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Nellenburger Bote, Jg. 1868 (8)

Bibliografische Daten

fullscreen: Nellenburger Bote, Jg. 1868 (8)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Nellenburger Bote
Publikationsort:
Stockach
Veröffentlichungsjahr:
1861 - 1906
Verlag:
Fabian Sebastian Gulde'sche Buchdruckerei

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=522493-7
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Nellenburger Bote, Jg. 1868
Untertitel:
Verkündigungsbl. für d. Großh. Amts- und Amtsgerichtsbezirke Stockach und Meßkirch
Band, Heft, Nummer:
8
Publikationsort:
Stockach
Veröffentlichungsjahr:
1868
Verlag:
Eduard Stadtmann'sche Buchdruckerei
Größe der Vorlage:
folio

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=522493-7_1868

Kapitel

Strukturtyp:
Kapitel
Titel:
Zeitungen

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Nellenburger Bote
  • Nellenburger Bote, Jg. 1868 (8)
  • Zeitungen

Volltext

zuten Stand zu setzen. Er hofft dieselbe mit den neuen aus Amerika 
(Kanada) zu erwartenden Zuzüglern auf die Höhe von 26,000 
Mann zu bringen. Man ist deßhalb eines neuen Aufrufs nach 
Peterspfennigen gewärtig. Andererseits sammelt die italienische 
Regierung in dem unfern der päpstlichen Gränze gelegenen Lager 
hyon Fojano Kerntruppen aller Gattungen, die unter den Befehl des 
apfern Generals Bixio zu stehen kommen werden. — Die Dieb— 
stähle aller Art häufen sich in erschreckendem Maße. Auch das 
königl. Schloß zu Monzu erhielt, während das kronprinzliche Paar 
mit Gefolge die ihm zu Ehren im nahen Mailand bereiteten Fest⸗ 
iichkeiten entgegennahm, von unsauberen Vögeln einen Besuch, welche 
Geld und Kostbarkeiten im Werth von 50,000 Fres. davon trugen, 
darunter sämmtliche Orden des Herzogs von Litta. 
Mailand, 12. Zuni. Im Laufe der Woche hatte Italien 
zwei Feste, ein bürgerliches und ein kirchliches Ersteres findet 
immer am ersten Sonntag des Juni statt und wird im ganzen 
Lande mit warmer Theilnahme als Verfassungsfest gefeiert. Hier 
sollten die Festlichkeiten durch den ersten Besuch des Kronprinzen 
und seiner Gemahlin nach der Vermählung erhöht werden; beide 
begaben sich den Corso entlang in den Palast Saporiti, vor wel—⸗ 
chem Nationalgarde und Militär defilirten. Aber die Festlichkeiten 
der Neuvermählten dauern viel zu lange; nachdem in Turin, Flo— 
zenz, Genug und Venedig ungeheure Summen in dieser drückenden 
Zeit verschleudert wurden, wird eine noch weitere Fortsetzung als 
unzweckmäßig erachtet. So geschah es, daß das Publikum ziemlich 
kalt beim Erscheinen der Besuchenden blieb. In Beziehung auf 
das Frohleichnamsfest drückte sich gestern ein hiesiges Blatt wie 
folgt aus: „Das Frohleichnamsfest lief heute ohne Unordnung ab, 
weil es in den Kirchen gefeiert wurde.“ Es ist nicht ohne Wich— 
tigkeit, daß es die weltlichen Behörden in einer beinahe rein katho— 
lischen Stadt (unter 85 Kirchen nur eine protestantische) dahin 
brachten, daß die Prozessionen auf den Straßen aufhören mußten. 
Der Prunk der Priester, das absichtliche Stören der Prozessionen 
von Seiten der Katholischen selbst, die dadurch entstandenen Unord— 
zungen, die Hemmung des öfsentlichen Verkehrs waren die Gründe, 
daß das Fest auf die Kirche beschränkt wuwe. 
Dongufürstenthümer. 
Aus Belgrad den 12. Juni wird telegraphirt: Die Mör— 
der des Fürsten sind ausfindig gemacht und die Untersuchung be— 
findet sich in vollen Gange. Obwohl mehrere Verhaftungen vor— 
zenommen wurden, so blieb doch die Ruhe ungestört. Das Land— 
volk liefert aus freien Stücken verdächtige Persönlichkeiten ein. Die 
Vertreter der fremden Mächte halten häufige Besprechungen mit 
der provisorischen Regierung. Heute wird der schrecklich verstüm— 
melte Leichnam des Fürsten einbalsamirt und wahrscheinlich über— 
