erschüttert steht man vor ihrer Treue zur Heimat, die ganz anders fundiert ist als bei 
uns. Auf all das, was wir uns so im Laufe der Zeit als „Bürger Westdeutschlands“ beige- 
legt haben, würden die drüben — und die weiter drüben — gern verzichten, dürften sie 
nur wieder einmal reden, wie es ihnen ums Herz ist! Ja, wenn sie auch mal selbst zu uns 
kommen dürften, um uns so ganz persönlich ein „Dankeschön“ für alle Päckchen und Pa- 
kete zu sagen, die wir ihnen in den letzten Jahren so oft geschickt haben! 
Fastenzeit! Ja, ich weiß nicht, aber es läßt mir keine Ruhe, wenn ich sehe, was uns 
hier das Wort „Fastenzeit“ nur noch bedeutet, und wie es drüben gehalten wird. Irgend 
etwas ist bei uns nicht richtig! Was?? Ich weiß es nicht. Aber irgendwie müßten wir alle 
uns einmal Gedanken darüber machen. Vielleicht finden wir eine Antwort, so ganz per- 
sönlich, nur für uns, die für keinen anderen paßt. Vielleicht?? Ich meine, wir müßten nach 
ihr suchen, müßten sie finden, sonst bleibt unser Christsein nur ein äußerliches Gewand, 
voller Pracht, das wir einem Leichnam umgehängt haben. So gesehen, ist jede Fastenzeit 
eine wirklich ernste Zeit, die uns alle fragen möchte, fragen nach dem wahren Wert un- 
seres Christseins, Und diese Frage wird dann ganz drängend, wenn wir am Karfreitag 
das Bild des Gekreuzigten sehen. Es fragt einen jeden von uns: „Was hast du aus der 
Fastenzeit gemacht? — Hast du sie dir nicht zu billig gemacht?“ — Weichen wir jetzt 
einer Antwort auf diese Frage aus, wir werden sie einmal dem Gekreuzigten geben müs- 
sen, wenn alle Gedanken um die irdische Heimat verblassen und alles darum geht, daß 
wir nicht auch die ewige verlieren. P. Maurus Damek OFM 
Bitte, werben Sie einen neuen Bezieher!
	        

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