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Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt (1966)

Bibliografische Daten

fullscreen: Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt (1966)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt
Untertitel:
Mitteilungsblatt für Familie und Heimatkunde
Publikationsort:
Nürnberg
Veröffentlichungsjahr:
1958
Verlag:
Preußler

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=010077960
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt
Untertitel:
Mitteilungsblatt für Familie und Heimatkunde
Band, Heft, Nummer:
1966
Publikationsort:
Nürnberg
Veröffentlichungsjahr:
1958
Verlag:
Preußler

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Signatur:
Z 417
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=010077960_1966

Zeitschriftenheft

Strukturtyp:
Zeitschriftenheft
Titel:
Mai 1966
Band, Heft, Nummer:
5

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt
  • Gleiwitzer - Beuthener - Tarnowitzer Heimatblatt (1966)
  • Januar 1966 (1)
  • Februar 1966 (2)
  • März 1966 (3)
  • April 1966 (4)
  • Mai 1966 (5)
  • Juni 1966 (6)
  • Juli 1966 (7)
  • August 1966 (8)
  • September 1966 (9)
  • Oktober 1966 (10)
  • November 1966 (11)
  • Dezember 1966 (12)

Volltext

Die Vertriebenen werden am 14. Mai 1966 auf dem Bonner Marktplatz zur Stelle sein. 
Niemand, der nach Bonn kommen kann, sollte sich ausschließen, etwa in der Annahme, 
der Freund und Nachbar werde ihn schon gut vertreten. Selbst muß man zur Stelle sein, 
will man gehört werden, will man mitreden. 
Die nationalistischen Schlagworte wird man vergebens suchen. Niemand predigt einen 
aggressiven Nationalismus und verlangt fremdes Territorium, niemand spricht von An- 
nexion, wie schon jetzt eine polnische Zeitung aus Angst vor dem 14. Mai düster prophe- 
zeit hat. Das Bekenntnis zu Deutschland entspricht der Haltung eines jeden Volkes zu 
seiner Nation. Auch wir haben einen Anspruch darauf. 
Daß auch die ungelösten Fragen des Lastenausgleichs, vor allem der 19. Novelle zum 
Lastenausgleich mit zur Sprache kommen sollen, versteht sich, wenn die von dem Zweiten 
Weltkrieg am härtesten Getroffenen das Wort nehmen und nach den Sozialpolitischen 
Lösungen, die uns allen aufgetragen sind, fragen. Es muß endlich mit offenen Karten ge- 
spielt werden, damit jedermann weiß, was im Lastenausgleichsfonds vorhanden und wie 
das Vorhandene auf die bestmögliche Weise verteilt werden kann. 
Schließlich werden. die Vertriebenen auch ihre Solidarität mit allen Kräften der Frei- 
heit und den heute noch. in Unfreiheit lebenden Völkern bekunden. Der Dank gilt allen 
jenen Mächten, die sich für die Freiheit tatkräftig einsetzen, denen die Freiheit der Völ- 
ker kein leeres Lippenbekenntnis ist. 
Am 14. Mai 1966 melden sich die Vertriebenen unüberhörbar zu Wort. Dies Wort hat 
politische Kraft. Je größer die Demonstration, je deutlicher die Bekundung des Willens, 
um so entscheidender wird der Einfluß der Vertriebenen bei der Gestaltung der Zukunft 
sein. Es darf keine Politik hinter dem Rücken der Vertriebenen geben. Das setzt aber 
voraus, daß die Vertriebenen zuerst einmal ihre Existenz und die Kraft dieser Existenz 
vor jedermann — ganz nüchtern gesprochen — zeigen. Das Auftreten der Vertriebenen 
in Bonn wird darum die Maßeinheit schaffen, mit der man in Zukunft ihr politisches Ge- 
wicht mißt. Versäumnisse lassen sich nicht mehr nachträglich korrigieren. . 
Den zerstörerischen Mächten der Selbstverleugnung sollte mit der alle Trägen und 
Feigen aufrüttelnden Überzeugung der Selbstbehauptung geantwortet werden. Das Be- 
kenntnis von Bonn soll ein Zeichen der Selbstbehauptung setzen. 
Unsere schlesische Toleranz 
Denkmal für einen Lehrer 
In den Diskussionen um das Konkordat wurde dem Bedenken eines evangelischen 
Pastors Ausdruck gegeben, daß die Schüler einer konfessionellen Minderheit jetzt oder 
später in seelische Gewissensbelastung hineinkommen könnten, wenn sie über das reli- 
giöse Brauchtum der anderen Konfession nähere Kenntnis erhielten. 
Dazu erlaube ich mir aus eigener Lebenserfahrung einiges zu sagen: Vor dem ersten 
Weltkrieg besuchte ich in Neudeck, Oberschlesien, dem Landsitz des Fürsten Henckel von 
Donnersmarck, die evangelische Volksschule. Sie wurde von einem ausgezeichneten, tüch- 
tigen und toleranten Hauptlehrer geleitet, daß wir katholischen Schüler, die wir in der 
überwiegenden Mehrheit waren, niemals in unserem Bekenntnis verletzt wurden. Die 
evangelischen Religionsstunden lagen von acht bis neun Uhr, und wir katholischen. Schü- 
ler warteten im Hausflur bis neun Uhr, wo der allgemeine Unterricht für beide Bekennt- 
nisse mit einem Choral und kurzem religiösem Spruch begann. Wer wollte, brauchte nicht 
im Hausflur bis Stundenschluß zu warten, sondern konnte leise ins Klassenzimmer ein- 
treten und auf den hinteren leeren Bänken Platz nehmen. Davon machten einige, auch 
ich, Gebrauch. So lernten wir auch die schönen Choräle von Paul Gerhard, Nicolai, Lean- 
der und anderen kennen. Da ich eine sehr helle Stimme hatte, forderte mich der evange- 
lische Hauptlehrer auf, in der evangelischen Parkkirche mitzusingen, was mir mein Vater 
auch ruhig erlaubte. 
Unseren katholischen Religionsunterricht erhielten wir am Nachmittag vom katholi- 
schen Lehrer aus dem Nachbarort. Unser Pfarrer hielt streng darauf, daß keiner von uns 
zu ihm zur heiligen Beichte kam, ohne unseren evangelischen Lehrer um Verzeihung ge-
	        

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