morgen bestattet werden. 
DZ. Graf Bismarck, der Kanzler des norddeutschen Bundes, 
leidet an den Nerven und hat einen Urlaub von drei Monaten 
erbeten und erhalten. Den norddeutschen Bund kann man aber 
unicht aufs Land oder in die Bäder schicken. So werden Die, die's 
zunächst angeht, immer wieder daran erinnert, daß man ein Reich 
nicht auf zwei Augen und zwei Schultern stellen darf; Bismarck ist 
ein starker Mann, aber kein Atlas, der ein neues Reich mit Feinden 
ringsum auf der Schulter tragen kann. Es gibt im Bunde zwar 
Leute genug, die auf zwei Achseln tragen, aber gerade Denen darf 
nan die Last nicht anvertrauen, man muß mit der Verfassung und 
mit Einrichtungen nachhelfen. 
— Prinz Napoleon in Stuttgart, München und Wien — das 
gibt den Parisern, fast mehr zu denken als den Deutschen. Sie 
scheinen den Inh als eine Art Sturmvogel zu betrachten und 
iußern, er besuche die empfindlichsten Punkte der europäischen 
Politik. Der Prinz läßt davon nichts merken; er zeigt sich in 
Wien sehr aufgelegt und gefällt sich und Andern. Obgleich er meist 
in bürgerlichem Kleid spazirt, erkennen ihn die Wiener an seiner 
Aehnlichkeit mit Napoleon 1. und grüßen ihn sehr lebhaft. Als 
er beim Kaiser in Schönbrunn tafelte und dann spuzieren fuhr, 
varen 50,000 Wiener versammelt und begrüßten ihn mit dreimaligen 
Hochs. Einen kleinen Schrecken hatte er doch; im Prater umher⸗ 
schlendernd griff er plötzlich nach seiner Brust und erschrack; seine 
Brieftasche war fort mit allen Geheimnissen; in demselben Augen— 
hlick kam ein Herr auf ihn zu und überreichte ihm die gefundene 
Tasche. Wenn er einen Blick hineingeworfen hat, so hat er viel— 
leicht mehr romantische als diplomatische Geheimnisse erfahren; 
denn Prinz Plonplon ist ein großer Romantiker. Der Prinz hat 
Anen Aufenthalt verlängert und ist seitdem zugeknöpfter. Man 
sagt in Wien, er sei friedlich gesinnttt. 
— In den sauern Apfel der 18 —20prozentigen Couponsteuer 
beißen die östreichischen Staatsgläubiger ziemlich tapfer. Sie hof— 
fen, daß mit der bösen Steuer der schlimmere Bankerott abgewendet 
ist und trösten sich, daß ein Sperling in der Hand besser ist als 
zehn auf dem Dache. Der östreichische Doppeladler ist freilich damit 
zum Sperling degradirt und ein böses Beispiel gegeben. Auch trifft 
de Trrost nur die großen Herren an der Böoͤrse, die die östreichischen 
Papiere wie den glimmenden Span im Spiele schnell aus der Hand 
zegeben haben, sie saßen oben an; den kleinen Leuten unten ist 
der Span in der Hand zur Kohle geworden und sie haben den 
Schaden. 
— Prinz Napoleon hat dem König Georg in Hietzing bei Wien 
seinen Besuch gemacht und auch den Gegenbesuch des Königs (noch 
dazu in hannover'scher Paradeuniform) erhalten, aber gesehen und 
gesprochen haben sie einander nicht; denn die Besuche fanden- zu 
einer Stunde statt, wo beide Theile sicher waren, sich nicht zu treffen. 
— Man erzählt, der Kaiser von Oestreich habe vor Publikation 
der drei Gesetze an den Papst geschrieben, er müsse abdanken oder 
die neuen Gesetze unterzeichnen, durch welche das Concordat um— 
jestaltet werde. Darauf soll der Papst geantwortet haben, der 
daiser sei nicht verantwortlich für das, was er unter solchem 
Zwang thue. Es werde sich schon eine Gelegenheit finden, wo er 
sen Zwang wieder abschütteln könne. 
Stockach, 15. Juni. Soeben kommt uns die erfreulichéè 
Rachricht zu, daß sich die durch ihre vorzüglichen Leistungen im 
In- und Auslande rühmlichst bekannte Musik des in Konstanz 
garnisonirenden 4. Infanterie-Regiments Prinz Wilhelm in voll— 
tändiger Anzahl im Garten des Herrn Bräumeisters Anton Flieg 
dahier am naͤchsten Sonntag den 21. d. M. Nachmittags bei gün— 
stiger Witterung produziren wird. — Allen Freunden der Musik 
in Stadt und Land wird der uns hierdurch zu Theil werdende 
außergewöhnliche Genuß willkommen sein, und wir wünschen daher, 
daß durch eine recht zahlreiche Betheiligung die allseitige Anerken— 
iung ausgesprochen werden möge. 
*Aus dem Bezirk Stockach. Nach dem Freib. Kath. 
Kirchenblatt ist von der Radolfzeller freien Conferenz der Geistlichen 
inter Anderm besprochen worden, wie man gegen die Forderungen 
der Lehrer wegen Erhöhung des Organistengehaltes entgegen wirken 
könne. Man vereinigte sich dahin, daß man, im Fall die Ansprüche 
des Lehrers zu hoch seien, (2) die Orgel ruhen lassen wolle wie 
im Orient, oder man gehe ernstlich daran, eine eigene Congre— 
gation von Organisten und Meßnern zu bilden. 
Geht aus diesen Beschlüssen nicht deutlich hervor, daß man 
von Seiten der Geistlichen den Lehrern die so gerechte Vergütung 
für kirchliche Dienste mißgönnt? Oder soll der Lehrer fortan um— 
onst für die Kirche arbeiten? Die wenigen Gulden, die dem Lehrer 
ür Organistendienst bisher bezahlt wurden, die aber zum Schul⸗ 
hiensteinkommen gerechnet waren, stehen durchaus nicht im Verhält— 
aißz zu den Leistungen und Mühen, die ihm die Einübung der 
zirchengesänge verursachen; die vielen Gesangstunden und Gesang⸗ 
proben sind es, die dem Lehrer eine Last geworden, weil sie viele 
Zeit erfordern, und ihm außerdem manchen Verdruß bereiten. 
Wenn gleich bei Beginn der Schulfrage von Seite der ultra⸗ 
montanen Parthei die angemessene Besserstellung der Lehrer in 
ihren öffentlichen Blättern befürwortet wurde, war das jedenfalls 
aur eine scheinbare Befürwortung. Jetzt, nachdem bei uns, wie 
auch in andern Staaten, die gesetzliche Besserstellung ausgesprochen 
st, tritt diese ulrramontane Parthei mit ihren wohlmesrnenden 
Hesinnungen hervor. In der That, dieses Entgegenwirken der 
Beistlichen ist nicht vom Geiste der Gerechtigkeit, der Liebe und 
des Friedens beseelt. 
Wahrend der Geistliche durch seine schöne Besoldung von 
1000, 1500 bis 2000 fl. auch für die täglichen Messen schon be— 
jahlt ist, so nimmt derselbe für gestiftete und bestellte Messen doch 
noch seine besondern Gebühren fuͤr eine und dieselbe Dienstleistung 
ein; dem Lehrer aber für seine bisher vielfach umsonst geleistete 
Mühe und aufgeopferte Zeit für Einübung des Kirchengesangs und 
iür Orgelspiel mißgönnt man die angemessene gerechte Vergütung. 
Es ist dies Beweis genug, wie liebevoll sich die Ultramontanen 
um die Schule und die Lehrer annehmen. 
Konstanz. (Liste der für die Schwurgerichtssitzung des 2. 
Quartals 1868 einberufenen Haupt- und Ersatz-Geschworenen.) 
l. Haupt-Geschworene. M Ferdinand Schneckenbühl, Gast— 
wirth und Gemeinderath von Markdorf. 2) Thomas Vogt, unter. 
Landwirth von Reiselfingen. 3) Johann Schuler, Landwirth und 
Gemeinderath von Schwabenhausen. 4) Georg Adam Braun, pens. 
Rentmeister von Konstanz. 5) Max Wuͤrth, Kaufmann von Stüh— 
lingen. 6) Richard Eschbach, Bürgermeister und Handelsmann von 
Albert. 7) Mar Straub, Müller von Unadingen, 8) Josef Rösch, 
Landwirth von Gutenstein. 9) Peter Buchegger, Handelsmann von 
Singen. 10). Josef Schäuble, Bürgermeister von Herrischried. 
11) Jakob Brodscholl, Landwirth von Hintschingen. 12) Leo Was— 
mer, Müller von Todtmoos. 13) Xaver Singer, Apotheker von 
Pfullendorf. 14) Johann Roth, Bürgermeister von Ahausen. 
15) Josef Riedmatter, Müller von Görwihl. 16) Anton Keller, 
Burgermeister von Altheim. 17) Konstantin Roth, Gastwirth und 
Hemeinderath von Billafingen. 18) Lorenz Weber, Gerber von 
Bohlingen. 19) Andreas Möll, Säger von Krumbach. 20) Josef 
Wagner, Bleicher von Böhringen. 21) Willibald Martin, Land— 
virth von Ehingen. 22) Michael Keller, Landwirth von Gutma
	        

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